Intelligent investieren

Vorsicht vor risikobereinigter Rendite

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Das Sharpe-Maß

Die Freunde der modernen Finanzmarkttheorie werden Ihnen nun empfehlen, in solche Aktien zu investieren, deren Verhältnis zwischen Rendite und Risiko möglichst günstig ausfällt. Dazu habe man die Rendite der Aktie A durch ihre Standardabweichung zu dividieren, und man erhält das „Sharpe-Maß“. Es beträgt eins (fünf dividiert durch fünf). Nehmen wir an, Rendite und Standardabweichung von Aktie B betragen jeweils 15 Prozent.

Das Sharpe-Maß der Aktie B beträgt dann ebenfalls eins. Auf Basis des Sharpe-Maßes sind beide Aktien gleich attraktiv. Stiege jedoch die Standardabweichung von Aktie B auf 20 Prozent, fiele ihr Sharpe-Maß auf 0,75 (15 geteilt durch 20). In diesem Fall lautet die Empfehlung, in Aktie A zu investieren, nicht aber in Aktie B – schließlich ist bei ihr das Verhältnis zwischen Rendite und Risiko vorteilhafter als bei Aktie B.

Für den Langfristanleger ist das jedoch eine schlechte Empfehlung. Derjenige, der 10.000 Euro in Aktie A investiert, hat nach 15 Jahren 20.789,28 Euro, nach 30 Jahren 43.219,43 Euro. Hingegen hat derjenige, der in Aktie B investiert, nach 15 Jahren 81.370,62 Euro, nach 30 Jahren 662.117,72 Euro. Die Zahlen zeigen unmissverständlich, wie teuer es werden kann, wenn man als Investor ein falsches Risikoverständnis hat!

Das Auf und Ab an der Börse ist kein Risiko, sondern vielmehr eine Chance für den Langfristinvestor: Er kann es für sich nutzen, um eine Aktie dann zu kaufen, wenn ihr Börsenkurs unter ihrem wahren Wert der Aktie liegt. Solche Situationen treten immer mal wieder auf. Wer den wahren Wert der Aktie kennt und Geduld hat, auf die richtigen Gelegenheiten zu warten, ist in der Lage, langfristig hohe Renditen zu erzielen.

Als langfristiger Investor sollten Sie daher um die Idee der „risikoadjustierten Rendite“, die in der Finanzbranche en vogue ist, und auf der viele Anlageprodukte aufbauen, einen ganz großen Bogen machen. Wer „risikobewusst“ ist, sollte vielmehr alles daran setzen, die Geschäftsmodelle der Unternehmen zu verstehen und – darauf aufbauend – ihren Wert zu bestimmen. Das senkt das Investitionsrisiko und eröffnet hohe Renditechancen.

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