Indexfonds ETFs können Herdenverhalten verstärken

Passive Investoren können laut Internationalem Währungsfonds die Börsen durcheinander bringen Quelle: dpa

Börsengehandelte Indexfonds sind beliebt bei Anlegern, doch laut Internationalem Währungsfonds können die ETFs Angebot und Nachfrage an den Finanzmärkten durcheinander bringen.

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Der Internationale Währungsfonds (IWF) sieht den Boom börsengehandelter Indexfonds als eines der denkbaren Risiken für die internationalen Finanzmärkte. In seinem jährlichen Finanzstabilitätsbericht warnt der IWF unter anderem vor dem Herdenverhalten an den Finanzmärkten, das durch passive Investoren verstärkt werden könne. Der Weltwährungsfonds ist eine Organisation der Vereinten Nationen. Er verleiht Geld an Krisenländer, koordiniert die weltweite Geldpolitik und soll den internationalen Handel fördern.

Mit Indexfonds (ETFs) setzen Anleger auf die Entwicklung eines Börsenindizes, der die Entwicklung einer Gruppe von Wertpapieren abbildet – wie der Dax mit den 30 wichtigsten börsennotierten Unternehmen in Deutschland oder der S&P 500 mit den 500 größten börsengehandelten US-Firmen. Darüber hinaus stellen Börsen und Indexanbieter weltweit unzählige weitere Indizes zur Verfügung, die unterschiedliche Branchen, Regionen oder Anlagetrends abbilden, wie Biotechnologie, Schwellenländer oder erneuerbare Energien. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Zu fast jedem Börsenindex findet sich ein passender Indexfonds und bei den populärsten Indizes buhlen zahlreiche Anbieter wie BlackRock oder Vanguard um die Gunst der Anleger. Die freuen sich über die große Auswahl und die geringen Kosten. Weil Indexfonds passiv den Märkten folgen, können sie typischerweise viel niedrigere Gebühren verlangen als aktiv verwaltete Fonds.

Der ETF-Boom hat jedoch nicht nur positive Seiten. So hat der Weltwährungsfonds bereits in seinem Finanzstabilitätsbericht vom Vorjahr festgestellt, dass Anleger ihre Indexfonds täglich handeln können, was für die in einem Index enthaltenen Wertpapiere nicht immer gilt. Beispiel: Fließt frisches Anlegergeld in einen Indexfonds, muss der Fonds die im Index gehaltenen Werte schnellstmöglich nachkaufen. Bei einzelnen Papieren kann das zu Kursausschlägen führen, weil in diesem Moment gerade niemand verkaufen will.

So steigt laut IWF die Gefahr, dass Angebot und Nachfrage nicht mehr zusammenpassen. Die Folge sind Kurskapriolen, auch Flash crashes genannt. Als aktuelle Beispiele für solche blitzartigen Marktzusammenbrüche nennt der Weltwährungsfonds den plötzlichen Anstieg des japanischen Yen im Januar 2019, den Einbruch von Futures auf den S&P 500 im Dezember 2018 sowie den plötzlichen Anstieg bei US-Staatsanleihen im Juni 2018.

Indexfonds sind allerdings nicht der einzige Grund solcher Turbulenzen. Die plötzlichen Markteinbrüche häufen sich auch deshalb, weil Hochleistungscomputer einen immer größeren Teil des Börsenhandels übernehmen. Zudem können Banken laut IWF wegen strengerer Regulierung nicht mehr in die Bresche springen, wenn kauf- oder verkaufswillige Anleger keine Abnehmer oder Anbieter finden.

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