Investmentstrategie In fünf Schritten mehr verdienen als die Allianz

Quelle: imago images

Mit Investments in Kommunikation, Immobilien und alternative Energien will die Allianz punkten. Aktien werden ihr hingegen zu heiß. Anleger können davon lernen.

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Mit mehr als einer halben Milliarde Euro steigt die Allianz bei American Tower Corporation Europe ein. ATC ist einer der weltweit größten Vermieter von Mobilfunksendemasten, die dann an Telekomdienstleister oder Fernsehsender vermietet werden. Die Einnahmen aus diesem Geschäft sind lukrativ, langfristig planbar und kaum von konjunkturellen Schwankungen abhängig. In Deutschland ist die Allianz zudem dabei, mit der spanischen Telefónica das Übertragungsnetz für die nächste Mobilfunkgeneration auszubauen. 

Digitale Infrastruktur ist nicht nur ein Zukunftsmarkt der Telekommunikation, der durch die Einführung der neuen 5G-Technik gerade einen Schub bekommt. Er ist auch ein begehrtes Ziel großer Investoren wie der Allianz, die damit ihr Portfolio jenseits klassischer Anleihen und Aktien verbreitern und sich angesichts allgemeiner Niedrig- oder Negativzinsen neue Renditequellen erschließen. „Diese Investitionsklassen geben uns risikoadjustiert bessere Renditen als etwa Staatsanleihen, die im Verhältnis zum Risiko leider nicht mehr genug abwerfen“, sagt Allianz-Chef Oliver Bäte im Wirtschaftswoche-Podcast Chefgespräch.

„Wir sind sehr, sehr vorsichtig“, sagte Bäte. „Wir fahren ein sehr konservatives Investmentportfolio, soweit man das wissen kann.“ So habe die Allianz ihr Aktienengagement, das im Branchenvergleich relativ hoch ist, zuletzt zurückgefahren. Die Aktienquote sei gesenkt worden, „um sicherzustellen, dass wir und unsere Sparer nicht zu stark exponiert sind“, so Bäte im WirtschaftsWoche-Podcast. „Seit der Spitze würde ich sagen 20, 30 Prozent haben wir bestimmt rausgenommen aus unserem Aktienexposure“. Dabei gebe es aber Unterschiede zwischen den Sparten Lebens- und Sachversicherung. Denn bei der Lebensversicherung ließen sich Schwankungen besser ausbalancieren.

Im vergangenen Jahr war der Wert des Aktienportfolios der Allianz noch um 6,5 Prozent auf 181 Milliarden Euro geklettert. Das ist ein höherer Zuwachs als die 2,5 Prozent, die der Dax in dieser Zeit schaffte – und vor allem ist es kein Verlust, wie die minus 6,8 Prozent, die Konkurrent Münchener Rück mit seinem Aktienportfolio 2020 hinnehmen musste, obwohl hier Absicherungsderivate mit einflossen. 

Zu den neuen Investments gehören auch Immobilien. In Spanien erwirbt die Konzerntochter Allianz Real Estate gerade ihr erstes Immobilienportfolio auf dem privaten Mietermarkt. Darin stecken mehr als 400 Wohneinheiten in 21 repräsentativen Gebäuden in Madrid und Barcelona. Die zentralen Standorte in den führenden Städten Spaniens, hochwertige Ausstattung und die Ausrichtung auf Nachhaltigkeit sprechen für gute Einnahmen und eine solide Wertentwicklung. Schon im Januar investierte die Allianz in ein Büro-Portfolio in London. Die britische Hauptstadt zählt für den Münchener Versicherer zu den aussichtsreichsten Anlagestandorten, auf dem die Investments in den nächsten Jahren ausgebaut werden. 

Dritter Schwerpunkt für alternative Investments sind neue Energien. So ist die Allianz etwa in Polen über den Projektentwickler und Stromerzeuger Enertrag seit einem Jahr in das Geschäft mit neuen Energien eingestiegen. Insgesamt sind die Münchener an mehr als 100 Wind- und Solarparks beteiligt – in Deutschland, Österreich, Finnland, Frankreich, Portugal, Schweden und in den USA. Mit dem in den Anlagen produzierten Strom können mehr als 1,2 Millionen Haushalte versorgt werden. Mittelfristig will die Allianz ihr Investitionsvolumen in erneuerbare Energien verdoppeln. 

