Geldvermögen Deutsche Sparweltmeister

Trotz niedriger Zinsen ist die Sparquote 2017 zum vierten Mal in Folge gestiegen. Alarmierend: Ein Viertel ihres Geldvermögens halten deutsche Privathaushalte als Bargeld oder auf extrem niedrig verzinsten Bankkonten vor.

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Negative Realzinsen für Sparer dürften 2018 an der Tagesordnung bleiben. Quelle: dpa

Frankfurt Die Deutschen gehören zu den Sparweltmeistern. Trotz niedriger Zinsen hat sich die Sparquote 2017 im vierten Jahr in Folge erhöht – auf 9,8 Prozent. Das private Geldvermögen stieg um 5,2 Prozent auf ein Rekordhoch von 6,1 Billionen Euro. Und auch 2018 soll es wieder um gut vier Prozent wachsen. Das geht aus einer aktuellen Auswertung der DZ Bank hervor. Das Problem der deutschen Sparer: Auch der „Geldanlagestau“ habe sich im vergangenen Jahr vergrößert, schreibt Studienautor Michael Stappel.

Demnach sei der Anteil der in Bargeld und Sichteinlagen dauerhaft zwischengeparkten Gelder inzwischen auf ein Viertel des gesamten privaten Geldvermögens angestiegen. Für mehr als 1,5 Billionen Euro erhalten die Anleger also keine oder fast keine Zinsen.

Bislang war das für viele Sparer verkraftbar. Da auch die Inflation lange Zeit schwach war, blieb die reale Verzinsung von Einlagen, Rentenpapieren und Versicherungen über weite Strecken der Niedrigzinsphase noch positiv. DZ Bank-Ökonom Stappel betont jedoch, dass sich das im abgelaufenen Jahr geändert habe: Die am harmonisierten Verbraucherpreisindex gemessene Teuerungsrate stieg auf 1,7 Prozent – damit drehte der Realzins, also der Nominalzins abzüglich der Inflation, mit -0,8 Prozent stark ins Minus. Das bedeute für die Privathaushalte einen Wertverlust ihres Geldvermögens von 38 Milliarden Euro.

Auch wenn die Europäische Zentralbank ihre Anleihekäufe ab diesem Januar reduziert, rechnen die meisten Volkswirte 2018 noch mit keiner Leitzinserhöhung. Die Inflation in Deutschland dürfte aber der DZ Bank zufolge bei 1,4 Prozent liegen. Andere Geldhäuser wie etwa die Dekabank rechnen sogar mit 1,8 Prozent. Negative Realzinsen für Sparer dürften daher an der Tagesordnung bleiben.

Im Gegenzug sorgten im Jahr 2017 Kursgewinne an der Börse für Wertzuwächse bei Aktien, Fonds und Zertifikaten; dadurch legte das Vermögen privater Haushalte zumindest auf dem Papier um 93 Milliarden Euro zu. Der Dax ist vergangenes Jahr um rund 13 Prozent auf 12.917 Punkte gestiegen, europaweit haben sich die Aktienmärkte positiv entwickelt. Nach wie vor profitiert davon allerdings nur ein kleiner Teil der Privathaushalte. Laut Daten des Deutschen Aktieninstituts (DAI) halten lediglich 14 Prozent der Deutschen über 14 Jahren Aktien oder Anteile an Aktienfonds. Der DZ Bank-Studie zufolge machten Direktanlagen in Aktien 2017 gerade einmal 7,3 Prozent des privaten Geldvermögens aus. Selbst Aktienfonds und Zertifikate eingerechnet, erreichte der aktienkursreagible Anteil des Geldvermögens weniger als 14 Prozent.

Daneben fließt ein steigender Anteil der Ersparnisse der Deutschen in Wohnungen, Grundstücke und Häuser. Die günstigen Finanzierungsbedingungen führen dazu, dass sich immer mehr Menschen eine Immobilie zulegen, die sie dann auch selbst nutzen.

Dadurch hat sich das Wachstum der Geldvermögensbildung 2017 etwas verlangsamt. Insgesamt entfällt der Großteil des Geldvermögens der Privathaushalte laut den Berechnungen der DZ Bank, die sich auch auf Bundesbank-Daten beruft, mit über 39 Prozent auf Bargeld und Einlagen. Gut 30 Prozent stecken in Versicherungen.

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