IPO-Markt Neue Aktien für den heißen Börsenherbst

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Tech-Aktien sind gefragt

Auch aus Deutschland soll noch in diesem Jahr ein milliardenschwerer IPO kommen. Der Online-Modehändler Zalando strebt angeblich eine Unternehmensbewertung von vier bis fünf Milliarden Euro an und könnte den bisherigen Meldungen zufolge Aktien im Wert von etwa 500 und 600 Millionen Euro platzieren.

Das anfangs von den drei Samwer-Brüdern maßgeblich finanzierte Unternehmen könnte zugleich den Weg für die Holding der illustren Internetgründer ebnen. Ihr Unternehmen Rocket Internet bündelt viele junge Internet-Unternehmen. Mit einer erwarteten Bewertung von 3,3 Milliarden Euro kündigt sich so ein weiterer Tech-IPO größeren Kalibers an.

Was Alibaba alles macht
Wenn es um die Könige des Onlinehandels geht, dann reden viele über US-Konzerne wie Amazon und Ebay. Es gibt aber einen Akteur aus China, der mit zwei seiner Portale im Jahr 2012 sogar mehr verkaufte als die beiden amerikanischen Konkurrenten: Alibaba. Der „Economist“ bezifferte den Wert der vertriebenen Produkte auf 170 Milliarden Dollar – mehr als die US-Riesen zusammen erwirtschafteten. Das dürfte auch daran liegen, dass Alibaba sich nicht nur auf den Onlinehandel beschränkt. Handelsblatt Online hat zusammengetragen, welche Geschäftsmodelle sich hinter dem Namen verbergen. Quelle: AP
AlibabaDer bekannteste Geschäftsbereich des Konzerns: die gleichnamige Handelsplattform Alibaba. Anders als Amazon, das mit der Plattform gerne verglichen wird, richtet sich Alibaba nicht direkt an die Kunden, sondern ist eine Plattform für Geschäftspartner, ein sogenannter B2B-Handel. Auf der Webseite können Unternehmen ihre Gebote für das Produkt einer anderen Firma abgeben – etwa Büro- oder IT-Materialien. Quelle: dpa
TaobaoDie Online-Plattform erinnert schon eher an ein bekanntes Geschäftsmodell: Taobao ist eine Auktionsplattform, gewissermaßen das chinesische Ebay. Besonders beliebt ist die App für das Smartphone. Nach Angaben des chinesischen Marktforschungsinstituts iResearch ist die mobile Version die beliebteste „Mobil-Kommerz-App“ im Reich der Mitte und zählt monatlich die meisten aktiven Nutzer. Auf der Plattform kann jeder seine eigenen Sachen einstellen und verkaufen oder auf angebotene Produkte bieten. Quelle: Screenshot
TmallDie Shoppingseite erinnert an eine Art hochwertiges Amazon. Tmall, ehemals Taobao Mall, hat sich darauf spezialisiert, Markenprodukte anzubieten. Dort können Modeketten wie Uniqlo, Adidas und New Balance ihre Produkte an den Kunden bringen. Auch IT-Spezialisten wie Dell, Samsung oder Nokia zählen zu den Anbietern. Gemessen am Bruttowert der Waren, war Tmall im Jahr 2013 die größte Handelsplattform in China. Quelle: Screenshot
1688Eine der ältesten Alibaba-Webseiten entstand bereits 1999. Das Onlineportal 1688 hat den Großhandel ins digitale Zeitalter verfrachtet. Die Webseite bietet chinesischen Händlern direkten Kontakt und soll dabei helfen, heimische Marken auf die Portale von Alibaba zu holen. Quelle: Screenshot
AliexpressEin Outlet im Internet – so lässt sich wohl am besten das Angebot von Aliexpress beschreiben. Das Onlineportal stellt den Kontakt zwischen Konsumenten und Großhändlern sowie Produzenten in China her. Bisher fokussiert sich das Unternehmen auf die Märkte in Russland, Brasilien und den USA. Doch auch in Europa kann man bereits über die chinesische Plattform bestellen. Quelle: Screenshot
AlipayAlibaba-Gründer Jack Ma (Bild) ist aber nicht nur im Onlinehandel aktiv, sondern hat auch eine Onlinebezahlmethode entwickelt. Weil in China Kreditkarten nicht so verbreitet sind wie in der westlichen Welt, hat Ma ein System erschaffen, mit dem die Kunden die Waren seiner Onlineanbieter auch direkt über Alipay begleichen. Das Unternehmen kooperiert mit den großen chinesischen Banken sowie Visa und Mastercard. Um den Kunden die Sorge zu nehmen, dass ihre Waren trotz Bezahlens nicht ankommen, bietet Alipay die Möglichkeit, das Geld zurückzuhalten, bis der Kunde den Erhalt der Ware bestätigt hat. Mit dieser Methode hat sich Alipay zu einem Giganten unter den Bezahldiensten entwickelt – und die Onlinetransaktionen seit 2008 auf einen Wert von 660 Milliarden US-Dollar getrieben, wie die Credit Suisse berichtet. Zuvor sei der Onlinemarkt für Bezahldienste fast nicht existent gewesen. Quelle: REUTERS

