Intelligent investieren

Der Preis für Risiko ist zu niedrig

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Risiken ausgeblendet, Renditen niedrig

Die Risikosorge der Investoren ist eingeschläfert, Risikoappetit und Verschuldungsfähigkeit und -bereitschaft in der Volkswirtschaft sind künstlich angeheizt. Investoren kaufen Schuldpapiere von schlechten Schuldnern zu niedrigen Zinsen, die sie nicht mehr ausreichend für die Risiken, die sie eingehen, entlohnen. Aktien werden teurer, die Renditeaussichten geringer. Die Kapitalkosten der Unternehmen sinken künstlich ab. Übermäßig risikoreiche Investitionen werden in Gang gesetzt, Investoren nicht hinreichend für ihre Risikoübernahme kompensiert.

Das Heruntermanipulieren der Risikoprämien – und das ist ein wesentliches Element der Zentralbankpolitiken – kann zwar eine konjunkturelle Scheinblüte in Gang setzen: Unternehmen investieren, die Produktion steigt, Arbeitsplätze werden geschaffen. Doch dabei entstehen unausweichlich Kapitalfehllenkungen – auch wenn sie zunächst hinter der Fassade eines Wirtschaftsaufschwungs verborgen bleiben.

Doch ist das nicht zu pessimistisch gedacht? Könnte es nicht sein, dass die Zentralbankpolitiken Risiken aus der Welt geschaffen haben?

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Risiken verschwinden nicht

Nein. Die Zentralbanken verteilen mit ihrer Geldpolitik bestehende Risiken um beziehungsweise verändern ihre Gestalt. Beispielsweise wird ein Kreditausfallrisiko zum Inflationsrisiko, wenn die Geldpolitiker einen Konjunkturabschwung verhindern wollen, indem sie die elektronische Notenpresse anwerfen und offene Rechnungen mit neu geschaffenem Geld bezahlen. Gläubiger müssen dann nicht mehr Zahlungsausfälle fürchten, sondern dass das Geld, das der Schuldner zurückzahlt, seine Kaufkraft eingebüßt hat.

Zudem schaffen die Zentralbanken neue Risiken. Indem sie die Marktzinsen künstlich verzerren – durch Leitzinssenkungen, vor allem aber durch das künstliche Absenken der Risikoprämien –, verleiten sie die Marktakteure zu Handlungen, die ohne den geldpolitischen Eingriff nicht vollzogen würden: Falsche beziehungsweise nicht erfolgreich durchführbare Investitionen werden in Gang gesetzt, die nachfolgend zu volkswirtschaftlichen Störungen – zu Ungleichgewichten – führen und sich dann in Krisen entladen.

Wie stehen die Chancen für ein baldiges Ende der verzerrten Zinsen und Kapitalkosten? Sie sind vermutlich geringer als man hoffen sollte. Extrem niedrige Zinsen, herabgesetzte Risikoprämien und Kapitalkosten sind nämlich zu einer unverzichtbaren Droge geworden, die die Konjunkturen und die Preisrallye auf den Vermögensmärkten – ob auf den Aktien-, Anleihe- oder Häusermärkten – antreibt. Ernstzunehmende Anzeichen, dass die großen Zentralbanken der Welt das Sicherheitsnetz einholen, sind nicht erkennbar.

Der Weg zurück zu normalen, der tatsächlichen Risikolage angemessenen Zinsen und Kapitalkosten ist damit versperrt. Und solange die Finanzmärkte erwarten können, dass Rezession und Finanzmarkt-Crash durch die Zentralbankpolitiken abgefangen werden, haben sie gute Gründe zu erwarten, dass eine geldpolitische Straffung nur gering ausfällt und nur von kurzer Dauer sein wird.

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