Da die 2.000-Dollar-Grenze geknackt ist, dürften weitere Kurs-Höhenflüge dem Bitcoin neue Fans bescheren – aller Risiken zum Trotz. Doch auch wer nur wenig auf die Warnung von Aufsehern gibt (und sich nicht vor Hackerangriffen auf das eigene Konto fürchtet): Ein Problem mit den Bitcoins lässt sich nicht so einfach aus der Welt schaffen. Wer die Währung nicht nur horten, sondern auch mit ihr zahlen will, muss außerhalb Asiens lange suchen.
Bisher finden sich in ganz Deutschland laut dem Branchenportal „btc-echo“ nur etwas über hundert Unternehmen, die den Bitcoin als Zahlungsmittel akzeptieren. In Österreich und der Schweiz sind es zusammengerechnet knapp zwanzig Firmen. Fragt man bei den Anbietern nach, wie oft es vorkommt, dass ein Kunde mit virtuellem Geld bezahlt, so erhält man häufig die gleiche Antwort: Kaum.
Bei Keycoon etwa, einem Frankfurter Onlineshop für 3D-Drucker-Zubehör, passiere das in nicht einmal einem Prozent aller Fälle, berichtete Geschäftsführer Deniz Isik der Deutschen Presse-Agentur. Wenig anders sieht es bei 4electric aus, einem Zulieferer von Ladezubehör für Elektroautos, ebenfalls aus Frankfurt. Auch hier habe man sich vielmehr aus Überzeugung für den Bitcoin entschieden, so der Inhaber. Bei der Fotografin Katrin Probst war es der Ehemann, der die Idee hatte, Bitcoins als Zahlungsoption anzubieten. „Er ist ein Nerd“, erzählt sie augenzwinkernd. Bisher habe aber noch niemand von der Zahlungsmöglichkeit Gebrauch gemacht. „Vielleicht ist das bei mir die falsche Zielgruppe.“
Enttäuschend endete ein Experiment, das das deutsche Online-Magazin t3n mit Sitz in Hannover vor gut einem Jahr begonnen hat. t3n hatte mitgeteilt, als erster deutscher Arbeitgeber seine Mitarbeiter zum Teil in Bitcoins auszahlen zu wollen. Keine große Summe, lediglich so viel, dass man es sich einmal im Monat in einem ausgewählten Café oder Burger-Laden gut gehen lassen konnte. Doch trotz der enormen Kursgewinne mussten die Bitcoin-Zahlungen jüngst eingestellt werden: Der mobile Bezahldienst pey.de, über den die Mitarbeiter einen Teil ihres Gehalts in Bitcoins bekamen, hat den entsprechenden Service mangels Nachfrage aufgegeben. Gern hätten sie weitergemacht, erzählt der Gründer und Geschäftsführer von t3n, Andreas Lenz. Die Mitarbeiter seien sehr zufrieden gewesen, der Bitcoin in den Pausen immer ein gutes Gesprächsthema. Allein ihre Vorreiterschaft wurde ihnen zum Verhängnis.
„Ihr seid drei Jahre zu früh dran“, erinnert sich Lenz an die Worte eines der pey.de-Chefs. Es gebe einfach noch nicht genug „Freaks“ wie ihn, die sich damit auseinandersetzten. Der klassische Unternehmer – ein Malermeister oder ein Tischler etwa – interessiere sich „nicht die Bohne für eine Bitcoin-Schenkung an seine Mitarbeiter, weil er gar nicht checkt, was das ist.“ Lenz dagegen wollte, dass seine Mitarbeiter von Anfang an checken, worum es bei dem Krypto-Hype geht. „Für mich ist das, was da passiert, krasser als der Goldrausch“, sagt er.
Die Hoffnung ist nicht unbegründet. Mit neuen Investoren könnte ein Bitcoin bald das Doppelte einer Feinunze Gold wert sein. Klar ist aber auch: Jeder Rausch endet früher oder später. Und das dürfte auch für den Bitcoin-Kurs gelten.
Mit Material von dpa.