Wer die alten Prospekte mit den neuen von Proven Oil vergleicht, erlebt ein permanentes Déjà-vu. Etliche zentrale Elemente der aktuellen Fonds fanden sich auch schon bei Konzepta Petrol. Der elfte und letzte Petrol-Fonds etwa ähnelt frappierend denen von Proven Oil:
- Der Fonds sollte nur in produzierende Öl- und Gasquellen investieren.
- Investiert werden sollte nur, wenn ein Gutachter die Reserven geschätzt hatte.
- Geld sollte nur in Quellen gesteckt werden, die in fünf Jahren den Kaufpreis erwirtschaften und über die gesamte Produktionsdauer das Zweieinhalbfache des Kaufpreises einbringen.
- Als Musterrendite wurden 14 Prozent angegeben (heute: 12 Prozent).
- Und natürlich waren damals ortsansässige Partner an Bord, die „über langjährige Erfahrung und Know-how “ verfügten.
Doch Mitte der Achtzigerjahre brach der Ölpreis ein, die meisten Petrolfonds bescherten Anlegern nur Verlust. Wer sich etwa am elften Fonds beteiligte, musste froh sein, wenn er einen Bruchteil seines Geldes zurückbekam. Viele Anleger durften nicht einmal Verluste von der Steuer absetzen. Bis 2012 liefen dazu Prozesse vor den Finanzgerichten, dann stand fest: Weil die Fonds so unwirtschaftlich waren, dass von Beginn an keine Gewinne realistisch waren, gibt es keinen Steuerrabatt.
Die wichtigsten Fondstypen im Überblick
Wie der Name schon sagt, legen diese Investmentfonds in Aktien an. Aufgrund der breiten Anlagestreuung ist ein Investment in Aktienfonds weniger risikoreich als eine Direktanlage in Einzeltitel. Aktienfonds haben spezielle Anlageschwerpunkte – etwa bestimmte Branchen, Länder, Regionen oder Anlagestile.
Dieser Investmentfonds – auch Exchange Traded Funds (kurz ETF) genannt – bildet einen Index wie beispielsweise den Dax eins zu eins nach. Die Zusammensetzung dieses Fonds verändert sich nur, wenn sich die Zusammensetzung des zugrunde liegenden Index verändert. Deshalb spricht man von einem passiven Investment. ETFs können fortlaufend über die Börse gehandelt werden. Ihre Verwaltungsgebühren sind sehr gering, Ausgabeaufschläge wie bei „aktiv“ gemanagten Fonds entfallen.
Für die kurzfristige Anlage eignen sich vor allem Geldmarktfonds. Sie investieren in Geldmarktinstrumente wie beispielsweise Festgeld und kurz laufende, festverzinsliche Wertpapiere. Die Kursschwankungen dieser Fonds sind gering, die Renditeaussichten allerdings auch.
Offene Immobilienfonds legen das Geld der Anleger in Grundstücken, Erbbaurechten und Beteiligungen an Büro- und Geschäftsimmobilien an. Anleger profitieren von den Miet- und Zinseinnahmen sowie den Wertsteigerungen der Immobilien. Die Anzahl der ausgegebenen Anteile ist anders als bei geschlossenen Immobilienfonds nicht begrenzt.
Sogenannte Lebenszyklusfonds sind im Grunde Mischfonds mit einem bestimmten Anlageziel beziehungsweise -horizont. Die Lebenszyklusfonds haben eine feste Laufzeit, gegen Ende dieses Zeitraums – das können 20, 25 oder 30 Jahre sein – schichtet das Fondsmanagement schrittweise von Aktien in Anleihen um, um das Kapital und die angefallenen Kursgewinne zu sichern.
Diese Fonds legen in Aktien und Anleihen an. Der Fondsmanager kann so in stagnierenden oder fallenden Märkten verzinsliche Wertpapiere übergewichten, bei steigenden Akteinkursen den Anlageschwerpunkt aber wieder verlagern. Das Ziel: einen höheren Ertrag als reine Rentenfonds zu erzielen und beim Risiko niedriger als bei einem Aktienfonds zu liegen. Der typische Aktienanteil liegt zwischen 30 und 70 Prozent – je nach Geschmack der Anleger.
Rentenfonds investieren ausschließlich oder überwiegend in festverzinsliche Wertpapiere wie Pfandbriefe, Kommunalobligationen oder Länder- beziehungsweise Unternehmensanleihen. Da regelmäßig Erträge in Form von Zinszahlungen anfallen, bieten Rentenfonds in der Regel stetige Erträge.
Anlegerfalle Seniorenresidenz
Hanne hatte die Konzepta da längst verlassen. Seit 1991 legte er im großen Stil „Dr. Hanne Immobilienfonds“ auf, hauptsächlich für Seniorenresidenzen in Ostdeutschland und Hotels. Sein Vertriebsmann und Vertrauter wurde Jürgen Hainzl, der heute mit Proven-Oil-Repräsentantin Monika Galba verheiratet ist. Hainzl und Hanne kannten sich schon aus gemeinsamen Konzepta-Tagen.
1,5 Milliarden Mark sammelte Hanne bis zur Jahrtausendwende ein. Zur Eröffnung eines Objekts schaute sogar der damalige Bundespräsident Roman Herzog rein. Doch auch die Fonds der Dr. Hanne-Gruppe hielten nicht, was die Prospekte versprachen. Ab 1999 meldeten zahlreiche Gesellschaften Insolvenz an, und bei Hanne meldete sich die Justiz.
Verhaftung am Flughafen
Anfang 2000 wurde er am Züricher Flughafen verhaftet und wenig später in Berlin vor Gericht gestellt. Er räumte ein, in Prospekten falsche Angaben gemacht zu haben. Eine Betrugsabsicht bestritt Hanne, er habe selbst fast sein gesamtes Vermögen verloren. Das Urteil, eineinhalb Jahre auf Bewährung wegen zweifachen Betrugs sowie Betrugsversuchs, nahm er sofort an. Die Staatsanwaltschaft verdächtigte ihn, nur einen Teil seiner Straftaten gestanden zu haben, doch während sie noch ermittelte, setzte Hanne sich nach Kanada ab.
Jürgen Hainzls Sprecher legt Wert auf die Feststellung, dass gegen Hainzl wegen der Pleite zu keinem Zeitpunkt strafrechtlich ermittelt wurde. Doch auch für ihn hatten die Fonds Folgen: Privatinsolvenz. Erst 2012 wurde das Verfahren abgeschlossen.