Wenn es um dunkle Geschäfte geht, kann das Ambiente gar nicht hell genug strahlen. Das Berliner Emissionshaus „Proven Oil Canada“ (POC) hat seine Vertriebstruppen zur „Kompetenztagung“ zusammentrommelt, in einem Grandhotel in Frankfurt. Zu Meeresfrüchteterrine und Tafelspitzsülze werden beeindruckende Präsentationen und glänzende Renditeaussichten serviert – aber auch reichlich unappetitliche Fonds.
Proven Oil („Nachgewiesenes Öl“) verkauft geschlossene Fonds. Das sind Beteiligungen an Unternehmen. „Geschlossen“, weil das Geld für Jahre nicht mehr herauskommt – anders als etwa bei Aktienfonds, die sich täglich zu Geld machen lassen. Deshalb sind diese Fonds extrem riskant. Wer ihnen Geld gibt, sollte wissen, mit wem er es zu tun hat.
Bei Proven Oil ist das nahezu unmöglich. Am Pult im noblen „Frankfurter Hof“, unter dessen Dach schon Thomas Mann seinen Hochstapler Felix Krull agieren ließ, steht David Crombie, Präsident der Conserve Oil Corporation (COC), der Muttergesellschaft von Proven Oil. Er ist aus Calgary eingeflogen, um den gut 100 Verkäufern Jubelmeldungen zu verkünden. 11.000 Anleger habe man gewonnen, schon 300 Millionen Euro eingesammelt. Die Inszenierung ist perfekt. Dolmetscher übersetzen die Botschaft des Chefs, dunkle Holzvertäfelung und schwere Messingleuchter an den Wänden geben seinen Worten Erhabenheit, riesige Spiegel erzeugen die Illusion von Größe.
Geschäftsprinzip Geheimniskrämerei
Als der kleine, etwas untersetzte Mann jedoch kurz nach dem Vortrag angesprochen wird, werden seine Lippen ganz schmal, verschwinden fast unter dem grauen Schnäuzer. Wem Conserve Oil gehöre? „Kanadische Eigentümer“, entgegnet Crombie mürrisch. Mehr sagt er nicht.
Die Geheimniskrämerei gehört zum Geschäftsprinzip. Anwälte von Proven Oil haben den anonymen Eigentümern bestätigt, sie könnten sich bei solchen Fragen hinter einer Vertraulichkeitsvereinbarung verstecken, diese sei „zulässig und schützenswert“. Heißt: Die Hintermänner der unbekannten kanadischen Ölfirma, der Tausende deutsche Anleger Millionen anvertraut haben, wollen im Dunkeln bleiben.
Sie dürften ihre Gründe haben.
Bei Anlegern sollten die Alarmglocken läuten, wenn...
noch nicht bekannt ist, in welche Objekte, etwa Immobilien oder Schiffe, investiert wird (Blind-Pool). Anleger können das Risiko ihres Investments nicht abschätzen.
mehr als acht Prozent pro Jahr verspricht, gleichzeitig aber 30 Prozent der Investitionen für Vertrieb und Verwaltung draufgehen. Die Rechnung geht dann kaum auf.
bereits Fonds aufgelegt hat, deren Anteile am Zweitmarkt für geschlossene Fonds (www.zweitmarkt.de) mit hohen Abschlägen gehandelt werden.
gegen hohe Renditen spricht. Zuletzt litten Reedereien unter sinkenden Frachtraten für ihre Schiffe. Einige Schiffseigner, darunter Beluga Shipping, gingen pleite.
gerade überhitzten und überall beworbenen Markt investiert, zuletzt etwa in Immobilien oder erneuerbare Energien.
Nachschusspflicht des Anlegers vorsieht, falls der Fonds zum Sanierungsfall wird.
einem Liebhaberobjekt mit hohem historischem Wert sprechen. Meist ist dann das Pleiterisiko hoch – wie im Fall des Hotels Heiligendamm.
Erprobte Masche
Bei genauem Hinsehen erweist sich die Investment-Idee als Räuberpistole: Die Selbstdarstellung der Conserve Oil ist hanebüchen, in den Bilanzen knirscht es. Und wer in das Firmengeflecht der kanadischen Ölbarone eintaucht, stößt auf Jürgen Hanne. Der wurde in Deutschland bekannt, als er vor der Jahrtausendwende mit Immobilienfonds für Altersheime ein großes Rad drehte. „Dr. Hanne Fonds“ waren für Anleger ein Desaster. Hanne wurde wegen Betrugs auf Bewährung verurteilt und setzte sich nach Kanada ab.
Vor der Immobilien-Karriere in Ostdeutschland aber war Hanne schon mal im Ölgeschäft. Mit der gleichen Masche, mit der heute Proven Oil auf Anlegerfang geht: hohe Rendite versprechen, Sicherheit suggerieren, Geld einsammeln und erst mal selbst kassieren. Vom Anlegergeld gehen insgesamt rund 20 Prozent an Nebenkosten ab. Die Geschäfte laufen auch jetzt wieder prächtig. Im Energiefonds-Ranking des Fondsverbands VGF schafften es die Berliner schon mal auf Platz zwei.
