Geschlossene Fonds Schmierige Geschäfte mit kanadischem Öl

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Drei Attacken auf das Anlegergeld

Harry Helwerda

Die zweite Attacke auf das Anlegergeld lief im Juni 2006 an – mit der Registrierung der Conserve Oil Verwaltungs GmbH beim Amtsgericht Berlin-Charlottenburg. Und auch hier gibt es Indizien, dass die Hanne-Connection am Werk ist: Gründungsgeschäftsführer war Thomas W.*, der einst beim Hainzl-Finanzvertrieb Fonds der Dr. Hanne-Gruppe vermarktet hatte. In den Monaten darauf wurden fünf Conserve-Oil-Fondsgesellschaften eingetragen. Prokuristin von zweien war eine langjährige Hanne-Mitarbeiterin. Die Firmen residierten in einer Berliner Villa, in der auch Proven-Oil-Repräsentantin Galba und der Hanne-Vertraute Hainzl wohnten. Auch mit diesen Firmen gelang der große Wurf nicht, sie sind heute ebenfalls gelöscht.

Erst mit der dritten Bohrung und dem Etikett „Proven Oil Canada“ wird Conserve Oil in Deutschland fündig. Seither sprudeln die Anlegergelder. Aktuell ist der achte POC-Fonds im Vertrieb. Galba und Hainzl konnten sich ein neues Zuhause leisten: eine historische Villa in Berlin-Dahlem, laut Denkmalpflege eines der „auf keinen Luxus verzichtenden Landhäuser der Zeit der Weimarer Republik in Berlin“.

Diskrete Gegend

Die Villa liegt in einer verschwiegenen Gegend, Namensschilder an Klingeln und Briefkästen gibt es kaum. Wer hier wohnt, will seinen Reichtum für sich behalten. Neugierige unerwünscht. Im Beruf handhabt Galba das genauso. Nachfragen zu den Gesellschaftern der Conserve Oil blockt auch sie ab: geheim. Nur allgemeine Informationen gibt Conserve Oil preis: Knapp 70 Prozent gehörten Mitgliedern des Managements, allesamt natürliche Personen, der Rest sei in Streubesitz.

Für Stewart Lockwood ist solche Heimlichtuerei ein Alarmsignal. Der Rechtsanwalt aus Vancouver berät Rohstoff-Investoren in Kanada. „Wenn ein Unternehmen nicht offenlegt, wer die Inhaber sind, dann kann ich keinem Klienten dazu raten, dort zu investieren“, sagt Lockwood. „Dann lautet die Devise ganz klar: Finger weg!“

Zum Nachtisch gefüllte Windbeutel

Die kanadischen Handelsregister sind auskunftsfreudiger als Galba. Demnach hält Galba selbst 14 Prozent. Ebenfalls 14 Prozent gehören einer 1266448 Alberta Ltd. Der Firma mit dem wenig vertrauenerweckenden Namen gehört auch die Canadian Heartland Lamont Ltd. Die verkaufte deutschen Anlegern des „POC Growth 3 Plus“-Fonds vier Grundstücke in Kanada, aber nur als Zwischenhändler. Zuvor gehörten die Grundstücke unter anderem der Calgary Ventures – einer Firma von Jürgen Hannes Söhnen, die ebenfalls für Conserve Oil arbeiten. Fragen zu dem Deal beantworten auch sie nicht.

Bei der Vertriebstagung in Frankfurt ist aber weder von solch merkwürdigen Kettengeschäften noch von Hanne die Rede. Statt des Hintermanns tritt noch eine Vorzeigefigur auf: Harry Helwerda, Vizechef des unabhängigen Gutachters Sproule. Der Ingenieur wirkt spröde, er liest viel ab. Inhaltlich aber könnten seine Sätze von einem veritablen Vertriebsprofi stammen.

„POC ist die perfekte Anlagemöglichkeit für deutsche Investoren, die nach hohen Rückflüssen mit minimalen Risiken suchen“, lobt er wenig unabhängig. Dank festgelegter Investitionskriterien „kann ein Anleger mit Sproule und Conserve Oil nichts falsch machen“. Während Helwerda spricht, werden vor dem Saal die Reste des Buffets weggeräumt. Zum Dessert gab es gefüllte Windbeutel.

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