Investieren im Crash „Buffett wird 50 Milliarden in die Hand nehmen und kaufen“

Wie legt man in Krisenzeiten sein Geld an? Was sich Hendrik Leber, einer der erfolgreichsten deutschen Fondsmanager, bei Warren Buffett abgeschaut hat.

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Hendrik Leber ist Gründer und Geschäftsführer der Acatis Investment in Frankfurt und Sieger des Fünfjahres-Rankings der erfolgreichsten deutschen Geldmanager.

WirtschaftsWoche: Herr Leber, Sie haben den Investmentstil von Warren Buffett genau studiert und pilgern jedes Jahr auf die Hauptversammlung seiner Holding Berkshire Hathaway. Wie investiert der Meister im Crash?
Hendrik Leber: Buffett betreibt Zeitarbitrage. Seine Leistung besteht darin, zur richtigen Zeit Geld zu haben. Er hält seine Cash-Quote so lange hoch, bis er zuschlagen kann.

Wie schafft er das?
Er verzichtet bei einem Drittel des Portfolios auf Rendite. Und sitzt jetzt auf 122 Milliarden Dollar Cash. Um das durchzuhalten, braucht man unglaublich gute Nerven.

Was wird jetzt passieren?
Er wäre sich nicht selbst treu, wenn er jetzt nicht 50 oder auch 80 Milliarden Dollar in die Hand nehmen würde, um zu kaufen.

von Sebastian Kirsch, Hauke Reimer, Heike Schwerdtfeger

Und weil er flüssig ist und alle anderen Geld brauchen, kann er die Bedingungen diktieren.
Genau. In der Finanzkrise hat er zum Beispiel GE Geld geliehen, nahezu zu Wucherkonditionen.

2008 wollte er Lehman Brothers mal Vorzugsaktien abnehmen, mit neun Prozent Dividende, und Optionen, die ihn zum Bezug von Aktien nahe am damals noch aktuellen Kurs von 40 Dollar ermächtigt hätten. Zu seinem Glück war das Lehman-Chef Dick Fuld zu teuer.
Ja, das ist sein Modell. Hohe Zinsen und Optionen, die sich, wenn alles gut geht, in Aktien wandeln lassen. Bei Goldman Sachs hat er damit in der Finanzkrise gut gelegen, und auch sonst fast immer.

Verkaufen wird er jetzt nicht?
Nein, er wird nirgendwo rausgehen.

Halten Sie auch so viel Bargeld?
Das geht bei Fonds nicht. Eine Alternative zur Kasse, auch eine Art Versicherung, sind Put-Optionen. In der Krise lassen Sie sich diese auszahlen und haben dann Cash, um einzukaufen. Im Internetboom um die Jahrtausendwende ist Buffett für seine Zurückhaltung verlacht worden.

Ich erinnere mich noch an die Hauptversammlung von Berkshire Hathaway, als er sagte, er gehe mit Bricks, also Ziegeln, und nicht mit Clicks, also ohne Internetaktien, in das neue Jahrtausend. Auf Perspektive von zwei, drei Jahren lag er da richtig. Aber langfristig nicht.
Nein. Apple, Google, Amazon, Microsoft von seinem Freund Bill Gates – da hat er lange nichts gemacht, obwohl er die Akteure alle kannte, zum Teil mit ihnen befreundet war, sie öffentlich immer gelobt hat.

Was glauben Sie, wo wird er jetzt zuschlagen?
Bei Unternehmen, die eine Menge Value bieten, die aber dringend Liquidität brauchen. Nicht an der Börse oder mit Private Equity, sondern in privaten Deals, in denen er die Konditionen bestimmt.

Da hilft ihm auch sein Name.
Klar, er vermarktet seinen Ruf. Sobald bekannt wird, dass er dabei ist, ist die Bonität des Unternehmens wiederhergestellt. Für ihn ist das die perfekte Situation. Vieles ist liquiditätsgetrieben.

Wie nutzen Sie Ihre Liquidität?
Zum Ende der dritten Märzwoche hatten wir 20 Prozent unserer Absicherung aufgelöst. Ich habe jeden aus meinem Team aufgefordert, fünf Ideen für Aktien zu präsentieren. Da sind jetzt sehr interessante Werte auf der Liste.

So sieht das Portfolio von Warren Buffett aus

Zum Beispiel?
Den koreanischen Computerspielentwickler Nexon, US-Medizintechniker Intuitive Surgical, Gasekonzern Air Liquide, Zahlungsdienstleister Paypal, Gazprom, Alphabet und die Allianz. Wir fangen mit einem Fünftel der Menge, die wir kaufen wollen, an und stocken dann voraussichtlich auf.

Mehr zum Thema
Krisenzeiten sind Kaufzeiten für Warren Buffett, den wohl größten Investor aller Zeiten. In vergangenen Baissephasen hat er durchaus überraschende Geschäfte gemacht. Mehr über Buffetts Krisenstrategie lesen Sie hier.

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