Fondsprospekte locken mit Traumrenditen
Die Fondsprospekte locken mit Traumrenditen. Etwa beim Fonds „POC Eins“. Hier sollen Anleger „bei vorhandener Liquidität“ pro Jahr zwölf Prozent auf ihr Kapital ausgeschüttet bekommen. Der angepeilte Rückfluss über die Gesamtlaufzeit von 20 Jahren: sagenhafte 280 Prozent.
Das Ganze natürlich besonders sicher. Nicht in die riskante Suche nach Öl und Gas soll das Geld fließen, sondern nur in sprudelnde Quellen. Als unabhängige Gutachter sollen „Sproule Associates“ die Schätzungen der Reserven einer Quelle bestätigen, erst dann werde Anlegergeld freigegeben. Gekauft würden nur Quellen, bei denen die gutachterlich bestätigten Einnahmen innerhalb von fünfeinhalb Jahren den Kaufpreis amortisieren und über die gesamte Produktionsdauer sogar das Zweieinhalbfache des Kaufpreises ausspucken.
Anleger beteiligen sich bei diesem Fonds als Kommanditisten an der POC Eins GmbH & Co. KG. Diese kauft die Öl- und Gasquellen jedoch nicht direkt, sondern beteiligt sich ihrerseits an einer sogenannten Objektgesellschaft in Kanada. Bei der wiederum führt die Conserve Oil Corporation die Geschäfte – die Firma, deren Chef im Frankfurter Hof so wenig über seine Hintermänner sagen will. Als „kompetenten Partner vor Ort“ stellt der Prospekt die Conserve Oil vor, mit einem Management, das über „profunde, zum Teil jahrzehntelange Erfahrung“ in den „Kernbereichen des Öl- und Gasgeschäfts“ verfügt.
Aussicht auf Schadenersatz oder einen Vergleich besteht, wenn...
verschwiegen oder nicht detailliert genug offengelegt haben. Dies gilt auch, wenn der Prospekt die Höhe der Vergütung und deren Empfänger korrekt angibt.
Investment beworben wurde, obwohl es sich um eine unternehmerische Beteiligung handelt, oder sie zum Beispiel einem älteren Sparer zur Altersvorsorge empfohlen wurde.
mit sich selbst zum Nachteil der Anleger gemacht hat. Beispielsweise verkauft eine Reederei Schiffe überteuert an hauseigene Fonds, ohne dass dies im Prospekt steht.
zweckentfremdet wird. So warb beispielsweise die Commerzbank Geld für Filmfonds ein, das aber nur zu einem Bruchteil in die Filmproduktion floss.
falsche Angaben enthält, beispielsweise über die Höhe der Kosten oder unternehmerische Risiken.
beschlossenen Änderungen der Geschäftsgrundlagen juristisch angreifbar sind. Dazu gehören etwa der zeitweise Verzicht auf Mieten oder die Verpflichtung, Geld in einen kriselnden Fonds nachzuschießen.
Olivenöl und Erdöl
Tatsächlich dürfte sich das Management mit Olivenöl besser auskennen als mit Erdöl – sowohl Conserve-Oil-Chef Crombie als auch sein Vize Yoshiki Nakamura kommen aus der Hotellerie. Crombie war laut Profil im Netzwerk LinkedIn Finanzchef einer Hotelkette und Gründer einer Finanzagentur. Laut Pressemitteilungen gründete er auch einen Kabel-TV-Betreiber in Nigeria und saß im Board eines kanadischen Pennystocks, der Wiederaufforstungsprojekte in China managt. Nakamura war laut LinkedIn-Profil Assistant Manager in Hotels und Knigge-Berater für Geschäftsleute, bevor er zu Conserve Oil ging. Fragen der WirtschaftsWoche zu ihrer Qualifikation lassen beide unbeantwortet.
Die Web-Site der Conserve Oil besteht aus Bildern, die aus dem Internet zusammengeklaubt wurden. Eine deutsche Agentur hat die Web-Site gebaut und auf einem deutschen Server ins Netz gestellt. Einzige nachvollziehbare Erfahrung der Conserve Oil im Ölgeschäft vor der Ausgabe der ersten Proven-Oil-Fonds ist die Beteiligung an einem Recyclingunternehmen mit dem putzigen Namen „Little Dipper Holdings“, das bei Kfz-Werkstätten Altöl und gebrauchte Filter abholt. Firmen wie diese gibt es in Kanada Dutzende.
Stuckdecken und Blattgold
Reichen derart dünne Voraussetzungen, um die versprochenen Renditen zu erwirtschaften? Die Belege, die Proven Oil Canada der WirtschaftsWoche präsentiert, werfen mehr Fragen auf, als sie beantworten – und hinterlassen den Eindruck, dass hier professionelle Blender am Werk sind.
Äußerlich glänzt alles in der Berliner Zentrale in der Uhlandstraße, einen Steinwurf vom Ku’damm entfernt: gläsernes Portal, ein Flur mit marmorverkleideten Wänden, Stuckdecken und Blattgold. Proven Oil residiert im dritten Stock, hohe Decken, dunkles Interieur, auf einem Schreibtisch eine kleine goldfarbene Ölpumpe.
