Grenke-Aktie Wolfgang Grenkes schwacher Verteidigungsversuch

Wolfgang Grenke (Archivbild) Quelle: imago images

Eine Studie enthielt Vorwürfe gegen den Leasingspezialisten, die ihn wie eine Art Wirecard 2.0 erscheinen lassen. Dass der gesamte Grenke-Vorstand und Aufsichtsräte am Freitag ausführlich dazu Stellung nehmen wollen, beruhigte den Markt. Eine Kurzantwort von Grenke selbst aber nur teilweise.

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Im sonnigen Baden hat man offenbar nicht mit einem bösen Angriff gerechnet. Weitverbreiteter Betrug und räuberische Praktiken wurden dem Leasingspezialisten Grenke aus Baden-Baden vorgeworfen. Viele wähnten gleich ein zweites Wirecard und verkauften ihre Grenke-Aktien und Anleihen. Eine Reaktion ließ aber auf sich warten und spannte Börsianer auf die Folter. Dass Grenke nicht auf die Schnelle eine klare Antwort auf die Vorwürfe des aggressiven Shortsellers Viceroy Research präsentieren konnte, hat Anleger am Mittwochmorgen irritiert. Die Aktie war zwischenzeitlich um 50 Prozent gefallen, hat sich aber am Donnerstag erholt. Dienstags noch bei etwa 53 Euro, lag sie nach Börsenschluss Donnerstag bei 35 Euro.

Donnerstagmorgen kam ein erstes Zeichen aus Baden-Baden: Am Freitag wolle die Grenke-Führung inklusive Aufsichtsratsvorsitzendem und Vize Wolfgang Grenke Stellung nehmen, um auf die Vorwürfe zu reagieren. Zumindest gibt es Unterschiede zu Wirecard. Dort hatte stets CEO Markus Braun die Fäden in der Hand gehalten und Erklärungen abgegeben. Aber Freitag muss auch aus Baden-Baden Substanzielles kommen.

Am Donnerstagnachmittag gab es eine kurze Stellungnahme von Wolfgang Grenke – die eigentlich ab 16 Uhr angekündigt wurde und dann gegen 17.12 Uhr erschien. Grenke widerspricht Vorwürfen, dass er selbst Zahlungen von Unternehmen erhalten habe, die von der Grenke AG übernommen wurden. Übernahmen wurden zudem nach Angaben Grenkes stets transparent gemacht. So hat er selbst Ende Januar 2020 die zuvor für viele Auslandsgesellschaften Grenkes als Beteiligungsgesellschaft eingespannte CTP Handels- und Beteiligungs GmbH übernommen.

Nicht ganz klar wird in der Sache die Rolle der persönlichen Vertrauten Grenkes, Simona Corina Stingaciu. Die Italienerin halte Aktien der Garuna AG als wirtschaftlich Berechtigte und ist in der Schweiz Präsidentin des Verwaltungsrates dieser Beteiligungsgesellschaft, die Garuna AG hatte auch Anteile an Beteiligungen der CTP erworben. Das deutet auf einen massiven Interessenkonflikt hin. Die Ausführungen Grenkes können die Börsianer auch am Donnerstag deshalb nicht komplett überzeugen. Die Aktie, zeitweise auf 39 Euro gestiegen, gibt frühere Gewinne etwas ab, schließt aber dann doch 33 Prozent höher als am Morgen. Interessant wird am Freitag die Reaktion am Bondmarkt auf die Entwicklungen – denn auch die Anleihen des Hauses waren stark gefallen.

Der Shortseller Viceroy hat sein Ziel erreicht, die Aktie ist gefallen. Bestenfalls konnte er damit hohe Gewinne erzielen. Aber in dem aktuellen Umfeld kann durch einen solchen Angriff ein Unternehmen kippen. Grenke hatte bereits in der Coronakrise kommuniziert, dass es bei Leasingverträgen durchaus auch einige Ausfälle geben werde und das Geschäft natürlich auch in einer konjunkturell schwächeren Phase leiden werde. Dass mit den Vorwürfen auch die Finanzierungsweise von Grenke als zweifelhaft hingestellt wurde, bedroht im schlimmsten Fall deren Kreditwürdigkeit. Dass sich in der heiklen Lage gleich die Banken- und Finanzaufsicht Bafin eingeschaltet hat, ist verständlich. Gemeinsam mit seinen Rechtsberatern prüft das Unternehmen derzeit auch die Einleitung rechtlicher Schritte gegen Viceroy Research.

Die einzigen Investoren, die sich klar hinter Grenke gestellt haben und noch bekanntgaben, dass sie ihre Grenke-Positionen nach den Kursabschlägen sogar aufgestockt haben, waren von der Fondsgesellschaft Acatis. Die Frankfurter gehören zu den großen Aktionären. Sie hatten auch in manchen Fonds über fünf Prozent der Fondsvolumina in Grenke-Papieren angelegt. Der Fondskurs lag am Mittwoch zwei Prozent niedriger und verlor auch im Börsenhandel am Donnerstag zwei Prozent.

Der Auftritt am Freitag in Baden-Baden wird auch für die Anleger interessant.

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