"Speziell Apple und Google könnten auf die Idee kommen, eigene Zulieferer zu kaufen", so Dreide. Auf der jüngsten Fachmesse in San Francisco war genau das eines der auf den Fluren und an den Hotelbars am heißesten diskutierten Themen, berichten IT-Manager. Denn horizontale Zukäufe, also direkte Konkurrenten zu übernehmen, macht nicht unbedingt Sinn. Samsung oder HTC wären selbst für Apple und Google ein zu großer Brocken, das heißt: zu teuer. Zudem dürften hier die Kartellbehörden umgehend Bedenken anmelden. Nokia wäre zwar billig zu haben, hat aber derzeit keine interessante Technologie. Und warum sollte ein profitabler Smartphone-Hersteller wie Google oder Apple einen anderen kaufen, der weniger profitabel und voller Probleme ist?
Apple könnte Chiplieferanten interessant finden
Wesentlich mehr Sinn ergäben da Käufe entlang der eigenen Lieferkette. So könnte Apple seine Chiplieferanten wie Micron oder Cirrus Logic interessant finden.
Apple verbaute zuletzt bereits 91 Prozent der gesamten Cirrus-Produktion an Chips. "Das letzte Quartal 2012 hat vor allem wegen der starken Nachfrage Apples positiv überrascht und maßgeblich dazu beigetragen, dass das Management seine Prognosen für 2012, 2013 und darüber hinaus massiv angehoben hat", sagt Halbleiter-Analyst Jeffrey Schreiner von der Investmentbank Feltl & Company in Minneapolis, USA.
Apple verfügt im Gegensatz zu anderen Tech-Giganten über mehrere Jahrzehnte eigene Erfahrungen in der Chipentwicklung und könnte mit dem Kauf bares Geld sparen: Anstatt Cirrus für die benötigten Chips seine Gewinnmarge von 20 Prozent zu bezahlen, könnte Apple die Patente des Chipdesigners selber nutzen. Allerdings arbeitet Cirrus an einer Verringerung seiner Abhängigkeit von Apple und will internen Berichten zufolge noch in diesem Frühjahr einen zweiten großen Smartphone-Hersteller als Kunden präsentieren.
Den geschätzten Kaufpreis von rund 1,5 Milliarden Dollar könnte Apple aus der berühmten Portokasse bezahlen. Cirrus, früher Spezialist für Sound- und Grafikkarten in PCs, stellt heute hauptsächlich Analog-Digital-Wandler, Mikrofone und digitale Signalprozessoren her. Diese werden zum Beispiel in Tablets und Smartphones verbaut, um Sprache in Daten und zurück zu verwandeln.
Das 1984 gegründete Unternehmen aus Austin, Texas, setzte 2012 rund 427 Millionen Dollar um, und es wächst sehr schnell. Bereits für 2013 erwarten Analysten Erlöse von 818 Millionen Dollar. 2014 sollen es dann 980 Millionen Dollar Umsatz werden.
Apple-Konkurrent Samsung könnte hingegen ein Auge auf den Cirrus-Branchenkollegen Maxim Integrated Products werfen. Maxim stellt Spezialchips her; 46 Prozent der Produktion gehen in mobile Internet-Geräte wie Smartphones oder Tablets; allein 20 Prozent der aktuellen Jahresproduktion Maxims verbaut Samsung in seinen Smartphones wie dem Galaxy. Daneben kommen die Chips auch in Autos, Tablet-PCs, Digitalkameras oder medizinischen Geräten zum Einsatz.