Kontoauszüge sollen Erträge zeigen
Im Konferenzraum wartet Monika Galba mit gut einem Dutzend Aktenordnern. Die 41-Jährige repräsentiert Proven Oil in Deutschland, als Geschäftsführerin der deutschen Conserve-Oil-Töchter. Und sie ist die Ehefrau des Hanne-Vertrauten Jürgen Hainzl, der Vertrieb und Marketing der Fonds verantwortet (siehe Grafik). Die Unterlagen, die Galba vorlegt, sind sorgfältig zusammengestellt. Dass Conserve Oil Geld verdient, belegen sie nicht.
Galba präsentiert etwa die im Mai 2011 eingegangenen Abrechnungen des POC Eins für April, inklusive beglaubigter Kontoauszüge, sie deutet auf die Prägungen des Notars im Papier. Darauf steht ein Plus von 1,65 Millionen kanadischen Dollar. Allerdings bescheinigt der Notar nur, dass er den ausgedruckten Auszug mit dem Online-Zugang für das Konto abgleichen konnte. Unerwähnt bleibt: Als Anzeigezeitraum sind nur Kontobewegungen vom 25. bis 26. Mai 2011 eingestellt. Erträge von 1,65 Millionen Dollar zu suggerieren mit einem Kontoauszug, der nur die Zu- und Abflüsse von zwei Tagen zeigt, ist absurd.
Was mit ihrem Geld passiert, können Anleger von Proven Oil kaum nachvollziehen. Deren deutsche Fondsgesellschaften investieren nicht direkt in Kanada, entsprechend dürftig sind die Angaben in den Geschäftsberichten. Aufschlussreicher wären die Bilanzen der Objektgesellschaften in Kanada, an denen sich die Fondsgesellschaften beteiligen. Deren Bilanzen aber bekommen die Anleger nicht zugeschickt.
Jahresabschluss unter Verschluss
Proven Oil beharrt darauf, dass alle Ausschüttungen operativ erwirtschaftet worden seien. Einen testierten Jahresabschluss gibt es für die Objektgesellschaft auch. Den aber will Galba nicht vorlegen. Es gebe keine rechtliche Grundlage, auf der die WirtschaftsWoche dies verlangen könne. Zudem seien bei einer Veröffentlichung Wettbewerbsnachteile zu befürchten.
Freigiebiger zeigt Galba ein paar Schreiben, die Größe demonstrieren. Zum Beispiel: Ein Notar bescheinigt, dass die Conserve-Oil-Gruppe zum Jahreswechsel 2011/12 eine Förderkapazität von gut 5000 Barrel Öläquivalent pro Tag unter Management hatte. Öläquivalent enthält die geförderte Menge Öl plus das auf die entsprechende Ölmenge umgerechnete Gas.
Kein Eintrag im Fachmagazin-Ranking
Die Bescheinigung umfasst den stolzen Zeitraum von einer Woche. Hätte Conserve Oil eine auch nur annähernd so hohe Menge im kompletten Jahr 2011 gefördert, wäre sie im Ranking des Fachmagazins „Oilweek“ auf einem respektablen Mittelplatz gelandet. Oilweek wertet staatliche Angaben für alle Quellen aus und stellt daraus die Top 100 der kanadischen Ölindustrie zusammen. 5000 Barrel Öläquivalent pro Tag reichen etwa für Platz 70. Doch weder in den Top 100 noch in den „Next 30“ – hier reichen schon 150 Barrel Öläquivalent pro Tag – taucht Conserve Oil auf.
Proven Oil teilt dazu mit, die Conserve Oil Corporation tauche nicht auf, weil sich ihre Fördermenge auf verschiedene Tochtergesellschaften verteile. Die Rankings berücksichtigten dies nicht. Die Logik der Proven-Oil-Antwort krankt jedoch daran, dass selbst die einzelnen Töchter den Wert von 150 Barrel Öläquivalent pro Tag erheblich überschreiten müssten, um auf eine Gesamtfördermenge der Gruppe von gut 5000 Barrel pro Tag zu kommen.
Geradezu grotesk sind die in den Prospekten benannten rechtlichen Risiken. In einigen wird gewarnt, dass „betrügerische Absichten“ von Vertragspartnern der Fondsgesellschaft „nicht ausgeschlossen“ werden können. „So etwas habe ich in einem Prospekt noch nicht gelesen“, sagt Anlegeranwalt Martin Seidel von der Düsseldorfer Kanzlei Baum, Reiter & Collegen. Sollte es hart auf hart kommen, macht er Anlegern nur wenig Hoffnung. „Die Aussichten, Geld juristisch zurückholen zu können, erscheinen mir relativ gering“, sagt Seidel. „Das ist ein sehr komplexes Firmengeflecht, bei dem alle Fäden in Kanada enden. Da wird kaum ranzukommen sein.“
Was Fondskäufer wissen sollten
Die Mehrheit der deutschen Anleger handeln ihre Wertpapiere über ihre Hausbank. Doch gerade bei Aktienfonds, die rasch an Wert gewinnen oder verlieren können, ist der Gang zum Bankberater nicht immer optimal. Denn einerseits gilt die Alternative zu Recht als teuer. Zahlen Anleger hier beim Kauf doch meist den vollen Ausgabeaufschlag. Dafür bleibt jedoch die Rückgabe der Anteile spesenfrei. Das Problem: Die Abwicklung kann hier deutlich länger dauern als einen Handelstag. Das kann zwar gute Gründe haben. Vorsichtige bevorzugen dennoch die Abwicklung über die Börse.
