Indizes auf Rekordkurs Frühlingserwachen an den Börsen – SDax mit Rekord

Rekordstände in New York, Langzeithochs in Frankfurt – mit den ersten zarten Knospen steigen die Aktien in neue Höhen. Der Dax hat einiges an Nachholbedarf – was laut Experten für eine echte Frühjahrsrally sorgen könnte.

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Die Börsen kommen in die Frühjahrsrally. Quelle: dpa

Düsseldorf Im Zuge der Hausse an den amerikanischen Börsen sind auch die deutschen Indizes auf Rekordjagd gegangen. Der MDax mit 50 mittelgroßen börsennotierten Unternehmen markierte ein frisches Allzeithoch mit Kursen oberhalb von 23.400 Punkten. Der SDax, der Auswahlindex für 50 kleinere Unternehmen, sogenannte Small Caps, notierte erstmals über der Marke von 10.000 Zählern.

Auch der Dax ist wieder auf Rekordjagd und hat zumindest sein bisheriges Jahreshoch von 11.893 Punkten im Visier. Am heutigen Handelstag hält sich der deutsche Leitindex oberhalb von 11.800 Zählern mit einem bisherigen Tageshoch von 11.850 Punkten.

Grund für diese deutlichen Kursgewinne sind die US-Börsen, die auf bis dato nicht erreichte Höhen  schafften. Der Dow Jones Industrial 30 überwand erstmals in seiner Geschichte die Marke von 20.500 Punkten, der marktbreite S&P 500 stieg auf 2337 Zähler und der technologiewertelastige Auswahlindex Nasdaq 100 liegt bei 5271,07 Zählern.

„Der amerikanische Aktienmarkt ist derzeit in einer außergewöhnlich stabilen Verfassung, die eine Fortsetzung der bestehenden Aufwärtsbewegung wahrscheinlicher macht als einen schnellen Abbruch“, meint Börsenexperte Anton Riedl. Seiner Ansicht nach könnte im Dow Jones damit nach der ersten Phase der Trump-Hausse (von 18.000 bis 20.000 Punkten) eine ähnliche zweite Phase bis etwa 22.000 Punkten folgen – als klassische Frühjahrsrally bis in den Mai hinein.

Im Vergleich zu den US-Indizes hat der Dax noch einen erheblichen Nachholbedarf. Das deutsche Börsenbarometer müsste eigentlich bei über 14.000 Punkten notieren, wenn es die gleiche Wertentwicklung seit seinem Allzeithoch wie der US-Index Dow Jones gehabt hätte. Sein bisheriges Rekordhoch hat der deutsche Leitindex Anfang April 2015 mit 12.390 Zählern markiert.

Auch für Stephan Heibel, der die Börsenstimmung analysiert, habe der US-Markt ein gutes Momentum, der Anstieg werde jedoch nicht mehr von allen Aktien mitgemacht. Zur Erläuterung: Am Beginn einer Rally steigen alle Aktien. Je reifer der Anstieg wird, desto weniger Aktien ziehen den Index durch überproportionale Kursgewinne nach oben.

„Betrachtet man die Rally aus diesem Blickwinkel, zeigt sich: Der Aufschwung geht zwar noch nicht in seine Endphase, befindet sich jedoch schon lange nicht mehr in der Anfangsphase“, erläutert der Experte. Heibel, der die wöchentliche Handelsblatt-Umfrage zur Börsenstimmung auswertet, ist optimistisch. „Ich erwarte für die kommenden Monate weiter steigende Kurse“, sagte er noch am vergangenen Montag.

Eine entscheidende Rolle spielt aus Sicht der Charttechnik das bisherige Jahreshoch: Kann der Dax dieses überschreiten, gilt das als Signal für weitere Kursgewinne. Und die Handelsblatt-Jahresumfrage zum Dax 2017 hat ergeben: Sollte der deutsche Leitindex Dax im Verlauf des Jahres die Marke von 12.400 Punkten überspringen, so würde jeder zweite Anleger auf dem falschen Fuß erwischt werden. „Um noch von den Kursanstiegen zu profitieren, werden sie Aktien nachkaufen müssen. Und heizen dann die Rally weiter an“, meint Heibel, Inhaber des Analysehauses Animusx. 82 Prozent der Anleger gingen bei der Umfrage Ende Dezember 2016 davon aus, dass der Dax im laufenden Jahr nicht über 13.000 Punkte steigen kann.  


Dax-Ampel auf grün

Aus charttechnischer Sicht stehen für den Dax die Ampeln auf grün. Jörg Scherer, technischer Analyst bei der Düsseldorfer Bank HSBC, hält es für wahrscheinlich, dass der Dax das bisherige Jahreshoch 2017 erreicht, danach bilde das Rekordhoch vom April 2015 bei 12.391 Punkten den einzigen verbliebenen Widerstand. Als Absicherung auf der Unterseite bietet sich der Bereich bei gut 11.400 Punkten an.

Was für einen stabilen Aufwärtstrend spricht: Lediglich zwei Dax-Aktien notieren unterhalb der 200-Tagelinie. Aus der Performance der 200 vergangenen Börsentage wird ein Durchschnitt gebildet. Steigt der Index oder die Aktie über diesen Durschnitt, gibt das laut Theorie ein Kaufsignal. Fällt der Kurs wiederum unter die Linie, spricht das für Verkaufen. Dieser Indikator ist vor allem für langfristig orientierte Investoren wichtig. Auch die 200-Tagelinie beim deutschen Börsenbarometer zeigt einen Aufwärtstrend und notiert bei 10.615 Punkten.

Der wahre Star unter den deutschen Börsenindizes ist allerdings der MDax. Zurückgerechnet auf den Jahresbeginn 1988, als der Dax mit 1.000 Punkten startete, stieg der MDax Jahr für Jahr um elfeinhalb Prozent, der Dax erreichte „nur“ knapp neun Prozent. Der scheinbar kleine Unterschied ist riesengroß. Er führt aufgrund des Zinseszins-Effektes dazu, dass der MDax heute doppelt so hoch steht wie der Dax. Anleger, die sich frühzeitig für die zweite Reihe entschieden haben, gewannen also doppelt so viel an Kapital hinzu.

„Langfristig werden die Aktien im MDax weiter gut laufen“, ist sich Christian Kahler von der DZ Bank sicher. Der erfahrene Stratege verfolgt seit Jahrzehnten die Erfolgssträhne der mittelgroßen Unternehmen. Einschränkend gibt er Anlegern jedoch den Ratschlag: „Auf dem hohen Kursniveau sind die Aktien teuer und aktuell keinen Einstieg wert.“ Er setzt auf Rückschläge und einen Kauf auf niedrigerem Niveau.

 In dieser Doppelsichtweise „ja, aber“, ist sich Kahler mit fast allen Experten einig. Der Grund: Im MDax notieren zwar die besseren Aktien als im Dax. Doch weil dieses Phänomen vielen Anlegern, vor allem professionellen Investoren aus dem Ausland seit langem bekannt ist, bezahlen Neueinsteiger einen hohen Preis.

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