Immobilienkonzern Metrovacesa Börsengang im Auge des Sturms in Madrid

Das Timing für das Listing des spanischen Immobilienkonzerns Metrovacesa war ungünstig – die Börsen weltweit lagen im Minus. Trotzdem zeigt der Gang auf das Parkett zeigt, dass die einstige Problembranche sich erholt hat.

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Der Börsengang von des Immobilienkonzerns Metrovacesa geschah zu einem schlechten Zeitpunkt. Quelle: dpa

Madrid Es sollte ein Ausrufezeichen werden; ein Signal, dass der spanische Immobilienmarkt, der das Land vor zehn Jahren in eine tiefe Rezession gestürzt hatte, wieder genesen ist und Investoren anzieht: Die Immobiliengesellschaft Metrovacesa ist eine der wenigen Überlebenden der Blase des Sektors, die 2008 geplatzt war. 2013 wurde der Konzern von der Börse genommen und gehört heute noch seinen Gläubigern, den Großbanken Santander und BBVA.

Die sahen nun den Moment gekommen, sich von rund einem Viertel an Metrovacesa zu trennen. Allerdings war der Zeitpunkt denkbar ungünstig – just am Vortag stürzten die Börsen weltweit ein. Firmenchef Ignacio Moreno Martínez konnte sich nur ein verkniffenes Lächeln abringen, als er um 12 Uhr in der altehrwürdigen Madrider Börse die Glocke zum Börsenauftakt läutete. Während er die hervorragende Qualität seiner Mitarbeiter pries, lief über ihm das Band mit den Kursen der spanischen Aktien – fast alle rot und im Minus. Um 12:08 tauchte Metrovacesa zum ersten Mal auf dem Band auf, mit einem Minus von 7,3 Prozent. Schlapper Applaus nach den Reden, zu ändern war nun nichts mehr.

Dabei war die Ausgangslage günstig. Die spanische Immobilienbranche hat sich erholt, die Preise steigen wieder, liegen aber noch 38 Prozent unter ihren Höchstständen aus den Boomzeiten. Das zieht ausländische Investoren an: Im vergangenen Jahr kaufte die US-Investmentgesellschaft Blackstone für 30 Milliarden Euro die Mehrheit des Immobiliengeschäfts der Banco Popular, die zuvor von der Banco Santander für einen Euro gekauft und damit vor der Pleite gerettet worden war. Die zweite spanische Großbank BBVA verkaufte den Großteil ihres Immobiliengeschäfts zum Jahresende für vier Milliarden Euro an den amerikanischen Finanzinvestor Cerberus. Die beiden spanischen Immobilienkonzerne Neinor Homes und Aedas Home gingen im vergangenen Jahr erfolgreich auf das Parkett.

In diese Logik reiht sich auch Metrovacesa ein. Doch an dem enttäuschenden Start war nicht nur das Timing schuld. Santander und BBVA hatten auch den Appetit der Anleger überschätzt. Der Kurs, den sie zunächst für die Zeichnung aufgerufen hatten, war den Investoren zu hoch. Er hatte Metrovacesa zwischen 2,7 und 2,9 Milliarden Euro bewertet, was einem Aufschlag auf den Marktwert der Grundstücke und Immobilien von Metrovacesa entsprach, die 2,6 Milliarden Euro wert sind.

Doch die Investoren forderten einen Abschlag. Um ein Fiasko zu vermeiden, senkten die Eigentümer den Preis für die Zeichnung auf 2,5 Milliarden Euro und damit leicht unter den Nettowert des Unternehmens und verschoben den Börsengang um einen Tag. Die Aktien waren danach nach Angaben von Metrovacesa überzeichnet, Anleger aus den USA, Niederlanden, Frankreich und Spanien hätten zugegriffen.

Dass sie nicht bereit waren eine Prämie zu zahlen, zeigt, dass sie die Risiken von Metrovacesa im Blick haben. Das Unternehmen ist zwar nach eigenen Angaben Marktführer und besitzt eine bebaubare Fläche von sechs Millionen Quadratmeter in ganz Spanien. Das ist genug Platz, um 37.500 Wohnungen zu bauen – eine gute Basis, die dafür sorgt, um in absehbarer Zeit nicht zukaufen zu müssen.

Aber anders als die beiden Konkurrenten, die im vergangenen Jahr mit Aufschlägen an die Börse gegangen sind, liegen die Grundstücke von Metrovacesa nicht vornehmlich in den großen Städten und an den Küsten, sondern auch in schwierigen Gegenden. Für ein Viertel der Fläche liegt zudem noch keine Baugenehmigung vor. Experten sehen daher zwar langfristig großes Potenzial, aber noch ist nicht sicher, wann und ob es vollständig gehoben werden kann. Die Anleger griffen deshalb zwar zu, aber blieben vorsichtig.

„Diese Vorsicht der Anleger zeigt, dass sich der Markt professionalisiert hat“, sagt Sandra Daza, Geschäftsführerin der Immobilienberatung Gesvalt in Madrid. „In den Boomzeiten gingen Unternehmen mit schlechten Assets an die Börse und die Investoren kauften trotzdem. Das passiert heute nicht mehr.“

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