Der sicherste Variante für zeitbewusste Anleger ist der Handel über die Börse. Dabei geben Anleger wie gewohnt ihre Order beim Bankberater ab, tragen aber als Handelsplatz die Börse Hamburg an. Dadurch fallen zwar Kosten an, die je nach Fonds etwas variieren können (www.fondsboerse.de). Dafür erfolgt die Abwicklung zeitnah. Beim Kauf von Papieren ist es ohnehin meist billiger, Fonds über die Börse zu kaufen. „Wenn Sie die Bank auf diese Option nicht hinweist, macht sie sich unter Umständen eines Beratungsfehlers schuldig“, sagt Johannes Fiala, Anwalt mit dem Schwerpunkt Kapitalmarktrecht aus München.
Fondskäufer, die wissen, was sie wollen, sollten Onlinebroker oder Fonds-Supermärkte ins Kalkül ziehen. Sie bieten meist nicht nur eine Auswahl unter tausenden Fonds, die in Deutschland zum Vertrieb zugelassen sind. Oft können sie hier auch problemlos auf Sparpläne auf Wunschfonds abschließen, die sie via Hausbank nicht bekommen. Die Anbieter handeln die Fondsanteile dabei über dieselben Plattformen wie die Profis. Manche der Anbieter garantieren zudem eine taggleiche Abwicklung der Aufträge, sofern die Order vor zwölf Uhr eintrifft.
Wie bei Aktien können Fondsanleger bei manchen Anbietern zudem Limits setzen. Das bedeutet, sie beauftragen den Händler etwa mit einem Stopp-Loss den Fondsanteil zu verkaufen, sobald der Fondspreis unter eine gewisse Grenze fällt. Diese Order kostet wird dann bei steigenden Kursen nicht ausgeführt. Einige Online-Broker ziehen diese Grenze auf Wunsch bei steigenden Kursen kostenlos nach.
Milliardenpleitier allgegenwärtig
Offiziell taucht Jürgen Hanne in diesem Geflecht nicht auf. Dennoch ist der Milliardenpleitier allgegenwärtig. Ein ehemaliger Mitarbeiter der Conserve Oil bestätigt, dass Hanne an internen Besprechungen der Conserve Oil teilnahm. Die Sekretärin von Conserve-Oil-Chef Crombie teilt auf schriftliche Fragen der WirtschaftsWoche an Dr. Hanne zunächst mit, dieser Gentleman arbeite nicht für Conserve Oil. Zwei Tage später schreibt sie, man könne Jürgen doch einfach anrufen, sie wisse aber nicht, ob er gerade in seinem Büro im 3. Stock sei. Einige Minuten später versucht sie, die Mail zurückzurufen. Danach antwortet sie gar nicht mehr. Hanne selbst antwortet ebenfalls nicht auf die Fragen.
Die in den Prospekten angegebenen Adressen der Conserve Oil Corporation wurden auch von diversen Firmen mit Beteiligung von Jürgen Hanne genutzt. Auch Telefonnummern wurden sowohl von Hanne-Firmen als auch von Conserve Oil benutzt. Die Erklärung des Proven-Oil-Sprechers dafür: Conserve Oil habe „bereits ausgestattete Büros (inklusive Telefonie)“ bezogen, wobei eine Hanne-Firma Vormieter gewesen sei. Hanne sei in der Etablierungs- und Gründungsphase für Conserve Oil bei deren Ansiedlung tätig gewesen. Proven Oil wisse aber „von keiner Zusammenarbeit oder einer wie auch immer gearteten gesellschaftsrechtlichen Verbindung“ zu Hanne.
30 Jahre altes Strickmuster
Merkwürdig nur: Die von Galba vorgelegten Abrechnungen der Ölverkäufe zeigen einen regen Wechsel in den Anschriften der Conserve Oil. Eine Käuferfirma gab sogar die neue Anschrift der Hanne-Firma in der Nachbarstraße an. Laut Proven Oil handelte es sich dabei aber nur um einen Fehler, der inzwischen korrigiert sei.
Vor allem aber spricht das Strickmuster der Proven-Oil-Story für eine maßgebliche Rolle des Milliardenpleitiers. Vieles erinnert fatal an die von ihm mit aufgelegten Ölfonds der Konzepta-Gruppe. 1973 von Hanne und zwei Partnern gegründet, brachte sie von 1977 bis 1985 elf „Konzepta Petrol“-Beteiligungsangebote für Öl- und Gasquellen in den USA und Kanada auf den deutschen Markt. Mehr als 3000 Anleger steckten laut Firmenangaben rund 220 Millionen Mark in die Fonds. Hanne wurde zum starken Mann der Konzepta in Nordamerika und leitete deren Büro in Calgary.
