Weitere Vorschriften für die Handelsteilnehmer sollen sicherstellen, dass von ihren eingesetzten Computerprogrammen keine Gefahr ausgeht. Bestimmte Handelspraktiken von Computern werden zukünftig als strafbare Marktmanipulation gewertet. Als wichtiger Eckpfeiler werden nicht zuletzt auch die Rechte der Aufsicht gestärkt. Im Großen und Ganzen handelt es sich daher um einen sinnvollen Gesetzesvorschlag
Dennoch muss die Gesamtbewertung zwiespältig ausfallen. Schließlich ist das Gesetz auch in den Gesamtzusammenhang der Re-Regulierung des Finanzmarktes zu setzen. Die Politik hatte das Ziel, mehr Konkurrenz an den Märkten zuzulassen. Dadurch jedoch ist viel Geschäft von regulierten Börsen an unregulierte, außerbörsliche Märkte abgewandert. In dieser Hinsicht weist das Gesetz die gleiche Unzulänglichkeit auf wie die meisten Gesetze zur Aufarbeitung der Finanzkrise: Einzelne, durchaus richtig erkannte Probleme werden lediglich punktuell reguliert. Der bessere Ansatz wäre eine umfassende Re-Regulierung des Finanzmarktes. Für eine ordnungsgemäße Preisfeststellung an Märkten hieße das, zum Zustand vor der De-Regulierung in der ersten Hälfte der 2000er Jahre zurückzukehren.
Die zehn wichtigsten Aktien-Regeln
Gegen die größer werdenden Unwägbarkeiten sollte man sich zuallererst mit einer Strategie wappnen: Wer an kräftiges Wachstum in Deutschland glaubt, an einen anhaltenden Boom der Schwellenländer und hohen privaten Konsum, kann weiter am Aktienmarkt investieren. Wer skeptisch ist, sollte seine Bestände hingegen nicht aufstocken.
Eng verbunden mit der ersten Regel: Immer wieder kommt es vor, dass sich Dinge anders entwickeln, als man erwartet hat. Es ist wichtig, sich selbst immer wieder zu hinterfragen und nicht jeder Entwicklung hinterherzulaufen. Eine solche Reaktion zeugt nicht von einem geringen Vertrauen in die eigene Strategie. Es kostet meist auch Geld, weil die Masse schon vorher diese Richtung eingeschlagen und das Gros an Rendite eingefahren hat.
Groß oder klein, spekulativ oder konservativ, liquide oder illiquide, dividendenstark oder dividendenschwach, Substanz oder Wachstum: Bei Aktien ist die Auswahl riesig. Der richtige Mix aus spekulativen und konservativen Titeln hilft, Schwankungen zwischen guten und schlechten Zeiten auszugleichen. Nicht zu unterschätzen sind starke Dividendenzahler, die Jahr für Jahr den Grundstock für eine solide Rendite legen.
Keine Frage, die Börsen haben in den vergangenen zehn Jahren stärker geschwankt als in allen Dekaden zuvor. Das wird so bleiben, mit wachsendem Computerhandel sogar noch zunehmen. Wer sein Risiko minimieren will, baut Barrieren ein – sogenannte Stopps. Gerne werden Stopps bei 20 Prozent über und unterhalb des aktuellen Kurses gewählt. Dann wird automatisch verkauft, wenn diese Grenzen erreicht sind. Kommt eine Phase überraschend steigender Kurse mit anhaltendem Aufwärtstrend, lässt sich die Barriere leicht nach oben verschieben. Wichtig ist dann, auch die Barriere am unteren Ende nachzuziehen.
Wichtig in Phasen überraschender Kurssteigerungen oder -stürze ist es, das Verhalten der Masse zu beobachten. Ist es noch nachvollziehbar oder völlig irrational? Häufig ist es irrational. Dann hilft meist die zweite Regel: Widerstandskraft zeigen. Nach einigen Monaten kehrt die Rationalität von ganz allein zurück. Der Kurssturz aus dem vergangenen Jahr und die jüngste Entwicklung beweisen das gerade wieder.
Sind Aktien wie seit Jahresbeginn schon um 30, 40 oder gar 50 Prozent gestiegen, dann sind Anschlussgewinne in der Regel nur noch schwer zu erzielen. Phrasenverdächtig ist zwar die alte Weisheit: „An Gewinnmitnahmen ist noch niemand zugrunde gegangen.“ Richtig ist sie trotzdem.
Firmenchefs haben einen gewaltigen Vorteil gegenüber normalen Aktionären. Sie wissen weit mehr als jeder Analyst oder Kommentator, wie es in ihrem Unternehmen aussieht. Insider nennt man sie deshalb. Sie melden ihre Orders innerhalb von fünf Handelstagen an die Börsenaufsicht Bafin. Das Handelsblatt veröffentlicht alle zwei Wochen das sogenannte Insider-Barometer, das aus der Summe aller Kauf- und Verkaufsorders Schlüsse für den weiteren Verlauf in Dax & Co. zieht. Jüngste Tendenz: Vorstände und Aufsichtsräte verkaufen mehr als sie kaufen. Vorsicht also!
Terroranschläge und Naturkatastrophen kommen unerwartet. Politische Konflikte wie aktuell zwischen Israel und dem Iran schwelen meist länger. Entscheidende Wahlen wie jüngst in Russland und in diesem Jahr noch in Frankreich und den USA sind vorhersehbar und haben immer Einfluss auf die Börse. Dabei gilt generell: Wahljahre sind gute Börsenjahre.
Mit Optionsscheinen oder Bonus-Zertifikaten lässt sich zwar aus einem Aufwärtstrend ein noch größerer Profit schlagen. Dies sind jedoch in der Regel Wetten ohne realen Hintergrund. Aktien sind reale Werte.
Vor allem Aktien einzelner Branchen unterliegen immer wieder gewissen Moden. Doch die wechseln wie im realen Leben, und manchmal geht das schneller, als man denkt. Das bekommt gerade die einst angesehene Solarenergie-Branche bitter zu spüren.
Rückkehr zu regulierten Märkten
Hierfür müsste das heute behandelte Gesetz nicht nur das Teilproblem des algorithmischen Handels und des Hochfrequenzhandels angehen, sondern den Wertpapierhandel generell wieder an Regulierte Märkte zurückholen. Denn die Risiken in der Ermittlung von Marktpreisen werden nicht nur durch den algorithmischen Hochfrequenzhandel verursacht.
Auch die Marktstrukturen selbst sind mitverantwortlich. So ist es etwa auch weiterhin zulässig, die Aufträge privater Anleger im außerbörslichen, unregulierten Handel auszuführen – ohne Handelsüberwachung, ohne öffentlich-rechtliche Preisfeststellung, ohne Transparenz über das Handelsgeschehen. Für professionelle Marktteilnehmer, die sich selbst schützen können, mögen diese Rahmenbedingungen unproblematisch sein.
Um Privatanleger zu schützen, wäre jedoch ein Verbot angebracht, ihre Aufträge im außerbörslich unregulierten Bereich auszuführen. Insofern bleibt zu hoffen, dass der politische Wille ausreicht, nicht auf halbem Weg stehenzubleiben. Dann lässt sich das geplante Hochfrequenzhandelsgesetz als Ausgangspunkt einer umfassenden Re-Regulierung des Wertpapierhandels zugunsten derjenigen nutzen, denen die Finanzmarktordnung schließlich dienen soll – den Bürgerinnen und Bürgern.