Geldanlage Was die besten Vermögensverwalter kaufen

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Thomas Käsdorf

In Sachen Inflation ist Schmiel Pessimist, hält aber nichts von Panikmache. „Die ausufernden Staatsschulden werden natürlich weginflationiert“, sagt er, „aber es gibt keinerlei Anzeichen für eine Hyperinflation à la 1923, wie manche uns Glauben machen wollen.“ Schmiel rechnet eher mit einer vorübergehenden Inflation von 3 bis 6 Prozent – immer noch ein Anstieg um 1 bis 4 Prozentpunkte vom aktuellen Niveau – und für ihn Grund genug, momentan Aktien wegen ihres Inflationsschutz-Charakters gegenüber Zinspapieren zu bevorzugen.

Aktien aber pflegen stark im Wert zu schwanken, eine Eigenschaft, die Schmiel für seine konservativen Kunden nicht zupass kommt, weil diese hohe zwischenzeitliche Buchverluste nicht gut aushalten. Deshalb suche er ständig „Situationen, in denen das übliche Kräfteverhältnis zwischen Chancen und Risiken an den Märkten außer Kraft ist“. Solche findet Schmiel oft bei laufenden Übernahmeprozessen, wie derzeit bei ACS/Hochtief.

„Viele Anleger glauben, man müsse die Aktien des Übernahmezieles möglichst früh besitzen, um zu profitieren. Das stimmt so nicht.“ Schmiel kauft häufig erst, nachdem schon ein Übernahmeangebot abgegeben wurde, sogar zu Preisen leicht über dem Angebot. „Mögliche Kursverluste sind dann auf die Höhe des Abfindungsangebots begrenzt“, erklärt er, „aber es gibt gute Chancen, dass der Aufkäufer einen Nachschlag liefern muss.“

Thomas Käsdorf

Besonders interessant finden die VM-Verwalter Übernahmen, bei denen erbittert um die Höhe des Abfindungsangebotes gestritten wird. Etwa bei Schering, die durch Bayer geschluckt wurden. „Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten“, erklärt Schmiel, „beim Squeeze-out, wenn der Käufer 95 Prozent der Aktien besitzt, werden die restlichen Aktionäre in bar abgefunden. Sie können aber anschließend gerichtlich überprüfen lassen, ob der Preis angemessen ist.“Anders, wenn der Aufkäufer nur 75 Prozent hält und einen Gewinnabführungs- und Beherrschungsvertrag anstrebt. „Dann wird die Aktie weiter gehandelt“, sagt Schmiel, „doch auch hier kommt es häufig zum Spruchverfahren, weil Minderheitsaktionäre klagen.“

Der Clou: Die Verfahren dauern oft mehrere Jahre; währenddessen ist der Kurs nach unten abgesichert; er fällt in der Regel nicht mehr unter das alte Angebot. Dividenden oder Ausgleichs-Zinsen werden aber weiter gezahlt. Laut Schmiels Marktstudien entscheiden Richter zudem „in 90 Prozent der Fälle auf eine höhere Abfindung – das ist die Rendite-Chance“.

Was einfach klingt, ist bei Licht betrachtet mühsame Arbeit. „Man sollte trotz guter Chancen nicht blind auf Übernahmeklagen springen“, warnt Schmiel, „sondern sich die Mühe machen, die Erfolgschancen zu eruieren.“ Bei VM studiert daher ein gutes Dutzend Mitarbeiter die Wertgutachten. „Nur wenn diese die Chance erkennen lassen, dass das Gericht auf eine höhere Abfindung entscheiden kann, hängen wir uns dran.“

Schmiel sagt, dass die Übernahmestrategie eine konservative Anlageform sei. Das belegen die WSH-Zahlen zu Schmiels Depot: Um nur 2,4 Prozent schwankte dessen Wert im Kalenderjahr 2010 – weit weniger als die meisten Rentenfonds. „Bei einer Wertsteigerung von 15 Prozent ist das ein herausragender Chance-Risiko-Koeffizient“, lobt WSH-Chef Christoph Weber. Mit einer Sharpe Ratio von über 6,5 hängte Schmiel die anderen Aktiendepots in puncto Risikokontrolle weit ab

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