Déjà-vu bei Fondsprospekten
Wer die alten Prospekte mit den neuen von Proven Oil vergleicht, erlebt ein permanentes Déjà-vu. Etliche zentrale Elemente der aktuellen Fonds fanden sich auch schon bei Konzepta Petrol. Der elfte und letzte Petrol-Fonds etwa ähnelt frappierend denen von Proven Oil:
- Der Fonds sollte nur in produzierende Öl- und Gasquellen investieren.
- Investiert werden sollte nur, wenn ein Gutachter die Reserven geschätzt hatte.
- Geld sollte nur in Quellen gesteckt werden, die in fünf Jahren den Kaufpreis erwirtschaften und über die gesamte Produktionsdauer das Zweieinhalbfache des Kaufpreises einbringen.
- Als Musterrendite wurden 14 Prozent angegeben (heute: 12 Prozent).
- Und natürlich waren damals ortsansässige Partner an Bord, die „über langjährige Erfahrung und Know-how “ verfügten.
Doch Mitte der Achtzigerjahre brach der Ölpreis ein, die meisten Petrolfonds bescherten Anlegern nur Verlust. Wer sich etwa am elften Fonds beteiligte, musste froh sein, wenn er einen Bruchteil seines Geldes zurückbekam. Viele Anleger durften nicht einmal Verluste von der Steuer absetzen. Bis 2012 liefen dazu Prozesse vor den Finanzgerichten, dann stand fest: Weil die Fonds so unwirtschaftlich waren, dass von Beginn an keine Gewinne realistisch waren, gibt es keinen Steuerrabatt.
Die wichtigsten Fondstypen im Überblick
Wie der Name schon sagt, legen diese Investmentfonds in Aktien an. Aufgrund der breiten Anlagestreuung ist ein Investment in Aktienfonds weniger risikoreich als eine Direktanlage in Einzeltitel. Aktienfonds haben spezielle Anlageschwerpunkte – etwa bestimmte Branchen, Länder, Regionen oder Anlagestile.
Dieser Investmentfonds – auch Exchange Traded Funds (kurz ETF) genannt – bildet einen Index wie beispielsweise den Dax eins zu eins nach. Die Zusammensetzung dieses Fonds verändert sich nur, wenn sich die Zusammensetzung des zugrunde liegenden Index verändert. Deshalb spricht man von einem passiven Investment. ETFs können fortlaufend über die Börse gehandelt werden. Ihre Verwaltungsgebühren sind sehr gering, Ausgabeaufschläge wie bei „aktiv“ gemanagten Fonds entfallen.
Für die kurzfristige Anlage eignen sich vor allem Geldmarktfonds. Sie investieren in Geldmarktinstrumente wie beispielsweise Festgeld und kurz laufende, festverzinsliche Wertpapiere. Die Kursschwankungen dieser Fonds sind gering, die Renditeaussichten allerdings auch.
Offene Immobilienfonds legen das Geld der Anleger in Grundstücken, Erbbaurechten und Beteiligungen an Büro- und Geschäftsimmobilien an. Anleger profitieren von den Miet- und Zinseinnahmen sowie den Wertsteigerungen der Immobilien. Die Anzahl der ausgegebenen Anteile ist anders als bei geschlossenen Immobilienfonds nicht begrenzt.
Sogenannte Lebenszyklusfonds sind im Grunde Mischfonds mit einem bestimmten Anlageziel beziehungsweise -horizont. Die Lebenszyklusfonds haben eine feste Laufzeit, gegen Ende dieses Zeitraums – das können 20, 25 oder 30 Jahre sein – schichtet das Fondsmanagement schrittweise von Aktien in Anleihen um, um das Kapital und die angefallenen Kursgewinne zu sichern.
Diese Fonds legen in Aktien und Anleihen an. Der Fondsmanager kann so in stagnierenden oder fallenden Märkten verzinsliche Wertpapiere übergewichten, bei steigenden Akteinkursen den Anlageschwerpunkt aber wieder verlagern. Das Ziel: einen höheren Ertrag als reine Rentenfonds zu erzielen und beim Risiko niedriger als bei einem Aktienfonds zu liegen. Der typische Aktienanteil liegt zwischen 30 und 70 Prozent – je nach Geschmack der Anleger.
Rentenfonds investieren ausschließlich oder überwiegend in festverzinsliche Wertpapiere wie Pfandbriefe, Kommunalobligationen oder Länder- beziehungsweise Unternehmensanleihen. Da regelmäßig Erträge in Form von Zinszahlungen anfallen, bieten Rentenfonds in der Regel stetige Erträge.
Anlegerfalle Seniorenresidenz
Hanne hatte die Konzepta da längst verlassen. Seit 1991 legte er im großen Stil „Dr. Hanne Immobilienfonds“ auf, hauptsächlich für Seniorenresidenzen in Ostdeutschland und Hotels. Sein Vertriebsmann und Vertrauter wurde Jürgen Hainzl, der heute mit Proven-Oil-Repräsentantin Monika Galba verheiratet ist. Hainzl und Hanne kannten sich schon aus gemeinsamen Konzepta-Tagen.
