Hedgefonds Experten sehen „katastrophale“ Entwicklung für Investoren

Warum ziehen Hedgefonds-Investoren Gelder ab? Überwiegend, um sie direkt in andere Hedgefonds zu stecken, wie eine Umfrage der Credit Suisse ergab. Dabei sagen einige Experten dem Modell eine finstere Zukunft voraus.

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Laut einer Umfrage der Großbank werden Gelder aus Hedgefonds hauptsächlich abgezogen, um in andere Hedgefonds investiert zu werden. Quelle: Reuters

Rund 84 Prozent aller Hedgefonds-Investoren haben im ersten Halbjahr Gelder aus Hedgefonds abgezogen - und 61 Prozent werden dies in den verbleibenden sechs Monaten des Jahres wahrscheinlich wieder tun. Das geht aus einer Umfrage der Credit Suisse hervor. Der Hauptgrund für Abzüge: Die im Vergleich schlechtere Entwicklung bestimmter Fonds.

An der Umfrage hatten über 200 Entscheider teilgenommen, die über Anlagen bestimmen und zusammen mit fast 700 Mrd. Dollar in Hedgefonds investiert sind. Dem Ergebnis zufolge leiten die meisten Abziehenden ihre Gelder einfach zu anderen Managern um – und kehren der Anlageklasse nicht etwa ganz den Rücken. Nur neun Prozent sagten, sie planen nicht, abgezogene Gelder in andere Hedgefonds zu reinvestieren.

Hedgefonds, die einige der höchsten Gebühren unter Vermögensverwaltern verlangen, waren zuletzt unter Druck geraten. Viele hatten es nicht geschafft, Investoren in den vergangen zwölf Monaten vor wilden Kursausschlägen am Markt zu schützen. Teilweise verstärkten sie Verluste noch, weil sie alle in dieselbe Art von Handelsgeschäften drängten.

Hedgefonds-Manager Dan Loeb erklärte zu Jahresbeginn, dass sich Hedgefonds in der ersten Phase eines Absturzes befinden würden – nach einer „katastrophalen“ Entwicklung.

„Es gibt Enttäuschung dieses Jahr. Sie baut sich seit einiger Zeit auf“, sagte John Dolfin, Geschäftsführer von Steben & Co. Das Unternehmen verwaltet 700 Mio. Dollar und führt unter anderem einen Dachfonds. Seinen Angaben zufolge hat die Firma in den vergangenen sieben Monaten Gelder aus zwei Hedgefonds abgezogen.

Unter den Fonds, die hinterherhinken, zählen einige der größten der Branche. Lansdowne Partners verloren zwischen dem Jahresbeginn und dem 24. Juni fast 14 Prozent bei ihrem wichtigsten Hedgefonds. Pershing Square Holdings von Bill Ackman lag mit Stand vom 5. Juli etwa 23 Prozent im Minus.

Fonds wie Nevsky Capital und WCG Management wurden sogar ganz aufgelöst, während Brevan Howard Asset Management und Tudor Investment unter starken Abzügen litten.

Zu denjenigen, die am aggressivsten ihre Gelder aus Hedgefonds zurückholten, zählten Dachfonds und Family-Offices. Letztere verwalten die Gelder von Privatpersonen und Familien. Stiftungen und Pensionsfonds hingegen hielten sich zurück. Das geht ebenfalls aus der Umfrage von Credit Suisse hervor. Den Angaben zufolge zogen 91 Prozent der Dachfonds und 87 Prozent der Family-Offices im ersten Halbjahr Gelder ab.

Stiftungen, die ebenfalls Veränderungen durchführen, sind beispielsweise jene der beiden Hochschulen University of Maryland und University of California. Maryland plant, sich von den teuersten Hedgefonds und von jenen mit der schlechtesten Entwicklung zu trennen. California senkt die Anzahl der Hedgefonds, in die die Hochschule investiert, von 32 auf nur noch 10.

Nur wenige Investoren zogen laut der Umfrage Gelder ab, weil sie grundsätzlich mit der Entwicklung ihres Hedgefonds-Portfolios unzufrieden waren. Mehr als 70 Prozent der Befragten sagten, sie werden in den kommenden sechs Monaten wahrscheinlich mehr Geld in diese Anlageklasse fließen lassen.

Dolfin zufolge bewegen sich Investoren von Hedgefonds, die auf steigende Märkte setzen, verstärkt hin zu Hedgefonds, die marktneutral sind. Letzere dürften nicht so abhängig vom Auf und Ab an den Märkten sein.

Seine Einschätzung spiegelt sich auch in den Ergebnissen der Umfrage wider. Aktienmarkt-neutrale Fonds, Long-Short-Aktien-Fonds und globale Makro-Fonds sind demnach die populärsten Strategien für neue Investments in den kommenden sechs Monaten.

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