Investmentfonds Rendite aus dem Supercomputer

Auch für Privatanleger gibt es Fonds, die automatisch von Computerprogrammen gesteuert werden. Wie sie arbeiten, welche erfolgreich sind.

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Ein Techniker arbeitet im Quelle: dpa

Philipp Stein hat seine Geldmaschine schon programmiert. Wenn es weiter so läuft, wie er das für die vergangenen zehn Jahre simuliert hat, könnte er in den kommenden Jahrzehnten gutes Geld verdienen. Der 32-jährige Diplom-Betriebswirt muss jetzt nur noch viele Anleger überzeugen, dass sein Aktienfonds Quants Multistrategy (DE000A0RKY52) auch in der harten Wirklichkeit die jährlich zehn Prozent Rendite schafft, die es bislang nur im Testlauf gab. Seit Anfang 2009 wählt Steins Rechner für den Fonds seiner Nürnberger Vermögensverwaltung aus weltweit 10.000 Aktien 30 Titel aus. Die digital ausgesiebten Unternehmen seien etwa halb so teuer wie der Durchschnitt des weltweiten Aktienmarktes, geringer verschuldet und hätten ein höheres Gewinnwachstum, erklärt Stein.

Eine solche Aktie ist etwa die des US-Medizindienstleisters HealthSpring. Sie hat die von Steins Computer ermittelte Unterbewertung in diesem Jahr kräftig wettgemacht, mit einem Plus von 60 Prozent. Der Fonds gewann neun Prozent, der MSCI-Welt-Aktienindex verlor sechs. Jüngst hat Stein Intel und Hitachi gekauft. Auch bei turbulenten Märkten vertraut der Systementwickler auf Hinweise aus dem Computer, um das Aktienrisiko durch den Einsatz von Futures zu begrenzen.

244 Prozent in 15 Jahren

Der Fonds funktioniert wie immer mehr Investmentfonds: Ein Computer steuert nach einer Strategie, die ein Mensch programmiert. Der hält sich aus den Entscheidungen anschließend weitgehend raus. Ihr Investment vertrauen manche Anleger lieber kühl kalkulierenden Rechnern an, statt auf zu überschwängliche oder zu ängstliche Fondsmanager zu setzen. Während die Unternehmen und deren Geschäftsaussichten bewerten müssen, wird der Computer mit historischen und aktuellen Daten gefüttert und leitet daraus Handelsstrategien ab. Egal, ob bei komplizierten automatischen Sicherungen für Fonds oder beim Ausnutzen von Kursdifferenzen zwischen verschiedenen Märkten: Überall dort, wo sehr viele Daten zu verarbeiten sind, entscheiden die Computer. Manche Fondshäuser haben auf mathematische Modelle spezialisierte Töchter, wie zum Beispiel die genossenschaftliche Union Investment mit Quoniam oder das US-Haus Janus mit Intech.

Rendite aus dem Supercomputer

Handeln, bis die Datenleitungen glühen, ist aber nicht die Sache von Investmentfonds, die an Privatanleger verkauft werden. Sie halten ihre Papiere anders als die schnellen Hochfrequenzhändler gewöhnlich über Nacht und meist sogar Monate oder Jahre. Steins Computermodell identifiziert nur einmal monatlich Kauf- und Verkaufsaufträge. Andere werfen ihre Rechner nur wöchentlich an, um das Portfolio zu adjustieren. Dann rechnet der Computer nach Schema F. Wiederholt sich die Geschichte nicht nach dem ihm bekannten Muster, reagiert er falsch. Das passierte vielen Computer-Fonds in der Finanzkrise: Sie kauften unterbewertete Aktien, waren dadurch aber stark in konjunkturabhängigen Titeln und Finanzwerten engagiert, die hohe Kursverluste bescherten. Einer der ältesten computergesteuerten Fonds, der Lingohr-Systematic-LBB-Invest, halbierte im Jahr 2008 seinen Wert nahezu. Aber der Erkrather Vermögensverwalter Frank Lingohr hielt an der Strategie fest – und das Portfolio erholte sich tatsächlich. Der Fonds, der im Oktober 15 Jahre alt wird, erzielte seit 1996 gute 244 Prozent Plus (8,7 Prozent pro Jahr). Der Aktienindex MSCI Welt schaffte dagegen nur 4,5 Prozent jährlich.

Trendlos ins Minus

Dass klare Trends am Aktienmarkt fehlen, setzt derzeit Fonds zu, die diesen Trends folgen sollen. Nur wenn ihre Programme deutliche Signale bekommen, können sie sich für den Ein- oder Ausstieg entscheiden. „Viele Trends sind derzeit zu schwach. Mal akzeptieren Anleger das Risiko am Aktienmarkt, und er steigt, dann gibt es wieder politische Diskussionen um Griechenland, und der Markt dreht sehr schnell“, sagt Markus Sievers, Chef des Hedgefondsvermittlers Apano, der nach Algorithmen gesteuerte Produkte des -weltgrößten Hedgefondsmanagers Man Group anbietet. In diesem Jahr liegt deren größter Fonds, der Man AHL Diversified, zwölf Prozent im Minus. Für ihn durchsuchen Computer rund um die Uhr an den Terminbörsen 300 verschiedene Anlagekategorien bei Aktien, Anleihen, Rohstoffen und Währungen. Die Programme sollen steigende und fallende Kurstrends identifizieren und wetten dann auf diese durch Kauf oder Verkauf von Futures. Weil Aktien und Währungen zurzeit viele widersprüchliche Signale liefern, liegt das System zu oft schief. Computer sind eben längst nicht immer die besseren Fondsmanager.

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