Hohes Tempo, hoher Druck, hohes Gehalt Investmentbankern ist ihr Job zu anstrengend

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"Die Konkurenz ist deutlich größer geworden."

In anderen Geschäftszweigen, so Hays-Berater James Warren, ist der Job dagegen schlicht langweiliger geworden. Einfachere Produkte dominieren das Geschäft, schon die schärfere Regulierung führt zu einem Rückgang komplexer Angebote und raubt dem Bankensektor den Glamour-Faktor. Hinzu kommt der extrem verschärfte Kontrolldruck. Seit Banker damit rechnen müssen, dass ihre E-Mails bei Untersuchungen genau durchforstet werden, ist jeglicher private Ton dort tabu. In manchen Banken ist es mittlerweile verboten, dass Händler ihre privaten Mobiltelefone mit in den Handelssaal nehmen.

Das führt dazu, dass Banker sich öfter nach Alternativen umschauen und auch fündig werden. „Die Konkurrenz ist deutlich größer geworden“, sagt die Frankfurter Personalberaterin Angela Hornberg, die selbst lange als Investmentbankerin gearbeitet hat. „Viele sehen den Job bei einer Investmentbank als Zwischenstation, von der aus sie nach ein paar Jahren zu einem Finanzinvestor oder einem Industrieunternehmen wechseln.“ Gerade die dortigen Abteilungen für Fusionen und Übernahmen gelten als eine attraktive Alternative.

Auf dem Absprung

Für eine solche wäre auch der 28-jährige Aktienanalyst George offen, der schon seit sieben Jahren bei einer europäischen Investmentbank in London arbeitet. Es ist Sonntagnachmittag, er sitzt am Flughafen Heathrow und wartet auf seinen Flug in die USA. Rund eine Woche im Monat ist er unterwegs, diesmal wird es wieder eine Gewalttour, mit vier Städten in vier Tagen und anschließendem Nachtflug zurück nach London, Duschen am Flughafen und dann direkt ab ins Büro.

George tröstet sich damit, dass andere noch härter ran müssen, dass die Kollegen im Geschäft mit Fusionen und Übernahmen manchmal 18 Stunden und länger am Stück arbeiten. Das ist jedoch ein schwacher Trost, ebenso wie die Tatsache, dass George als „Director“ bereits die zweithöchste Hierarchiestufe erklommen hat.

„Aufhören? Ich überlege mir das die ganze Zeit“, gibt der Volkswirt mit Prädikatsexamen zu. Er spielt mit dem Gedanken, einen MBA zu machen und dann in ein Industrieunternehmen zu wechseln. Ein wenig will er noch warten. „Im Augenblick“, sagt er, „fehlt mir noch das Geld.“

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