1,5 Milliarden Mark sammelte Hanne bis zur Jahrtausendwende ein. Zur Eröffnung eines Objekts schaute sogar der damalige Bundespräsident Roman Herzog rein. Doch auch die Fonds der Dr. Hanne-Gruppe hielten nicht, was die Prospekte versprachen. Ab 1999 meldeten zahlreiche Gesellschaften Insolvenz an, und bei Hanne meldete sich die Justiz.
Verhaftung am Flughafen
Anfang 2000 wurde er am Züricher Flughafen verhaftet und wenig später in Berlin vor Gericht gestellt. Er räumte ein, in Prospekten falsche Angaben gemacht zu haben. Eine Betrugsabsicht bestritt Hanne, er habe selbst fast sein gesamtes Vermögen verloren. Das Urteil, eineinhalb Jahre auf Bewährung wegen zweifachen Betrugs sowie Betrugsversuchs, nahm er sofort an. Die Staatsanwaltschaft verdächtigte ihn, nur einen Teil seiner Straftaten gestanden zu haben, doch während sie noch ermittelte, setzte Hanne sich nach Kanada ab.
Jürgen Hainzls Sprecher legt Wert auf die Feststellung, dass gegen Hainzl wegen der Pleite zu keinem Zeitpunkt strafrechtlich ermittelt wurde. Doch auch für ihn hatten die Fonds Folgen: Privatinsolvenz. Erst 2012 wurde das Verfahren abgeschlossen.
Alte Idee wiederbelebt
Strafrechtlich hatte Hanne in Calgary von der deutschen Justiz nichts mehr zu fürchten, doch zivilrechtlich verfolgten ihn geprellte Anleger bis in die neue Heimat Kanada. Erst kürzlich, im Dezember 2012, verurteilte ein Gericht in Calgary Hanne dazu, Anlegern des Hanne-Objekts „Seniorenresidenz Hoppegarten-Neuenhagen“ gut eine Million Euro zu zahlen.
So vermögenslos, wie Hanne in Berlin vor Gericht behauptet hatte, schien er nach seiner Flucht auch nicht zu sein: Gemeinsam mit einem lokalen Immobilienmogul leistete er sich 2003 den Fußballclub Calgary Mustangs. Und danach?
Informationen der WirtschaftsWoche deuten darauf hin, dass Hanne und sein Vertrauter Hainzl sich 2005 daran machten, die alte Nummer mit den Petrol-Fonds der Konzepta neu aufzuziehen.
Fonds-Gebühren im Überblick
Der Ausgabeaufschlag fällt beim Kauf an. Je nach Anlagestrategie des Investmentfonds kann er relativ gering sein, bei Geldmarktfonds liegt der Satz etwa häufig bei rund ein Prozent. Er kann aber auch deutlich höher sein wie bei Aktienfonds, wo fünf Prozent keine Seltenheit sind. Dies bedeutet, dass bei einer monatlichen Sparrate von 50 Euro beim Geldmarktfonds für 49,50 Euro Anteile erworben werden, beim Aktienfonds hingegen nur für 47,61 Euro.
Fondskäufer können den Ausgabeaufschlag aber reduzieren. Direktbanken oder Fondssupermärkte im Internet bieten niedrigere Sätze an oder verzichten sogar ganz auf diese Gebühr. Zu den bekanntesten Fondssupermärkten zählen beispielsweise fondssupermarkt.net, avl-investmentfonds.de und infos.com. Gute Kunden dürfen außerdem auf Sonderkonditionen bei der Hausbank hoffen.
Je länger der Anleger investiert bleibt, desto weniger stark wirkt die Kaufgebühr. Wer monatlich 100 Euro in einen Sparplan mit 5 Prozent Ausgabeaufschlag einzahlt und durchschnittlich fünf Prozent Jahresrendite erzielt, steht nach drei Jahren bei 3.690 Euro. Ohne Kaufgebühren wären es 3.885 Euro. Wer zehn Jahre investiert bleibt, kommt mit dem Ausgabeaufschlag auf ein Guthaben von 14.725 Euro, ohne Gebühr wären es 15.500 Euro.
Die Verwaltungsgebühr liegt im Regelfall zwischen null und zwei Prozent. Oft ist dieser Satz etwas höher, wenn der Ausgabeaufschlag gering ist und umgekehrt. Die Verwaltungsgebühr wird - einmal im Jahr oder auch monatlich - aus dem Fonds bezahlt. Wenn die Gebühr zum Beispiel 1,2 Prozent ist und der Fondswert 10.000 Euro, beträgt die Gebühr 120 Euro im Jahr und das neue Fondsvermögen noch 9.880 Euro.
Die Investmentgesellschaft hinterlegt das Fondsvermögen bei einer sogenannten Depotbank. Für das Führen dieses Depots wird eine Gebühr erhoben, die im Regelfall aus dem Fondsvermögen bezahlt wird. Diese Gebühr kann bei großen Fonds bis zu 0,3 Prozent des Fondsvolumens per anno ausmachen.
