Hohes Tempo, hoher Druck, hohes Gehalt Investmentbankern ist ihr Job zu anstrengend

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Wochenenden sollen frei bleiben

„Die heutige Generation ist unverändert ehrgeizig, hinterfragt den Sinn der Arbeit aber deutlich stärker und legt mehr Wert auf eine planbare Freizeit“, sagt Personalerin Klein. Zum Teil muss die Bankführung die Beschäftigten zum Glück zwingen. So hat sie die Order ausgegeben, dass Wochenenden grundsätzlich frei bleiben sollen und Vorgesetzte Ausnahmen ausdrücklich schriftlich genehmigen müssen. So will sie die Arbeitswut bremsen.

Um den Job für jüngere Banker noch interessanter zu machen, hat Goldman deren Arbeitsalltag abwechslungsreicher gestaltet. Sie haben mehr Kontakt mit Kunden und dürfen auch öfter direkt an Transaktionen mitwirken, statt nur Daten aufzubereiten. Zudem bekommen Neueinsteiger einen unbefristeten Arbeitsvertrag statt der bisherigen Begrenzung auf zwei Jahre. Für die Auswahl der richtigen Kandidaten, die die Bank lange von London aus steuerte, will Goldman zudem nun eigens einen Experten in Frankfurt einstellen.

Dennoch hat sich die Bank darauf eingestellt, dass ihr weiter einige Banker den Rücken kehren werden, die sie eigentlich gerne behalten hätte. Als Ausgleich sollen mehr Externe mit Berufserfahrung zur Bank kommen. „Wir ergänzen damit den klassischen Karriereweg vom Praktikanten bis zum Partner“, sagt Personalerin Klein. Der Austausch soll für eine lebendigere Kultur sorgen – und ist letztlich alternativlos. Denn die Aufstiegschancen sind hier wie bei den anderen Investmentbanken auch schon wegen der insgesamt schwächeren Markterwartungen geringer als noch vor einigen Jahren.

Unglück der Jugend

Auch die Bank of America in London hat nach dem Tod ihres Praktikanten Konsequenzen gezogen und neue Richtlinien für Berufsanfänger und Praktikanten festgelegt. Deren Vorgesetzte müssen nun genau überwachen, wie hoch das Arbeitspensum ist und wie viele Aufträge ihnen erteilt werden. Praktikanten sollen vielseitig eingesetzt werden und im Rahmen ihres Sommerpraktikums sogar wohltägige Aufgaben übernehmen.

Zwar sind die Personalaufwendungen der Banken leicht gesunken aber Investmentbanker verdienen immer noch blendend (zum Vergrößern bitte anklicken)

Bei der Bank war der Andrang zum Sommerpraktikum trotz des Todesfalls im vergangenen Jahr unverändert groß: Auf jeden Platz bewarben sich etwa zehn Kandidaten. Etwa die Hälfte der Praktikanten bekommt später einen Job angeboten.

Das heißt aber nicht, dass sie dann auch bleiben. Vor allem junge Banker sind enttäuscht und unglücklich. So waren zuletzt 74 Prozent der Angestellten mit ein bis zwei Jahren Berufserfahrung mit ihrem Bonus unzufrieden, ergab eine Studie der Unternehmensberatung Hays.

Viele sehen ein Missverhältnis zwischen Aufwand und Ertrag. Wenn sie ihren Nettostundenlohn berechnen, ist der oft kaum höher als in anderen Branchen. Zudem leiden sie unter den zyklischen Schwankungen ihres Geschäfts. Das Arbeitspensum ist in Geschäftszweigen wie der Beratung bei Fusionen aktuell besonders hoch. Hier gibt es wieder deutlich mehr Transaktionen – die in ihrer Personalarbeit unverändert kurzfristig agierenden Banken haben die Zahl ihrer Mitarbeiter in der Krise aber drastisch reduziert und können sie nun nicht wieder so schnell aufbauen.

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