Gold Ein Tag der Unruhe steht bevor

Am Montag dürfte es am Goldmarkt turbulent werden. Nach der Wahl in Frankreich könnte der Preis stark ausschlagen, in beide Richtungen. Längerfristig ist der Trend für Experten jedoch eindeutig.

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Die Nachfrage im ersten Quartal fiel. Quelle: dpa

Frankfurt Von Stärke ist nichts zu erkennen: Momentan macht der Goldpreis eher einen schwachen Eindruck. Er ist in den vergangenen Wochen von rund 1300 Dollar je Unze Richtung 1230 Dollar gefallen. „Die Spekulanten ziehen sich zurück“, glaubt Martin Siegel, Fondsmanager für Edelmetallaktien.

Er erkennt Warnsignale am Markt. Goldminenaktien entwickelten sich schlechter als der Goldpreis. Außerdem sei der Silberpreis relativ zu Gold noch schwächer. „Das sind in der Vergangenheit immer Warnsignale gewesen“, weiß Siegel. Seine Erwartung für den Montag nach der Präsidentschaftswahl in Frankreich: „Unkalkulierbar“. Die Erfahrungen bei anderen politischen Ereignissen wie dem Brexit oder der US-Präsidentenwahl hätten gezeigt, dass Märkte erst in eine Richtung laufen könnten, nur um dann kurzfristig in die andere zu drehen, teilweise am gleichen Tag.

Auch Ronald-Peter Stöferle, Goldexperte und Fondsmanager bei der liechtensteinischen Anlagefirma Incrementum, erkennt kurzfristige Hindernisse. Die zuletzt leicht sinkenden Inflationsraten seien eher schlecht für den Goldpreis. Ein weiterer Grund: „Solange der Aufschwung bei den Aktien weitergeht, ist das eine Konkurrenzanlage und bedeutet Gegenwind für das Metall.“

Aktuelle Daten vom Markt fallen auf den ersten Blick ebenfalls schlecht aus. Am Donnerstag legte die Minenlobby World Gold Council ihre Zahlen für das erste Quartal vor. Die Gesamtnachfrage sank gegenüber dem Vorjahresquartal um 18 Prozent auf knapp 1035 Tonnen.

John Mulligan vom World Gold Council findet den Blick auf Europa allerdings interessant. „In den Zahlen für das erste Quartal erkennen wir eine klare europäische Investmentstory“, sagt er. Das zeige sich weniger in den Daten zu den Käufen bei Barren und Münzen, sondern bei den Gold-Wertpapieren.

Es geht um die Goldfonds, die ihrerseits Gold hinterlegen, von den Anlegern jedoch so komfortabel wie Wertpapiere geordert werden können. Im ersten Quartal kauften Anleger weltweit solche Papiere im Volumen von 109 Tonnen Gold.

Fast die Hälfte der Anlagen kam von Deutschen. Zusammen mit britischen und schweizerischen Investoren waren sie fast für die gesamten globalen Goldfondskäufe verantwortlich. „Das ist ein laufender Trend, die Anleger wollen sich gegen politische Risiken absichern, und das wird am Montag nach den Frankreichwahlen nicht einfach vorbei sein“, sagt Mulligan.

Manager Siegel blickt deshalb lieber auf die längerfristige Perspektive: Ein fairer Goldpreis liegt seiner Meinung nach bei 1800 Dollar. Und Stöferle ist sicher, dass der Markt „in der frühen Phase eines langfristigen Aufschwungs ist“.

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