Zusätzlich ist die Depotbank berechtigt, eine Transaktionsgebühr von bis zu 100 Euro je Transaktion, die nicht über die Depotbank getätigt wird, zu erheben. Auch eine zusätzliche Verwahrgebühr von bis zu 0,1 Prozent pro Jahr ist rechtens. Neben den genannten Vergütungen verlangen einige Gesellschaften eine weitere tägliche Vergütung in Höhe von bis zu 0,75 Prozent pro Jahr.
Die Performance Fee ist eine erfolgsabhängige Gebühr. Wenn ein aktiv gemanagter Fonds eine bessere Wertentwicklung aufweist als ein vorher festgelegter Vergleichsindex, wie zum Beispiel der DAX, wird die Performance Fee gezahlt. Wenn eine Performance Fee von 20 Prozent vorgesehen ist, bedeutet das zum Beispiel: Ein Kunde hat ein Fondsvermögen in Höhe von 20.000 Euro. Der Fonds hat in diesem Jahr sechs Prozent Plus gemacht, der Vergleichsindex nur vier Prozent. Das Mehr an Rendite von zwei Prozent sind 400 Euro. Davon bekommt die Gesellschaft 20 Prozent, also 80 Euro.
Performance Fees sind an ganz unterschiedliche Bedingungen geknüpft. Die Investmentgesellschaft profitiert von einem besseren Abschneiden im Vergleich zum Vergleichsindex, muss sich aber nicht zwangsweise auch an Verlusten beteiligen, falls der Index besser war.
Es ist auch möglich, dass Anleger Performance Fee`s zahlen müssen, obwohl der Fonds Verluste gemacht hat. Wenn der Vergleichsindex zehn Prozent Minus gemacht hat, der Fonds aber nur sechs Prozent Minus, war er besser als der Vergleichsindex. Dann lässt die
Investmentgesellschaft es sich vergüten, dass der Fond zwar Verluste gemacht hat, aber eben nicht so viel wie andere.
Transaktionskosten entstehen, wenn im Fonds eine Umschichtung der Wertpapiere stattfindet, also beispielsweise Aktien verkauft und andere dafür gekauft werden. Bei einer solchen Umschichtung entstehen Transaktionskosten, die von den Anlegern bezahlt werden. Je öfter umgeschichtet wird, desto mehr Gebühren müssen gezahlt werden und desto geringer ist die Rendite.
Wegen mangelnder Transparenz bleibt die Höhe der Transaktionskosten in der Regel im Dunkeln. Eine Ausweisung der relevanten Daten im Fondsprospekt geschieht laut Studie der Verbraucherzentrale NRW kaum oder nur unzureichend.
Der Fantasie sind bei den sonstigen Kosten keine Grenzen gesetzt. Rechtliche Vorgaben gibt es so gut wie nicht. So kann es passieren, dass Anleger nicht nur den Ausgabeaufschlag beim Kauf bezahlen, sondern auch einen Rücknahmeabschlag bei der Rückgabe der Anteilsscheine. Und wenn ein Fonds Geld einnimmt, weil er Wertpapiere verleiht, dann kassiert die Gesellschaft dafür oft auch eine Gebühr. Hier empfiehlt sich eine genaue Prüfung der Fondsunterlagen und des amtlichen Verkaufsprospekts um herauszufinden, welche sonstigen Kosten anfallen können.
Eine Hilfe beim Vergleich von Fonds anhand der anfallenden Kosten ist die Total Expense Ratio (TER). Die TER ist eine Gesamtkostenquote, die für Transparenz sorgen soll. Das gelingt allerdings nur zum Teil. Grund ist, dass in der TER nicht alle Kosten enthalten sind. So sind weder die Ausgabeaufschläge enthalten, noch die erfolgsabhängigen Gebühren (Performance Fees). Die Aussagekraft der TER ist daher begrenzt. Laut Morningstar liegt sie bei Aktienfonds bei gut zwei Prozent.
Kulisse wankt bedenklich
Die offizielle Version des märchenhaften Aufstiegs der Conserve Oil Corporation beginnt allerdings erst 2008. Sie lautet: Die Firma wurde als Spezialist für Ölrecycling gegründet. Später habe sich Conserve Oil auf die Optimierung bereits produzierender Quellen konzentriert und sich „zu einem bedeutenden Player am Öl- und Gasmarkt in Alberta“ entwickelt, wie es im Prospekt eines Fonds heißt. Doch die sorgfältig hochgezogene Kulisse wankt bedenklich.
Handelsregisterdaten lassen nämlich darauf schließen, dass Conserve Oil nur gegründet wurde, um in Deutschland Anlegergelder einzusammeln. Denn bereits zwei Wochen nach der Gründung der Conserve Oil in Calgary, am 21. Oktober 2005, wurde beim Amtsgericht Hamburg eine Verwaltungsgesellschaft „Conserve Oil Canada“ angemeldet. Sie sollte die Geschäfte des geschlossenen Fonds „Conserve Oil Canada 1“ führen. Doch der erste Angriff auf das Geld der deutschen Anleger scheiterte: Die Fonds gingen nie in den Vertrieb, die Firmen wurden später liquidiert.
