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Im Devisenskandal Schweiz nimmt acht Banken ins Visier

Wegen möglicher unzulässiger Absprachen bei der Festlegung von Wechselkursen hat die Schweizer Wettbewerbsbehörde (Weko) eine Untersuchung gegen acht heimische und ausländische Bankkonzerne eingeleitet.

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Die Geschichte des Schweizer Bankgeheimnisses
1920: Kapitalflucht aus Weimar
1934: Gesetz gegen Bankenspionage
1946: Gold rettet Bankgeheimnis Quelle: dpa
1966: Genialer PR-Coup Quelle: dpa
1996: Eklat um jüdische Vermögen Quelle: rtr
2005: Anonyme Zinssteuer Quelle: dpa
2008: Der Druck steigt Quelle: rtr

Von der Untersuchung betroffen seien UBS, Credit Suisse, Zürcher Kantonalbank, Julius Bär, JP Morgan, Citigroup, Barclays und Royal Bank of Scotland. Die Weko könne nicht ausschließen, dass bei den angeblichen Abreden weitere Banken und Broker beteiligt waren. Nicht im Visier der Weko ist die Deutsche Bank, die zu den größten Devisenhändlern der Welt zählt. Die Weko könne allerdings nicht ausschließen, dass bei den angeblichen Abreden weitere Banken und Broker beteiligt waren, erklärte die Behörde.

Die Credit Suisse reagierte empört auf die Aussagen der Wettbewerbshüter. Die Mitteilung der Weko enthalte bezüglich der Bank Informationen, die nicht zuträfen. "Derartige Vorwürfe zum jetzigen Zeitpunkt sind daher unangebracht und rufschädigend." Credit Suisse werde mit den Behörden aber uneingeschränkt kooperieren. Auch die Zürcher Kantonalbank und Bär wollen mit den Behörden zusammenarbeiten. Bär erklärte zudem, die Bank habe in einer internen Untersuchung keine Anhaltspunkte für marktmissbräuchliches Verhalten gefunden. Die UBS wollte sich nicht äußern.

Die Weko hatte wie die Schweizer Finanzmarktaufsicht Finma bereits am 30. September 2013 eine Vorabklärung eröffnet. Nun hat sich der Verdacht offenbar so weit erhärtet, dass die Weko eine formelle Untersuchung einleitet. "Es bestehen Anhaltspunkte, dass zwischen diesen Banken Wettbewerbsabreden zur Manipulation von Wechselkursen im Devisenhandel getroffen wurden", hieß es in der Mitteilung. Die Behörde prüfe, ob vertrauliche Informationen ausgetauscht und ob Preisniveaus zwischen den Marktteilnehmern abgesprochen wurden. Sollten sich die Verdachtsmomente erhärten, kann die Weko Bußen von bis zu zehn Prozent des in der Schweiz in den vergangenen drei Jahren im relevanten Markt erwirtschaften Umsatzes verhängen.

Zudem untersucht die Weko, ob Handlungen zur Beeinflussung des "WM/Reuters"-Fixing koordiniert worden seien. Das "WM/Reuters"-Fixing, das täglich um 16.00 Uhr Londoner Zeit errechnet wird, zählt zu den am meisten genutzten Kursen am Devisenmarkt. Dazu nutzt der Informationskonzern Thomson Reuters die Daten zu Handelsgeschäften und Aufträgen aus dem Reuters-System und von Konkurrenten. Dabei werden alle Kurse innerhalb einer "Fixing"-Minute erhoben. Die State-Street -Tochter WM errechnet daraus den Mittelwert als Referenzkurs. Je seltener eine Währung gehandelt wird, desto leichter lässt sich der Preis innerhalb der kurzen Zeitspanne von einzelnen Marktteilnehmern bewegen. Investoren und Firmen verwenden diese Referenzkurse zur Bewertung ihrer Devisenbestände und Portfolios. Zudem sind sie Grundlage zur Berechnung vieler Aktien- und Bond-Indizes.

Ermittlungsbehörden weltweit durchleuchten seit Monaten den Devisenmarkt, auf dem täglich 5,3 Billionen Dollar umgesetzt werden. Sie haben den Verdacht, dass Banken die Referenzkurse verschiedener Währungen manipuliert haben. Den Banken, die bereits wegen der Manipulation des Referenzzinssatzes Libor milliardenschwere Bußgelder aufgebrummt bekamen, drohen wegen des Devisen-Skandals erneut hohe Strafen. US-Pensionsfonds haben bereits Klagen eingereicht, mehrere Banken haben Devisenhändler beurlaubt.

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