
Was bedeutet die Schuldenkrise für Deutschland, was für BASF? Wie sieht die Zukunft des Euro aus? Immer häufiger muss Andrea Wentscher, Managerin im Team des Dax-Konzerns, dass für die Betreuung von Investoren (Investor Relations/IR) zuständig ist, nicht das eigene Unternehmen, sondern die Krise erklären. Insbesondere nicht europäischen Investoren macht die Zukunft des Euro Sorgen. Wentscher sieht’s positiv: „Für uns bedeutet das auch ein hohes Vertrauen in die Qualität und Kompetenz des IR-Teams.“
So viel zum Eigenlob. Die Wahrnehmung trügt Wentscher jedoch nicht: Großinvestoren halten die Abteilung des Chemiekonzerns für die beste aller 30 Dax-Unternehmen. Im diesjährigen IR-Ranking der WirtschaftsWoche und des Deutschen Investor Relations Verbands wählten sie BASF auf den ersten Platz. Für die Rangliste hat der Finanzdatenanbieter Thomson-Reuters-Extel über zwei Monate rund 13.500 Aktienprofis befragt – Manager von Fonds, Versicherungen, Pensionskassen und Hedgefonds, die zusammen mehr als 14 Billionen Dollar verwalten. Demnach stimmt die Chemie zwischen BASF und den Profiaktionären. Im Dax-Bruder MDax räumt Autozulieferer Continental ab, im Segment der kleinen Werte, dem SDax, das Logistikunternehmen VTG und bei den Technologieunternehmen aus dem TecDax die Software AG.





Besonders gut bei Einzelgesprächen mit Vorständen, sogenannten One-to-one-Meetings, fühlen sich die Großanleger laut den Befragungsergebnissen von Extel bei Bayer, SAP und Fraport aufgehoben. Besuche bei Investoren, in Fachkreisen Roadshows genannt, organisieren BASF, Continental und der Salz- und Düngemittelriese K+S besonders professionell.
Privatanleger haben lediglich bei ganz kleinen Unternehmen mal eine Chance, direkt mit einem Vorstand zu sprechen. Ihnen bleibt nur, sich auf der Hauptversammlung (HV) einen persönlichen Eindruck von ihrem Vorstand zu machen. Wer sich vorbereiten will, ruft vorher bei den Investorenbetreuern an. „Oft geht es bei Anrufen von Privatanlegern um technische Fragen zur HV“, berichtet IR-Manager Jürgen Beunink von Bayer. Wie anmelden? Wie abstimmen? Nach einer Studie des Deutschen Aktieninstitutes (DAI) rufen die meisten Anleger Unternehmen an, weil sie Fragen zu einer womöglich überraschenden Entwicklung des Aktienkurses, zur Dividende und eben zur HV haben.
Welche Investor-Relations-Manager Aktionäre am besten informieren
Rang 1: Oliver Schmidt (Allianz)
Aktienkursentwicklung 2011: -18,8 Prozent
Rang 2:
Magdalena Moll (BASF) Aktienkursentwicklung 2011: -11,8 Prozent
Rang 3:
Alexander Rosar (Bayer) Aktienkursentwicklung 2011: -12,7 Prozent
Rang 1:
Rolf Woller (Continental) Aktienkursentwicklung 2011: -20,5 Prozent
Rang 2:
Oliver Stratmann (Lanxess) Aktienkursentwicklung 2011: -33,9 Prozent
Rang 3:
Elmar Baur (Kabel Deutschland) Aktienkursentwicklung 2011: 9,9 Prozent
Rang 1:
Guido Pickert (Aixtron) Aktienkursentwicklung: –65,1 Prozent
Rang 2:
Otmar Winzig (Software AG) Aktienkursentwicklung: –23,8 Prozent
Rang 3:
John Gilardi (Qiagen) Aktienkursentwicklung: –28,9 Prozent
Rang 1:
Martin Praum (IVG) Aktienkursentwicklung: –65,8 Prozent
Rang 2:
Felix Zander (VTG) Aktienkursentwicklung: –13,4 Prozent
Rang 3:
Georg Folttmann (KWS Saat) Aktienkursentwicklung: 3,7 Prozent
4000 Anfragen vor der HV
„Per Telefon, Fax oder Mail erhalten wir 300 bis 350 Anfragen von Privataktionären pro Monat“, heißt es denn auch beim Autobauer Daimler. Kurz vor der Hauptversammlung läuft dann das Telefon heiß und das E-Mail-Postfach über: „Dann kommen zusätzlich noch einmal 4000 Anfragen.“
Unter den Dax-Unternehmen liegt Daimler damit ziemlich weit vorne. Die Allianz verzeichnete im vergangenen Jahr im Schnitt rund 700 Anfragen pro Monat. Volksaktionäre der Telekom könnten sich noch häufiger melden, vermuten mehrere Insider. Die Telekom möchte sich dazu aber nicht äußern. Ganz anders sieht das wiederum beim Sportartikelhersteller Adidas aus. IR-Managerin Annett Jahn kann sich gar nicht daran erinnern, in den zwei Jahren, in denen sie bei Adidas tätig ist, jemals eine Anfrage eines Privatanlegers bekommen zu haben.