Hohe Renditen Reich werden mit Acker-Aktien

Seite 5/5

Rinderzüchter in Australien

Argentinien: Adecoagro

Edmundo Nolan, Agrarökonom der Farm Carmen, steht im Sojafeld, bückt sich und zieht einen armdicken Maisstengel aus dem Boden. Die Wurzel ist voll mit Regenwürmern, die Erde ist tiefschwarz und feucht. Auch noch in zwei Meter Tiefe ist der Boden locker. Hier werden sofort nach der Ernte abwechselnd Soja, Mais oder Weizen gesät. Die nicht geernteten Pflanzenreste auf dem Acker speichern die Feuchtigkeit, bilden natürlichen Humus und schützen vor Erosion. Ein weiterer Vorteil der Feuchtpampa: „Wir müssen wegen des natürlich hohen Kali-Gehalts im Boden nicht düngen“, sagt Nolan.

Die Farm Carmen mit 25.000 Hektar liegt fünf Autostunden vom Adecoagro-Hauptquartier in Buenos Aires entfernt. Nur zwölf Angestellte arbeiten auf der Farm. Saat, Ernte und Pflanzenschutz sind an Dritte ausgelagert. Die insgesamt 280.000 Hektar eigenes Farmland in Brasilien, Argentinien und Uruguay sind das wichtigste Kapital des Agrarkonzerns.

Adecoagro wurde 2001 gegründet, als ein familiengeführter argentinischer Chemiekonzern seine Ländereien verkaufen musste. Eine wohlhabende argentinische Familie, deren Finanzberater der heutige Adecoagro-Vorstandschef Mariano Bosch war, wollte das Farmland aufkaufen. Bosch gelang es, George Soros als Investor zu gewinnen. Seit dem Börsengang 2011 hält Soros über seinen Hegdefonds 21,2 Prozent. Etwa die Hälfte der Aktien ist gestreut.

Die Händler des Konzerns müssen Getreide nicht sofort verkaufen. Adecoagro betreibt Silo-Bolsas, mobile Lager aus Spezialfolie für jeweils bis zu 250 Tonnen Getreide. Darin können Soja oder Weizen bis zu zwei Jahre problemlos auf abgeernteten Feldern gelagert werden. Adecoagro kann warten, bis die Weltmarktpreise steigen.

Der Regierung sind die Silo-Bolsas ein Dorn im Auge: Sie will, dass die Farmer schnell exportieren, damit Dollar nach Argentinien fließen. Als „Spekulanten und Verräter“ beschimpfen Minister von Präsidentin Cristina Kirchner die Farmer. Die sind Streit gewohnt. In monatelangen Streiks vor zwei Jahren wehrten sie sich erfolgreich gegen noch höhere Exportsteuern. Von 670 Dollar Gewinn, welche Farmer pro Hektar Soja etwa einfahren, nimmt ihnen der Staat 300 Dollar ab.

Die Gefahr politischer Eingriffe ist das größte Manko von Adecoagro. Mit diesem Risiko müssen allerdings auch andere börsennotierten Landwirte der Region leben.

- Cresud: Der argentinische Agrarkonzern verwaltet in Lateinamerika 34 Farmen mit fast einer Million Hektar. Zwei Drittel liegen in Argentinien. Mit knapp 40 Prozent Anteil am brasilianischen Agrarkonzern Brasilagro ist Cresud weniger vom Heimatmarkt abhängig. Auf Brasilien entfallen etwa 20 Prozent der Ländereien, auf Paraguay und Bolivien der Rest.

Bewirtschaftet wurden zuletzt 324.000 Hektar Acker- und Weideland, davon etwa ein Viertel in Pacht. Produziert werden Soja, Mais, Weizen, Sonnenblumenkerne, Zuckerrohr sowie Fleisch und Milch. Der Viehbestand umfasst etwa 76.000 Rinder.

Als Entwickler von landwirtschaftlichen Flächen arbeitete Cresud bisher sehr erfolgreich. Bei 32 Farmverkäufen in zwei Jahrzehnten lag der Verkaufspreis im Schnitt 200 Prozent über dem Einstiegspreis. Gut 90 Prozent von Cresuds Marktwert von 450 Millionen Dollar stecken im Anteil an der Immobiliengesellschaft Irsa. Cresud und Brasilagro (Marktwert 220 Millionen Dollar) notieren auch als Hinterlegungsschein (ADR) an der Nasdaq.

- Cosan: Der Zucker- und Ethanolproduzent ist einer der größten Landbesitzer Brasiliens. Über Raizen, ein Joint Venture mit Royal Dutch Shell, halten die Brasilianer etwa 600.000 Hektar Land, auf denen Zuckerrohr angebaut wird. Weitere 100.000 Hektar besitzt Cosan über die Tochter Radar, die mit Agrarflächen handelt.

Cosan geriet zuletzt unter Druck, weil die US-Umweltbehörde EPA die Menge an Bioethanol, die Sprit beigemischt werden darf, gesenkt hatte. 40 Prozent des in den USA beigemischten Bioethanols kommen aus Brasilien. Im Gegenzug will jedoch die brasilianische Regierung die Quote für Bioethanol im Benzin erhöhen.

Für Cosan sprechen die verbesserten Aussichten auf dem Zuckermarkt. Nach einer Rekordernte in der Saison 2012/13 dürften wegen der Trockenheit in Brasilien jetzt rund eine Million Tonnen weniger geerntet werden. Gleichzeitig soll die weltweite Nachfrage nach Zucker um drei Millionen Tonnen steigen. Das spricht für steigende Preise und Margen für Cosan – und für Wettbewerber Adecoagro.

Australien: AACO, Brisbane

US-Farmen, die an der Börse notiert sind, kosten bis zum 170-Fachen des Jahresgewinns. Grund dafür sind die stark gestiegenen Preise für Farmland. Aktien australischer und neuseeländischer Landwirte sind eine günstige Alternative.

Beim größten australischen Rinderzüchter Australian Agricultural (AACO) rechnen Analysten für 2015 mit einem KGV von 21,7. Zuletzt machte AACO einen Verlust von 32 Millionen australischen Dollar nach Steuern. Schuld sei der eingebrochene Preis für lebende Rinder gewesen. Der australische Branchendienst Meat & Livestock meldet jedoch, dass die Preise für Lebendvieh seit Januar wieder anziehen. Australian Agricultural hält 600.000 Stück Vieh auf 7,2 Millionen Hektar. Die Kursfantasie liegt in Asien. Meat & Livestock meldet für das letzte Geschäftsjahr 46 Prozent mehr Exporte von Rindern nach China.

- Fonterra: Der neuseeländische Milchkonzern ist eine Kooperative von etwa 10.000 Farmern. Anleger haben Zugang über den börsennotierten Shareholders Fund. Fonterra produziert Milch weltweit. In Lateinamerika vertreiben die Neuseeländer Milchprodukte mit Nestlé. In China besitzt Fonterra Milchfarmen.

Dieser Markt zumindest hat Potenzial: Als Chinas Staatssender CCTV Starbucks unlängst vorwarf, deren Milchkaffee sei viel zu teuer, entfachte dies einen Shitstorm empörter Chinesen im Internet. Die US-Kette, die 1000 Läden in China hat, rechtfertigte sich mit den knappheitsbedingt immer noch hohen Milchpreisen.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%