Hendrik Leber, Dirk Müller, Max Otte „Der Markt ist ein harter Gegner“

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Sie fragen nach Value, wir sagen Growth

Und welcher der drei Betreiber gehört in mein Depot?
Müller: Wir haben uns für Ericsson entschieden.

Leber: Wir halten Nokia und Ericsson.

Otte: Wir haben diese Aktien nicht, sondern schauen uns eher die Unternehmen an, die auf Endkunden setzen. Wir haben Google, auch wenn sie nicht billig sind. Microsoft haben wir auch. Die schaffen das ganz gut mit der Cloud. IT-Unternehmen sind die neuen Konsumgüteraktien.

Apple haben Sie teilweise auch in Ihren Fonds. Ich würde diese Aktie spontan nicht als Value-Aktie bezeichnen, ebenso wie eine Google.
Leber: Schauen Sie sich nur den Kassenbestand von 190 Milliarden Dollar bei Apple an. Ein bisschen Value ist da schon vorhanden.

Müller: Es ist ja die Frage, wie ich Value definieren. Value oder Growth? Das ist die falsche Entscheidung. Wir haben uns für ‚sowohl als auch‘ entschieden. Ich möchte Value-Aktien, die eine Substanz haben, Unternehmen, die über viele Jahre bewiesen haben, dass sie es können. Die Stärke gezeigt haben. Die aber gleichzeitig auch eine Story haben, die noch wachsen, die ihr Geld noch reinvestieren statt es auszuschütten. Die also nicht die Zigarre auf dem letzten Zentimeter rauchen. Diese Kombination ist für mich viel spannender als nur Wachstum oder nur Value.

Leber: Das interessante an diesen Firmen ist, dass sie kein Kapital brauchen. Sie müssen nicht investieren, es gibt nichts, was sie kaufen könnten. Apple braucht keine Fabriken. Das Geld kommt mir als Aktionär direkt zu Gute. Da ist Cashflow eigentlich gleich Gewinn. Das ist in anderen Branchen nicht so. Da müssen beispielsweise Kraftwerke gebaut werden oder teure Investitionen getätigt werden.

Und Google?
Müller: Google ist ein super Unternehmen. Aber für mich ist es zu komplex, zu sehr zum Konglomerat geworden. Ich versuche, mich auf Unternehmen zu konzentrieren, die relativ monothematisch aufgestellt und führend in ihrem Bereich sind.

Die alte Buffett-Aussage, nur zu kaufen, was man versteht. Klare Geschäftsmodelle also.
Müller: Das ist das eine. Es hat aber auch einen ganz praktischen Grund. Bei einem Unternehmen mit verschiedenen Geschäftsbereichen sind diese natürlich auch unterschiedlich rentabel. Ich werde Geld also immer nur in Bereiche investieren, wo ich eine höhere Rendite für mein Unternehmen erzielen kann. Also werden andere Sparten immer ein bisschen stiefmütterlich behandelt.  Die könnten vielleicht separat viel erfolgreicher sein. Weil sie generiertes Geld auch wieder hier investieren könnten.

Otte: Im Prinzip stimme ich zu. Bei Google aber nicht. Das ist nämlich kein klassischer Mischkonzern, sondern die haben dieses Suchmaschinenmonopol. Auch wenn sie natürlich hausintern diverse Start-ups gründen, um irgendwann daraus ihr nächstes Geschäftsmodell zu basteln. Sie suchen ihr nächstes Monopol.

Müller: Aber alles, was sie jetzt machen, hat geringere Renditen und verwässert die alte, hervorragende Profitabilität der Suchmaschine. Und das macht sich am Aktienkurs auch bemerkbar.

Otte: Wenn Google autonomes Fahren oder Smart Home hinbekommt, ist das das nächste Monopol.

Leber: An eBay kommen wir auch nicht vorbei. Denn zu eBay gehört das rasant wachsende Zahlungsverkehrssystem Paypal, das ja im Herbst wahrscheinlich abgespalten wird. Wir erleben bei Unternehmen wie Paypal, Visa oder Lendingclub, dass die Geschäftsmodelle der Banken zerstört werden. Ein weiteres Beispiel ist Kredit ohne Bank, also Peer to Peer Lending. Auch da ist rasantes Wachstum zu erwarten. Diesen Bereich finde ich auch hoch interessant.

Müller: In diesem Bereich haben wir auch investiert. Mobile Bezahlsysteme werden ein ganz großes Thema werden und viele andere Systeme zerstören.  Wir haben Wirecard gekauft, eines der wenigen deutschen Unternehmen im Fonds, und Mastercard.

Otte: Sie fragen nach Value, wir sagen immer Growth. Aber das muss gar kein Widerspruch sein.



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