Noch 2013 waren am IPO-Markt vor allem sichere Häfen gesucht, sogenannte Value-Aktien. Deshalb wagten sich seitdem viele Immobilienunternehmen mit stabilen Cash-Flows aus die Börse. Jetzt sind zunehmend Wachstumswerte gefragt, was zwangläufig auch mit höheren Risiken einhergeht. Der Technologiesektor ist daher derzeit besonders im Fokus der Investoren.

Reif für die Börse

„Der beste Zeitpunkt für ein Börsendebüt – vor allem im Technologiesektor –  ist gekommen, wenn das Unternehmen ein neues, tragfähiges Geschäftsmodell entwickelt und große Wachstumsperspektiven hat. Das ist die ideale Basis für einen steigenden Kurs. Voraussetzung dafür ist allerdings die interne Börsenfähigkeit des Unternehmens“, erklärt Unternehmensberater Steinbach. „Dann ist eine Aktienplatzierung ein guter Weg, um sich Geld für Investitionen zu beschaffen und das Unternehmen auf das nächste Level zu heben.“

Börsengang: Fakten und Begriffe

Für Unternehmen ist die Finanzierung über einen Börsengang der komplizierteste, aber auch einträglichste Weg. „Je größer ein IPO ist, umso günstiger ist er für das Unternehmen“, sagt Steinbach mit Blick auf die Kosten für die beauftragten Banken und Berater. „In der Regel zahlt ein Börsendebütant fünf bis acht Prozent des Platzierungsvolumens für seinen Börsengang.“ Erst wenn ein Unternehmen bewiesen hat, dass sein Geschäftsmodell funktioniert und die Zahlen dies widerspiegeln, ist es reif für die Börse.

Aber nicht jeder gelungene Börsengang erfreut in der Folge auch die Anleger. Die entscheidende Größe für einen Investor ist daher der Einstiegspreis, der wiederum von der Unternehmensbewertung abhängt.

Wie aber kommt es zu einer realistischen Bewertung eines Börsenkandidaten? „Die Börse bezahlt nicht für die Vergangenheit, sondern für die Zukunft. Letztlich hängt der Preis einer neuen Aktie davon ab, welche Erwartungen ein Unternehmen schürt und ob es diese auch erfüllen kann“, sagt IPO-Experte Steinbach. „Um den Ausgabepreis zu finden, werden die erwarteten Gewinne in der Zukunft finanzmathematisch auf heute zurückgerechnet.“ Die Kursentwicklung der neuen Aktien hängt dann wesentlich davon ab, ob die Unternehmensprognosen eintreffen. Die Unternehmen müssen sich daher gut vorbereiten.

Es gibt aber noch eine Reihe von Faktoren, die für die künftige Kursentwicklung eine wesentliche Rolle spielen.

Orderbuch

Damit ein Börsengang aus Sicht von Emittent und Investor ein Erfolg ist, sollte das Orderbuch – quasi die Bestellliste für die neuen Aktien - das Angebot um das eineinhalb- bis zweifache übersteigen. Dann sind auch Zeichnungsgewinne in Höhe des langjährigen Durchschnitts von zehn bis 15 Prozent drin. Ist die Nachfrage nach den neuen Wertpapieren geringer, drohen am ersten Handelstag Kurverluste. Damit die Nachfrage hoch genug ausfällt, muss aber die "Story" des Unternehmens die Investoren elektrisieren. Das wiederum hängt maßgeblich von den Wachstumsperspektiven ab.

Wachstumsstrategie oder Ausstieg der Altaktionäre

"Die vielen angekündigten Börsengänge im Herbst begrüßen wir ausdrücklich. Das bringt Bewegung in den Markt“, sagt Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). „Oft scheint es, als würden die IPOs gerade im ausgereizten Börsenhoch stattfinden, um noch schnell Kasse zu machen. Aber diesmal haben wir diesen Eindruck nicht.“

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