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Jahrelanger Bilanzbetrug Toshiba riskiert Strafen für Kapitalmaßnahmen

Durch den Bilanzbetrug bei Toshiba drohen dem japanischen Konzern weitreichende Folgen. Experten rechnen mit Klagen von Investoren, die im fraglichen Zeitraum Aktien und Anleihen erwarben.

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Toshiba-Chef Hisao Tanaka und zwei weitere Top-Manager des japanischen Mischkonzerns entschuldigten sich öffentlich und traten von ihren Ämtern zurück. Quelle: REUTERS

Viereinhalb Jahre lang hat das Toshiba-Management systematisch zu hohe Unternehmensgewinne bilanziert – und dadurch Aktionäre und Anleihegläubiger getäuscht. Firmenpräsident Hisao Tanaka und weitere Manager entschuldigten sich bereits öffentlich und traten von ihren Ämtern zurück. Und das, obwohl die Finanzaufsicht kein Fehlverhalten von Toshiba oder seinem Vorstand unterstellt hat.

Keinen Tag zu früh, denn nun zeichnet sich allmählich ab, dass die Bilanzkosmetik noch eine Klagewelle und horrende Kosten nach sich ziehen könnte.

Rücktritt der Toshiba-Spitze

Zwischen Mai 2009 und Dezember 2013 hat Toshiba neue Anleihen und Aktien für insgesamt acht Milliarden Dollar an Investoren verkauft – und dabei von der geschönten Gewinnsituation profitiert. “Kapitalerhöhungen, die auf falschen Informationen basieren, sind betrügerisch“, sagt etwa der Rechtsgelehrte Etsuro Kuronuma, Professor an der Waseda Law School, der Nachrichtenagentur Bloomberg. “Toshiba hat die Anlegerinteressen verletzt, die durch den Finanzinstrumente- und Börsen-Act geschützt werden.”

Das Toshiba-Management kündigte an, zumindest 152 Milliarden Yen an Vorsteuergewinnen aus den Jahren seit März 2009 zu korrigieren. Eine Untersuchung hatte ergeben, dass unrealistische Gewinnziele des Managements zu den überzogenen Gewinnausweisungen geführt hätten.

„Auf Basis unsauberer Finanzzahlen Investorengelder einzusammeln ist hinterhältig, wohl wissend, dass sich diese ihre Investitionsentscheidung von diesen Zahlen abhängig machen, ist hinterhältig“, sagt auch Mitsushige Akino, Chef der Ichiyoshi Vermögensverwaltung gegenüber Bloomberg. Marktteilnehmer gingen daher weiter auf Distanz zu Toshiba.

Seit Jahresbeginn liegen die Papiere 23 Prozent im Minus, am Mittwoch  fielen die Toshiba-Aktien an der Börse in Tokio erneut um 2,7 Prozent. Zuvor hatte der Hersteller von Personalcomputern und Nuklearreaktoren seine Gewinnprognosen zurückgenommen, die Dividende zum Jahresende gestrichen und die internen Bilanzuntersuchungen ausgedehnt.

Nach dem im japanischen Gesetz vorgesehenen Strafmaß drohen dem Konzern nun Strafen von mehr als 240 Millionen Dollar. Bisher lag die höchste verhängte Strafe für Bilanzfälschung in Japan bei knapp 13 Millionen Dollar. Personen, die sich des Bilanzbetrugs schuldig gemacht haben, werden zudem mit Geldstrafen von bis zu zehn Millionen Yen und mit bis zu zehn Jahren Haft bestraft.

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