Die „digitale Revolution“ ist in vollem Gange. Sie verändert die Art und Weise, wie, wo und wann Kunden sich informieren und kaufen, und wie, wo und wann Unternehmen produzieren und verkaufen. Neue Märkte entstehen. Etablierte Geschäftsmodelle kommen auf den Prüfstand. Firmen stehen unter Anpassungsdruck. Investoren vermessen Erfolgschancen neu. Eine „Gründerboom“-Stimmung macht sich breit.
Gerade in Zeiten umwälzender Neuerungen sollte der umsichtige Investor beachten, dass es zeitlos gültige Prinzipien für erfolgreiches Investieren gibt. Dazu zählt das „Preis versus Wert“-Prinzip. Der Preis ist das, was man für eine Aktie an der Börse bezahlt. Der Wert der Aktie ist die Summe der abdiskontierten Unternehmensgewinne. Das Investieren macht dann Sinn, wenn der Wert der Aktie deutlich über ihrem Preis liegt, wenn die „Sicherheitsmarge“ hoch ist. Und zwar aus zwei Gründen.
Erstens: Eine hohe Sicherheitsmarge reduziert das Risiko, Kapitalverluste zu erleiden. Nehmen wir an, Ihre Analyse zeigt, dass eine Aktie 100 Euro wert ist. Der Blick auf den Kurszettel zeigt aber, dass sie bei 60 Euro handelt. Folglich ist die Sicherheitsmarge 40 Euro (100 Euro minus 60 Euro) oder in Relation zum Wert 40 Prozent: Der Unternehmenswert kann um eben diesen Betrag (Prozentsatz) nachgeben, ohne dass Sie einen Kapitalverlust befürchten müssen.
Zweitens: Wenn die Sicherheitsmarge hoch ist, erhöht sich ihre Investitionsrendite. Um im Beispiel zu bleiben: Kaufen Sie eine Aktie für 60 Euro, die 100 Euro wert ist, und steigt die Aktie nachfolgend auf eben diesen Wert, machen Sie eine Rendite von 66,7 Prozent – die Sie hinzurechnen können zur Rendite, die das Unternehmen künftig erzielen wird. Eine hohe Sicherheitsmarge ist also nicht nur ein „Risikopuffer“, sondern auch ein Renditetreiber.
Eine Frage des Wertes
Gute Investitionsentscheidungen lassen sich nur treffen, wenn man mit hinreichender Genauigkeit weiß, wie hoch der Wert der Aktie ist, beziehungsweise in welcher Bandbreite er sich bewegt (auf die Nachkommastelle lässt er sich nicht ermitteln). Um den Wert einer Aktie zu bestimmen, sind vor allem zwei Faktoren bedeutsam: die zu erwartenden Unternehmensgewinne und der Diskontierungszins.
Wer dem „Preis versus Wert“-Prinzip folgt, wird erkennen: Es gibt Unternehmen, deren Erfolgschancen sich besser beurteilen lassen als die anderer Unternehmen; und dass es Unternehmen gibt, die man – aufgrund mangelnder Expertise – nicht bewerten kann. Die Handlungsempfehlung liegt auf der Hand: Kaufe kein Unternehmen, dessen Wert Du nicht kennst, denn dann investierst Du nicht, sondern spekulierst – und gehst unnötige Risiken ein.
Welchen Diskontierungszins soll man wählen? Je höher (niedriger) der Zins ist, desto niedriger (höher) ist der Wert der Aktie. Nehmen wir an, eine Firma erzielt in den kommenden zehn Jahren einen Gewinn von zehn Millionen Euro pro Jahr, und der Zins beträgt drei Prozent. Der (Bar-)Wert der Aktie beträgt dann 85,30 Euro. Sie werden nicht mehr als das zahlen (ansonsten ist es lohnender, wenn Sie Ihr Geld zu drei Prozent anlegen).
Haben sie nun aber zu 85,30 Euro gekauft, und fällt daraufhin der Marktzins auf ein Prozent, steigen (Bar-)Wert und damit der Preis Ihrer Aktie auf 94,71 Euro. Der gesunkene Marktzins beschert Ihnen einen Wert- und Kurszuwachs. Wenn der Marktzins hingegen auf fünf Prozent klettert, fällt der Börsenkurs auf 77,22 Euro – und Sie erleiden einen Verlust. Für den umsichtigen Investor ist folglich die Wahl des Diskontierungszinses von großer Bedeutung.