Größte Neuemission des Jahres "Delivery Hero dürfte Strahlkraft haben"

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Analysten beurteilen den Börsengang als vollen Erfolg

Der Essen-Lieferdienst nimmt mit seinem Börsengang knapp eine Milliarde Euro ein. „Der Ausgabepreis und die Bewertung sind ein voller Erfolg für Delivery Hero“, sagt Lucas Boventer, Analyst bei Warburg Research. Das nun eingenommene Geld werde dem Dienstleister „genug finanzielle Flexibilität“ für seine Wachstumspläne geben.

Auf dem aktuellen Kursniveau wird das noch tief in den roten Zahlen steckende Unternehmen mit rund 4,5 Milliarden Euro bewertet – das ist immerhin etwa halb so viel wie die beiden Dax-Konzerne Lufthansa oder Pro Sieben Sat 1.

Delivery Hero hat damit die größte Neuemission in den vergangenen drei Jahren in Deutschland abgeschlossen und steht auf Rang sechs bei den größten hiesigen Technologie-IPOs überhaupt. Betreut wurde der Börsengang durch die US-Banken Citigroup Goldman Sachs und Morgan Stanley.

Zu Delivery Hero gehören in Deutschland die Marken Foodora, pizza.de und Lieferheld. Das 2011 gegründete Start-up ist nach eigenen Angaben inzwischen in mehr als 40 Ländern weltweit aktiv und beschäftigt mehr als 6000 Mitarbeiter plus mehrere Tausend Fahrer, die das Essen etwa per Fahrrad zu Kunden nach Hause bringen.

Der Lieferdienst schreibt wegen der Kosten für seinen rasanten Wachstumskurs hohe Verluste. Im vergangenen Geschäftsjahr setzte er knapp 300 Millionen Euro um und verbuchte dabei einen Verlust von 200 Millionen Euro.

„Es dauert etwas, um die Story zu verstehen – aber wir haben sie erklärt und es waren einige der größten Banken eingebunden“, sagte Delivery Hero-Chef Östberg. Man habe einen Preis am oberen Ende der anvisierten Spanne erzielt und der Börsengang sei bereits jetzt ein Erfolg.

Delivery Hero muss liefern – das sind die Erwartungen an den Börsen-Neuling

Essen-Lieferdienste sind bei Investoren derzeit beliebt. Die Delivery-Hero-Rivalen Takeaway.com („Lieferando“) und Just Eat sind bereits gelistet. Die niederländische Takeaway wird mit 1,6 Milliarden Euro bewertet, die britische Just Eat sogar mit umgerechnet 5,1 Milliarden Euro – sie schreibt bereits schwarze Zahlen.

Delivery Hero nimmt durch die Neuemission 465 Millionen Euro frisches Geld ein. Knapp die Hälfte davon fließt in die eigene Kasse, die zum größten Teil zur Tilgung von gut 300 Millionen Euro Schulden verwendet werden sollen. Der Rest geht an Altaktionäre, die sich durch den Börsengang von knapp 20,1 Millionen Anteilen trennen. Zudem werden 18,95 Millionen Aktien aus einer Kapitalerhöhung am Markt platziert.

Größter Anteilseigner ist der börsennotierte deutsche Start-up-Inkubator Rocket Internet, der bisher knapp 35 Prozent an Delivery Hero hielt. Die Beteiligungs-Firma von Oliver Samwer hat durch den Börsengang ihr Aktienpaket auf 24,4 Prozent verringert. Den überwiegenden Teil der Anteilsscheine will der bisherige Großaktionär für mindestens ein halbes Jahr im Bestand halten.

Zu den Altinvestoren von Delivery Hero gehören neben Rocket Internet auch der erst im Mai mit knapp elf Prozent eingestiegene südafrikanische Technologie-Investor Naspers sowie die US-Beteiligungsfirma Insight Venture Partners und der Hedgefonds Luxor Capital Partners, die jeweils rund zehn Prozent halten.

Es ist das erste Mal seit dem IPO des Mode-Onlinehändler Zalando im Herbst 2014, dass es der Beteiligungsgesellschaft gelingt, bei einem Unternehmen aus dem eigenen Portfolio über einen Börsengang Kasse zu machen.

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