Ein Depot, 1,7-mal so groß wie der ganze Dax

2389 Milliarden Euro verwaltete die Allianz Ende 2020, auf eigene Rechnung und für Kunden. Das ist 1,7-mal so viel wie der komplette Dax. Trotz der letztjährigen Turbulenzen an den Kapitalmärkten legte das Depot 2020 um 121 Milliarden Euro zu, plus 5,3 Prozent. Werden davon die Nettozuflüsse von 41,4 Milliarden Euro abgezogen, bleibt ein Mehrwert von 79,6 Milliarden Euro. Auf den Jahresanfangswert 2020 bezogen (2268 Milliarden Euro) war das eine Rendite von 3,5 Prozent.

Das ist ein gutes Ergebnis. Der Anleiheindex Rex Performance, in dem die Kupons und die Kurse der wichtigsten deutschen Staatsanleihen verrechnet sind, kletterte im vergangenen Jahr um 1,2 Prozent. Dabei machen mit 1848 Milliarden Euro Anleihen bei der Allianz immer noch 77 Prozent des Portfolios aus. Alternative Anlagen bringen es dagegen nur auf 182 Milliarden Euro. Sind die zahlreichen Meldungen über die neuen Investments in Sonne, Strom und smarte Leitungen damit eher Marketing als echte Asset-Allokation?

Dagegen spricht eine andere, harte Zahl: Um 62 Milliarden Euro, ein Plus von 52 Prozent, legten Alternative Anlagen bei der Allianz im vergangenen Jahr zu. Dieser Zuwachs ist größer als das Wachstum von Anleihen, Aktien und Mischfonds zusammen. Das heißt: Alternative Investments sind zwar absolut gesehen bisher noch ein eher kleiner Anlagebereich, sie dürften aber wahrscheinlich im laufenden Jahr schon an die zweite Stelle rücken – vor Mischfonds und Aktien. 

Ausbau alternativer Anlagen, Vorsicht bei Aktien und das Management eines seit Jahren bestehenden Portfolios aus hochwertigen Anleihen ist die Investmentstrategie der Allianz. Für private Anleger dürfte es kaum möglich sein, das 2,4-Billionen-Portfolio eines Assekuranzkonzerns nachzubauen. Dennoch lassen sich aus der Anlagestrategie des Versicherers Hinweise ableiten, wie ein Allianz-Light-Depot für Privatanleger aussehen könnte. 

Erster Schritt: 
Kommunikationsinvestment mit der Deutschen Telekom 

Durch die Übernahme des Rivalen Sprint ist die Deutsche Telekom (DE0005557508) auf dem amerikanischen Mobilfunkmarkt in die Spitzengruppe der Kommunikationsanbieter aufgestiegen. In Deutschland ist sie beim Ausbau des neuen Mobilfunkstandards 5G führend, Vertragskunden und Glasfaseranschlüsse nehmen zu. Zwar wurden die Nettoschulden wegen der US-Expansion und den Investitionen in die Netzinfrastruktur auf 129,5 Milliarden Euro hochgetrieben. Dafür aber dürften sich die Einnahmen aus dem laufenden Geschäft in diesem Jahr auf mehr als 30 Milliarden Euro um mindestens ein Drittel erhöhen; der Nettogewinn könnte nach dem guten Jahresstart erstmals auf 4,5 Milliarden Euro klettern. Dass Großaktionäre wie eben die Allianz zunehmend in Mobilfunkinfrastruktur investieren, kommt der Telekom mit ihren 32 000 Türmen in Deutschland zugute. Telekom-Aktien notieren bei rund 18 Euro im Bereich ihrer langjährigen Kursspitzen. Nach der Euphoriephase 1996 bis 2001 und einer fast zwanzigjährigen Schaukelbewegung könnte die T-Aktie vor einer neuen Wachstumsphase stehen. 

