Geldvermögen Gut gespart, schlecht angelegt

Das Vermögen der Deutschen ist auch 2016 wieder gestiegen, allerdings langsamer als im Jahr zuvor, zeigt eine Studie. Und das, obwohl die Deutschen immer mehr sparen. Dieser Trend dürfte anhalten. 

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Ein zerbrochenes Sparschwein mit Euro-Geldstücken: Trotz einer hohen Sparquote schwächst das Wachstum der Vermögensbestände der privaten Haushalte ab. Quelle: dpa

Düsseldorf Das Geldvermögen der privaten Haushalte in Deutschland ist auch im vergangenen Jahr wieder größer geworden. Vorläufigen Berechnungen der DZ Bank zufolge ist es um rund 230 Milliarden Euro auf 5,7 Billionen Euro gestiegen - ein Plus von 4,1 Prozent. 

Eigentlich eine gute Nachricht angesichts des anspruchsvollen, um nicht zu sagen negativen Umfelds für die private Geldanlage. Extrem niedrige Zinsen machten den deutschen Sparern auch 2016 zu schaffen. Die Rendite von Bankeinlagen tendierte gegen Null und die Rendite sehr sicherer Anleihen war zeitweise sogar negativ. An den Aktienmärkten lief es zwar deutlich besser, aber auch hier standen die Kurse über weite Zeit des Jahres unter Wasser. Erst die Jahresendrally im Dezember brachte die erhofften Kursgewinne - einer der „wenigen Lichtblicke des Anlagejahres 2016“, schreibt Ökonom Michael Stappel von der DZ Bank. 

Die Kursgewinne bei Aktien haben mit immerhin rund 44 Milliarden Euro zu der positiven Entwicklung des Geldvermögens beigetragen. Allein der Dax schaffte es - allen Schwankungen zum Trotz und der Jahresendrally sei Dank - 2016 auf ein Plus von 6,9 Prozent. Andere Indizes schnitten noch viel besser ab. Renditen, von den Sparer nur träumen können.

Doch die meisten deutschen Anleger meiden die Börse. „Im internationalen Vergleich sind deutsche Privatanleger eher risikoscheu“, so Stappel. Nur gut neun Millionen Aktionäre und Aktienfondsbesitzer zählt das Deutsche Aktieninstitut (DAI). Das sind rund 14 Prozent der Bevölkerung. Alle anderen lassen die Finger von dieser Anlageform. Zu riskant oder/und nur was für Profis lautet das allgemeine Vorurteil. Doch langfristig sind Aktien die renditestärkste Anlageklasse überhaupt. Das hat sogar die Bundesbank höchstamtlich in einem ihrer Monatsberichte festgestellt.

Die Deutschen sparen aber lieber, als ihr Geld zu investieren, also es arbeiten zu lassen. Die Folgen davon zeigt die Studie der DZ Bank sehr eindrucksvoll. Das Geldvermögen mag 2016 wieder um 4,1 Prozent gewachsen sein, doch im Jahr zuvor war es noch um 4,8 Prozent gestiegen. Ein recht deutlicher Rückgang. Und das, obwohl die Deutschen in den vergangenen zwölf Monaten wieder fleißig gespart gehaben. Noch fleißiger als im Jahr zuvor sogar: Die Sparquote dürfte der DZ Bank zufolge leicht auf 9,8 Prozent angestiegen sein.


Wachsender Geldanlagestau

„Offenbar lassen sich die privaten Haushalte in Deutschland nicht durch das Extrem-Niedrigzins-Niveau entmutigen“, schreibt Stappel. „Dabei wurden die Sparbemühungen der Bürger durch eine gute Einkommensentwicklung erleichtert.“ Nach Einschätzung der DZ Bank dürfen die nominal verfügbaren Einkommen 2016 um gut 2,5 Prozent gestiegen sein – ohne größere Kaufkraftverluste durch Inflation. Insbesondere die Rentner konnten sich im Sommer über eine kräftige Rentenanhebung freuen.

Das klingt zwar erstmal positiv, doch hat einen Haken: Auch wenn die Bundesbürger mittlerweile immer stärker in Immobilien investieren, sieht die DZ-Experte einen schon seit Jahren „wachsenden Geldanlagestau“. Und es wird nicht besser. Denn immer mehr Geld, das bisher noch gut oder zumindest halbwegs gut verzinst angelegt war, wird fällig. Vergleichbare Renditen gibt es nicht mehr. 

Doch was tun? Aktien scheinen immer noch keine Alternative zu sein. „Aufgrund der sehr niedrigen Zinsen sind die privaten Haushalte aber auch nicht bereit, sich langfristig in festverzinslichen Anlagen zu binden“, so Stappe. Daher werde ein immer größerer Teil frei werdender und neuer Anlagemittel in Sichteinlagen und anderen täglich fälligen Geldern gehalten. „Inzwischen sind 56,7 Prozent aller Bankeinlagen und 23,6 Prozent des gesamten privaten Geldvermögens in täglich fälligen Mitteln zwischengeparkt“, hat die DZ Bank errechnet. „Im Gegenzug verlieren mittel- bis langfristige Bankeinlagen und Rentenpapiere im Portfolio privater Haushalte immer mehr an Gewicht.“

Für die Entwicklung der Geldvermögensbestände der privaten Haushalte ergibt sich damit ein ähnliches Umfeld wie im Vorjahr: „Eine nennenswerte Verzinsung von Einlagen und Rentenpapieren findet immer seltener statt“, so das Fazit des DZ-Experten. „Die Sparquote bleibt zwar auf leicht erhöhtem Niveau, allerdings fließt die Ersparnis verstärkt in Immobilien und das Wachstum der Geldvermögensbildung schwächt sich ab.“

Wie stark sich der Vermögenszuwachs abbremst, hängt dabei vor allem auch von der Wertentwicklung auf den Aktienmärkten ab. „Hier kann man trotz erhöhter internationaler Unsicherheiten mit Blick auf die solide deutsche Konjunktur verhalten optimistisch sein“, sagt Stappel. „Wir rechnen mit einem weiter abgeschwächten Wachstum der Geldvermögensbestände der privaten Haushalte in Deutschland von 3,8 Prozent auf knapp sechs Billionen Euro bis Ende 2017.“ Und das trotz einer Sparquote von fast zehn Prozent.

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