




Uli Hoeneß könnte mit sich im Reinen sein, in seiner Villa am Westufer des Tegernsees: Der Ex-Nationalstürmer hat es zu viel Wohlstand und noch mehr Ansehen gebracht. Sein Privatvermögen liegt wohl im zweistelligen Millionenbereich; er besitzt eine florierende Wurstfabrik und hat als Manager den Wert des FC Bayern von wenigen Millionen Mark auf eine Milliarde Euro gesteigert.
Doch fallen die Worte „Borussia“ und „Dortmund“, verfinstert sich seine Miene umgehend. Neben sportlichen Demütigungen durch den Rivalen wurmt den Charakterkopf ein privates Investment: In einer schwachen Minute habe er sich zum Kauf Tausender BVB-Aktien hinreißen lassen und „viel Geld verloren“ so Hoeneß, „die kann ich mir jetzt an die Wand kleben“.
Damit ist der Freund klarer Worte („gegen Oskar Lafontaines Palast ist mein Haus sozialer Wohnungsbau“) in bester Gesellschaft: Viele Superreiche, von denen Normalanleger annehmen, sie seien besser beraten und daher erfolgreicher, liegen mit ihren privaten Investments daneben.
Uli Hoeneß | ||||
Vehikel | Ziel (Aktie [Branche]) | Wertentwicklung (Prozent)¹ | Zeitraum | Chance/Risiko |
privat | Borussia Dortmund (Fußball) | – 71 | 10/2000 bis heute | 8/7 |
Seit Beinahe-Pleite 2005 wird solide gewirtschaftet: zuletzt 41 Millionen Euro Gewinn (Ebit), Aktie noch günstig. | ||||
¹ zum Teil geschätzt, Quelle: BaFin, Venture Capital Magazin, „Bild“, eigene Recherche |
Millionen in Biotech versenkt
BMW-Erbe Stefan Quandt fährt mit einer Logistikfirma Millionenverluste ein. SAP-Gründer Dietmar Hopp versenkt 850 Millionen in Biotech, und Klinik-Gründer Lutz Helmig verspekuliert sich mit Airline-Aktien. Aber es gibt an der Börse auch Erfolgreiche unter den Reichen: Aktien, bei denen Selfmade-Milliardär Carsten Maschmeyer einstieg, legen oft zu. Bernadino Branca, Erbe des Magenbitter-Imperiums Fernet-Branca, managt Fonds , und dem Brasilianer Jorge Lemann gerät alles zu Gold, was er anfasst.
Bei welchen Investments aber lohnt es sich für Anleger, die Großen zu imitieren? Informationen darüber, welche Aktien die Millionäre kaufen, finden Anleger aus den Pflichtmitteilungen der Unternehmen; diese müssen laut Wertpapierhandelsgesetz publik machen, wenn ein Investor einen bestimmten Anteil an ihrem Aktienkapital über- oder unterschreitet. Meldungen dazu können über die Investor-Relations-Abteilungen der Unternehmen per E-Mail abonniert werden. Außerdem gibt es öffentlich zugängliche Datenbanken bei der Finanzaufsicht BaFin.
Stefan Quandt | ||||
Vehikel | Ziel (Aktie [Branche]) | Wertentwicklung (Prozent)¹ | Zeitraum | Chance/ Risiko |
Delton | Logwin (Logistik) | – 80 | 11/2002 bis heute² | 5/6 |
Logistikkonzern rutscht immer wieder in die roten Zahlen, bisher keine klare Strategie erkennbar, kein Kauf. | ||||
Horus Finanzholding | Wüstenrot & Württ. (Finanzen) | + 13 | 9/2012 bis heute | 5/6 |
Bausparsparte läuft gut, Baukredite und Versicherungen eher mau; keine Besserung in Sicht, kein Kauf. | ||||
Aton | Lufthansa (Flugverkehr) | – 31 | 1/2008 bis 12/2009 | 6/5 |
Sparprogramm wirkt, Gewinn steigt; doch dauerhaft helfen nur mehr Fluggäste und höhere Ticketpreise. | ||||
¹ zum Teil geschätzt; ² Einstieg in Thiel und Microlog; Quelle: BaFin, Venture Capital Magazin, „Bild“, eigene Recherche |
Mäßiger Erfolg
Wann immer in Deutschland von „den Superreichen“ die Rede ist, darf ein Name nicht fehlen: Quandt. BMW-Großaktionär Stefan Quandt wagt sich mit seinem Privatvermögen über seine Beteiligungsfirmen Delton und Aqton auch in andere Branchen vor – mit eher mäßigem Erfolg. 2002 kaufte Quandt die Spediteure Thiel und Microlog und fusionierte sie zu Thiel Logistik, die seit 2008 als Logwin firmiert. Quandt hält mehr als 80 Prozent der Aktien, mischt sich auch in Logwins Geschäftspolitik ein. So tauschte er seit 2003 zwei Mal den Vorstand. Doch das Unternehmen kommt nicht aus den roten Zahlen. Nach einem kleinen Gewinn 2011 schrieb Logwin 2012 erneut 69 Millionen Euro Verlust.
Der Logwin-Aktienkurs fiel von in der Spitze 50 Euro auf 1,10 Euro. Der Wert von Quandts Anteilen ist seit dem Kauf 2002 um 80 Prozent gefallen; Quandt ist bei Logwin mit rund 400 Millionen Euro im Minus. Sicher: Gemessen am Gesamtvermögen, ist das kaum mehr als „ein Fliegenschiss auf der glänzenden BMW-Motorhaube“, wie die „Börsen-Zeitung“ süffisant bemerkt. Neben Logwin und BMW hält Quandt Anteile an den Sicherheitstechnik-Spezialisten Datacard (nicht börsennotiert) und Gemalto (2006 fusioniert aus den Smartcard-Herstellern Axalto und Gemplus) sowie an Solarwatt, deren Anleihegläubiger gerade auf gut 20 Millionen Euro verzichten mussten.