Zweiter Schritt: 
Anlage in Neue Energien mit Orsted

Orsted (DK0060094928) ist eine Erfolgsgeschichte. Keinem der großen ehemaligen klassischen Gas- oder Ölförderer gelang der Swing zu neuen Energien so nachhaltig wie der dänischen Orsted. Bei Offshore-Windparks sind die Dänen mittlerweile weltweit die Nummer eins. Mehr als 15 Millionen Menschen können derzeit mit grünem Strom von Orsted versorgt werden; bis 2025 soll sich diese Zahl verdoppeln, bis zur Mitte des Jahrhunderts auf über 50 Millionen steigen. Mehrere große Windkraftprojekte sind im Bau, vor allem in der Baltischen See. Dank seiner führenden Marktstellung bei Windparks ist das Unternehmen gesuchter Partner bei großen Kooperationen; das wiederum erleichtert weiteres Wachstum. Mit 46 Prozent Eigenkapital ist das Unternehmen gut finanziert. Orsted-Aktien stecken nach dem Hype der vergangenen Monate derzeit in einer Abkühlungsphase, die durchaus noch etwas anhalten könnte. Für strategische Investoren, die langfristig auf neue Energien setzen, dürfte es damit immer wieder interessante Einstiegsgelegenheiten geben.

Dritter Schritt: 
Immobilienkauf mit British Land

Die 1856 gegründete British Land (GB0001367019) ist eines der größten Immobilienunternehmen Großbritanniens. Schwerpunkt der Büro-, Einzelhandels- und Geschäftsimmobilien ist die Wachstumsregion London und der Südosten Großbritanniens. Die Barclays-Bank zählt British Land zu den Gewinnern für die Zeit nach Corona. Für das Geschäftsjahr 2021/22 (bis 31. März) rechnen Analysten mit einem dynamischen Anstieg der Erträge und mit der Rückkehr in die Gewinnzone. Der Nettoinventarwert der Gebäude und Grundstücke liegt mit 648 Pence je Anteil deutlich über dem aktuellen Aktienkurs – obwohl die Bewertungen im Coronajahr gesenkt wurden. Mit einer Beleihungsquote seiner Immobilien von 32 Prozent ist das Unternehmen gut finanziert. Die Dividende ist solide, und da in Großbritannien keine Quellensteuer abgezogen wird, müssen Anleger hierzulande Erträge nur wie bei deutschen Aktien versteuern. 

Vierter Schritt: 
Ausgesuchte Währungen statt unrentabler Bundesanleihen 

Geld in Anleihen zu stecken, ist wegen der extrem niedrigen bis negativen Zinsen zu einer heiklen Sache geworden. Vor allem Staatsanleihen, so Allianz-Chef Bäte, bieten gemessen an ihrem Risiko zu wenig Rendite. Wer dennoch aus Sicherheitsgründen auf Bundesanleihen setzt, muss eine Laufzeit bis 2039 wählen (DE0001108504), um wenigstens nicht draufzuzahlen – vor Gebühren, Inflation und individueller Besteuerung. 

Eine Alternative bieten hier Anleihen in Schweizer Franken (etwa CH0127181193). Damit müssen Anleger ab einer Laufzeit bis 2037 nichts berappen – dafür hat man aber mit dem Schweizer Franken die wohl sicherste Währung der Welt im Depot. Wer mutiger ist, kann mit Anleihen in Pfund Sterling (XS2000650858 von der Asiatischen Entwicklungsbank) auf die Erholung der britischen Wirtschaft setzen. Anleihen in Norwegischen Kronen (NO0010844079) sollten von stabilen Ölpreisen profitieren und davon, dass das Land auch bei neuen Energien weltweit eine führende Rolle einnimmt. Immerhin gibt es dafür bis 2029 auch noch 1,4 Prozent Rendite. 

Fünfter Schritt: 
Klassisches Börseninvestment mit der Allianz-Aktie

Eine der einfachsten Möglichkeiten, der Anlagestrategie der Allianz nahe zu kommen, ist, selbst Geld in die Allianz zu stecken. Die Aktie des Versicherers (DE0008404005), zuletzt in WirtschaftsWoche 23/2021 hervorgehoben, punktet durch ein stabiles Geschäft, eine günstige Bewertung und eine hohe und verlässliche Dividende. Diese Dividende dürfte für das laufende Jahr erstmals auf mehr als 10 Euro je Aktie steigen. Das wären dann an die fünf Prozent auf den Kaufkurs. Damit könnte diese Rendite sogar höher ausfallen als die, die das Team von Chef Bäte aus all seinen Anleihen, Aktien, Immobilien und Windrädern in diesem Jahr herausholt.

Mehr zum Thema: Oliver Bäte bezeichnete sich mal als Bundeskanzler der Allianz und zahlt nur gerne Steuern für etwas, das funktioniert. Im Podcast kritisiert er die Politik des billigen Geldes und erklärt, warum er einen Crash fürchtet.

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