Hendrik Leber, Dirk Müller, Max Otte „Der Markt ist ein harter Gegner“

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Investoren müssen auf die Gewinner auf den Weltmärkten setzen

Endspiel, Endkampf – klingt gefährlich, Herr Otte. Kracht es demnächst mal ordentlich an der Börse?

Otte: Ich glaube nicht. Die Sachwerte sind ja wichtig. Aber es gibt momentan ein hartes Ringen um die Weltmacht zwischen den USA, China und Russland.

Müller: Das sehe ich genauso. Und wir sind mitten drin. Es geht um den eurasischen Kontinent. Wir sehen, dass die Chinesen sehr, sehr zielgerichtet dieses eurasische Zusammenspiel wollen – natürlich unter ihrer Dominanz. Wir sehen, dass sie die Seidenstraße sehr progressiv wieder vorantreiben.

Otte: Das wird die neue Bagdad-Bahn.

Leber: Sie investieren auch im Hafen von Piräus.

Müller: Und sie wollen sich am europäischen Strukturfonds mit 360 Milliarden Euro beteiligen. Da fragt man sich natürlich, warum. Wenn man sich aber darüber im Klaren ist, was der geostrategische Plan ist, nämlich die Seidenstraße, dann ist das durchaus sinnvoll.

Leber: Das alles lässt sich aber auch mit ganz normaler Betriebswirtschaft erklären.

Die Globalisierung läuft auf Hochtouren. Wer den Wettlauf gewinnt, wird die Zeit zeigen.
Leber: The Winner takes it all. Dazu passt auch, dass das durchschnittliche Wachstum in meinem Portfolio dauernd steigt. Das heißt, ich setzte mehr und mehr auf Gewinner-Geschäftsmodelle. Wir müssen wirklich globaler denken. Beispielsweise der alternative Taxidienst Uber, der derzeit 300 Zentren auf der Welt bedient. Ob da Deutschland dabei ist, ist denen vollkommen wurscht. Die denken einfach nur geopolitisch. Facebook-Chefin Sheryl Sandberg sagte neulich, sie möchte weltweit vier Milliarden Nutzer haben. Da werden also praktisch Weltmärkte aufgemacht. Als Investor muss ich auf die Gewinner auf diesen Weltmärkten setzen. Und am besten auf die, die Geld verdienen.

Und welche wären das?
Leber: Mein Lieblingssektor ist im Moment Technologie. Ein Kollege hat mir gerade einen Shakespeare-Text geschickt, der von einem Computer geschrieben wurde. Der Computer hatte alles von Shakespeare gelesen und kann nun selber Texte bauen. Das Ergebnis klang ziemlich gut.

Das sollten wir beim Handelsblatt vielleicht auch mal versuchen.
Leber (lacht): Da ist enorme Rechenpower dahinter. Alle Daten müssen gespeichert und ausgewertet werden. Ich brauche also Datenbanken, ich brauche Leitungen für den Datenverkehr – also all die Netzbetreiber, die Datenspeicherbetreiber, die Softwareanbieter.  Das sind eigentlich die Gewinner, bei denen Investoren abschöpfen können. Ob Facebook morgen noch dieselben Nutzerzahlen hat, das weiß ich nicht. Aber alle Internetunternehmen brauchen Daten. Und die müssen hin- und hergeschaufelt werden.

Die Investmentideen der Anlagegurus

Müller: Beim Netzausbau haben wir praktisch ein Oligopol. Es gibt noch drei Spieler, nämlich Ericsson, Nokia und Huawei. Natürlich hatten die ein schwaches erstes Quartal. Das lag aber daran, dass in den USA Frequenzen versteigert wurden und die Telefongesellschaften sehr viel Geld dafür ausgeben mussten. Deshalb hatten sie in dieser Zeit weniger Geld, das sie in ihre Infrastruktur hätten investieren können. Aber die kommen an den großen Drei nicht vorbei. Am Ende geht es immer darum, wer das schnellste Netz hat. Das vernetzte Auto wird kommen, da brauche ich Daten in einer unglaublichen Geschwindigkeit. Wir haben einen wahnsinnigen Bedarf an Daten – Stichwort Industrie 4.0. Egal was passiert, welche Technologie sich durchsetzt: Die Netzbetreiber profitieren. Das ist wie im Goldrausch. Ich kaufe nicht das Gold, sondern die Schaufeln.



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