Seitdem versucht sich Maschmeyer („wer uns als Investor bekommt, bekommt uns mit Haut und Haaren“) mit den Millionen als Investor. Oft mit Erfolg: Seine Anteile an den Marseille-Kliniken, die er seit Ende 2011 kaufte, haben sich im Wert verdoppelt. Bei der Beteiligungsfirma MIC stieg Maschmeyer in drei Schritten ein, ist nun mit 25 Prozent größter Einzelaktionär. Die Beteiligung ist im Schnitt im Plus; ein Geschäftsfreund spricht vom „Maschmeyer-Effekt“: Die Aktie stieg stets nach Bekanntwerden der Käufe – was auch an den Käufen selbst liegen kann, denn der Handel in der Aktie ist dünn.
Am Fahrradhersteller MiFa hält Maschmeyer direkt und über seine MM Vermögensverwaltung 28 Prozent und ist seit Juli 2012 größter Einzelaktionär. Bei Biofrontera, das Mittel gegen Hautkrankheiten entwickelt, hält Maschmeyer 15 Prozent. Im März 2012 stieg er bei den Leverkusenern ein; seitdem liegt er rund 50 Prozent im Plus.
Carsten Maschmeyer | ||||
Vehikel | Ziel (Aktie [Branche]) | Wertentwicklung (Prozent)¹ | Zeitraum | Chance/ Risiko |
Paladin, MM Vermögensverw. | Marseille (Kliniken) | + 105 | 12/2011 bis heute | 6/5 |
Kostendruck hoch, Pflegeheime langfristig sicheres Wachstumsgeschäft, umstrittener Gründer mischt noch mit. | ||||
Alstin, MM Vermögensverw. | Biofrontera (Biotech) | + 50 | 3/2012 bis heute | 7/7 |
Unternehmen verbrennt noch Geld, jedoch gute Ansätze bei Hautkrebs-Medikamenten. | ||||
Alstin, Paladin | Mic AG (Risikokapital) | + 36 | 2/2012 bis heute | 8/8 |
Vergibt Risikokapital an kleine Technologiefirmen; starker Kursanstieg nach Maschmeyer-Einstieg, Aktie teuer. | ||||
MM Vermögensverwaltung | MiFa (Fahrräder) | – 23 | 6/2012 bis heute | 6/6 |
Elektro- und Mountainbikes boomen; Risiken sind steigende Rohstoffpreise (Alu) und Billigkonkurrenz aus Asien. | ||||
¹ zum Teil geschätzt; Quelle: BaFin, Venture Capital Magazin, „Bild“, eigene Recherche |
Ausnahme unter den Superreichen
Über sein Family Office Alternative Strategic Investments, kurz Alstin, beteiligte er sich zudem an kleinen Unternehmen aus dem Bereich erneuerbare Energien, an den Online-Bezahldiensten Barzahlen und Orderbird, der chinesischen Musik-Download-Plattform 88ct88 und am Entwickler von Sprachlernprogrammen Papagei.tv.
Mit ihren zahlreichen eigenen Investments sind Leute wie Maschmeyer die Ausnahme unter den Superreichen. „Die meisten investieren kaum auf eigene Faust. Sie bleiben in den Aktien der Unternehmen, mit denen sie selber reich wurden oder deren Anteile sie geerbt haben; sie betätigen sich als Philantropen und haben ihre Vermögen Family Offices anvertraut“, sagt der Ex-Chef der Privatkundenabteilung einer Schweizer Großbank, der selbst mehrere Multimillionäre betreut hat. „Häufig handelt es sich dabei um Rundumbetreuung. Da kann es schon mal sein, dass sonntags um sechs Uhr morgens das Handy klingelt, weil in Thailand eine Kreditkarte im Automaten verschwand und der Kunde die Zeitumstellung nicht bedacht hat.“
Finanz-Butler der Reichen
Der Begriff Family Office stammt aus den USA. Dort entstanden in den Fünfzigern, meist aus Anwaltskanzleien oder Steuerberatungen, regelrechte kleine Banken, die nur für eine reiche Familie arbeiteten. Die dort angestellten Juristen und Analysten waren oft die besten ihrer Zunft, vor allem aber: dem Arbeitgeber treu ergeben wie ein Butler. Neben der Geldanlage kümmerten sich die Family Offices bald auch um passende Internate für die Kinder oder das Buchen von Hotels.
Der Job von heutigen Family-Office-Managern wie Thorsten Querg mag immer noch vielseitig sein, eines ist er sicher nicht: so glamourös wie viele denken. Querg, Chief Investment Officer des Family Office Focam, muss sich im Alltag eher mit sperrigen Themen wie Risikobegrenzung und Diversifikation herumschlagen; selten geht es um Villen, Wein oder Kunstschätze seiner Klienten.