JP-Morgan-Studie Zahl der aktivistischen Investoren steigt

Aktivistische Investoren treten immer mehr Kampagnen los. In den USA ist das Phänomen weit verbreitet, der Markt bereits abgegrast. Jetzt geraten europäische Unternehmen ins Visier. Welche Themen dabei populär sind.

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Eine Mitarbeiterin überprüft die Produktion von Kapseln bei der Firma Stada Arzneimittel im hessischen Bad Vilbel. Das Unternehmen wird derzeit von aktivistischen Investoren in die Zange genommen. Quelle: dpa

Frankfurt In Europa häufen sich nach einer Studie der US-Investmentbank JP Morgan die Kampagnen aktivistischer Investoren. In den zwölf Monaten bis zum 30. Juni zählte JP Morgan nahezu 100 Angriffe dieser aggressiven Investoren, die börsennotierte Unternehmen in die Mangel nehmen, 62 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie aus der am Freitag veröffentlichten Studie hervorgeht.

In den USA gehören die Aktivisten, die sich meist mit kleinen Anteilen bei Unternehmen einkaufen und einschneidende Änderungen erzwingen wollen, längst zum Alltag. Europa und vor allem Deutschland galten für diese Anleger wegen der Regeln zur Unternehmensführung (Corporate Governance) aber als schwer zu erobern.

Nicht nur aktivistische Investoren aus den USA haben Firmen aus Europa als Ziele ihrer Attacken entdeckt. Der Studie zufolge kamen 80 Prozent der Kampagnen 2015/16 von Aktivisten aus dem alten Kontinent selbst. In Europa wendeten sie sich mit ihren Forderungen aber meist zunächst an das Unternehmen selbst. In den USA gehen sie mit ihren Kampagnen oft gleich an die Öffentlichkeit. Doch die Ziele dort schienen allmählich abgegrast - daher der Blick nach Europa. In rund 80 Fonds von Aktivisten lagen laut JP Morgan im Juni 112,5 Milliarden Dollar, das waren aber 8,5 Prozent weniger als ein halbes Jahr zuvor.

Der Einzug in den Aufsichtsrat (44 Prozent) und die „Maximierung des Unternehmenswerts“ (25 Prozent) sind laut der JP-Morgan-Studie die populärsten Themen der Aktivisten in Europa. Sie genießen dabei oft auch Unterstützung von institutionellen Investoren: In 30 Prozent der Fälle stimmten Investmentfonds und andere Großanleger weltweit ganz oder teilweise für ihre Vorschläge. Ein Jahr zuvor waren es allerdings noch 40 Prozent. Viele Unternehmen sind auf die Angriffe besser vorbereitet und können sie häufiger abwehren. In diesem Jahr setzten sie sich der Studie zufolge in 68 Prozent der Fälle durch, 2014 waren es nur 36 Prozent.

In Deutschland macht derzeit die Attacke von Active Ownership Capital (AOC) Schlagzeilen, der beim Pharmahersteller Stada eine komplette Neubesetzung des Aufsichtsrats und operative Fortschritte erzwingen will. Die Hauptversammlung stimmt am Freitag darüber ab. Hinter AOC stehen Investmentbanker aus Deutschland und Österreich. Der schwedische Aktivist Cevian hatte bereits zuvor auf die Zerschlagung des Baudienstleisters Bilfinger gedrungen. Angelsächsische Aktivisten haben zuletzt auch öffentliche Kampagnen gegen den Energieriesen Eon und Volkswagen gestartet.

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