Große Ankündigungen und bunte Bildchen
Der damalige Geschäftsführer Heinz S.* sagt, dass Hainzl die Idee zur Gründung der Gruppe hatte. Warum sie scheiterte? „Hainzl kam immer mit tollen Worten, großen Ankündigungen und bunten Bildchen aus Kanada zurück. Er hat aber nie konkrete Verträge vorgelegt und verweigert, dass ich auch selbst mal mit nach Kanada fliege. Mir wurde das alles irgendwann zu bunt.“
Hainzl bestreitet dagegen, mit diesen Firmen je etwas zu tun gehabt zu haben. Er lässt den Proven-Oil-Sprecher ausrichten: „Diese Unternehmen tragen zwar den Namen Conserve Oil Canada, stehen aber mit der hier in Rede stehenden Conserve Oil Corporation weder gesellschaftsrechtlich noch in sonstiger Weise in Verbindung (die Marke Conserve Oil Canada war seinerzeit nicht rechtlich geschützt).“
Drei Attacken auf das Anlegergeld
Die zweite Attacke auf das Anlegergeld lief im Juni 2006 an – mit der Registrierung der Conserve Oil Verwaltungs GmbH beim Amtsgericht Berlin-Charlottenburg. Und auch hier gibt es Indizien, dass die Hanne-Connection am Werk ist: Gründungsgeschäftsführer war Thomas W.*, der einst beim Hainzl-Finanzvertrieb Fonds der Dr. Hanne-Gruppe vermarktet hatte. In den Monaten darauf wurden fünf Conserve-Oil-Fondsgesellschaften eingetragen. Prokuristin von zweien war eine langjährige Hanne-Mitarbeiterin. Die Firmen residierten in einer Berliner Villa, in der auch Proven-Oil-Repräsentantin Galba und der Hanne-Vertraute Hainzl wohnten. Auch mit diesen Firmen gelang der große Wurf nicht, sie sind heute ebenfalls gelöscht.
Erst mit der dritten Bohrung und dem Etikett „Proven Oil Canada“ wird Conserve Oil in Deutschland fündig. Seither sprudeln die Anlegergelder. Aktuell ist der achte POC-Fonds im Vertrieb. Galba und Hainzl konnten sich ein neues Zuhause leisten: eine historische Villa in Berlin-Dahlem, laut Denkmalpflege eines der „auf keinen Luxus verzichtenden Landhäuser der Zeit der Weimarer Republik in Berlin“.
Diskrete Gegend
Die Villa liegt in einer verschwiegenen Gegend, Namensschilder an Klingeln und Briefkästen gibt es kaum. Wer hier wohnt, will seinen Reichtum für sich behalten. Neugierige unerwünscht. Im Beruf handhabt Galba das genauso. Nachfragen zu den Gesellschaftern der Conserve Oil blockt auch sie ab: geheim. Nur allgemeine Informationen gibt Conserve Oil preis: Knapp 70 Prozent gehörten Mitgliedern des Managements, allesamt natürliche Personen, der Rest sei in Streubesitz.
Für Stewart Lockwood ist solche Heimlichtuerei ein Alarmsignal. Der Rechtsanwalt aus Vancouver berät Rohstoff-Investoren in Kanada. „Wenn ein Unternehmen nicht offenlegt, wer die Inhaber sind, dann kann ich keinem Klienten dazu raten, dort zu investieren“, sagt Lockwood. „Dann lautet die Devise ganz klar: Finger weg!“
Zum Nachtisch gefüllte Windbeutel
Die kanadischen Handelsregister sind auskunftsfreudiger als Galba. Demnach hält Galba selbst 14 Prozent. Ebenfalls 14 Prozent gehören einer 1266448 Alberta Ltd. Der Firma mit dem wenig vertrauenerweckenden Namen gehört auch die Canadian Heartland Lamont Ltd. Die verkaufte deutschen Anlegern des „POC Growth 3 Plus“-Fonds vier Grundstücke in Kanada, aber nur als Zwischenhändler. Zuvor gehörten die Grundstücke unter anderem der Calgary Ventures – einer Firma von Jürgen Hannes Söhnen, die ebenfalls für Conserve Oil arbeiten. Fragen zu dem Deal beantworten auch sie nicht.
Bei der Vertriebstagung in Frankfurt ist aber weder von solch merkwürdigen Kettengeschäften noch von Hanne die Rede. Statt des Hintermanns tritt noch eine Vorzeigefigur auf: Harry Helwerda, Vizechef des unabhängigen Gutachters Sproule. Der Ingenieur wirkt spröde, er liest viel ab. Inhaltlich aber könnten seine Sätze von einem veritablen Vertriebsprofi stammen.
„POC ist die perfekte Anlagemöglichkeit für deutsche Investoren, die nach hohen Rückflüssen mit minimalen Risiken suchen“, lobt er wenig unabhängig. Dank festgelegter Investitionskriterien „kann ein Anleger mit Sproule und Conserve Oil nichts falsch machen“. Während Helwerda spricht, werden vor dem Saal die Reste des Buffets weggeräumt. Zum Dessert gab es gefüllte Windbeutel.