WirtschaftsWoche: Mr. Bonham Carter, Sie wollen mit den Aktien- und Rentenfonds von Jupiter jetzt stärker auf dem deutschen Markt Fuß fassen. Wie soll das gelingen? Fonds haben es hierzulande schwer, weil Anleger sehr risikoscheu sind.
Edward Bonham Carter: Das stimmt, aber wir bemerken in Deutschland einen Appetit für spezielle flexible Anleihestrategien. Deutsche Großanleger haben 2013 immerhin in Spezialfonds rekordhohe 76,7 Milliarden Euro investiert und Publikumsfonds flossen auch 18,7 Milliarden Euro neue Gelder zu. Die Aktienbegeisterung ist verhalten, aber das ist traditionell in Deutschland so. Allerdings erwarte ich einen langsamen Wandel hin zu etwas riskanteren Produkten. Die niedrigen Zinsen sind ein Problem, wenn wir die Renten von immer mehr Menschen finanzieren sollen.
Das Demografieproblem ist altbekannt, ändert aber wenig daran, dass Anleger ihr Geld lieber auf dem Sparbuch lassen.
Ja, ich weiß, es ist, wie über die schmelzenden Gletscher in den Alpen zu reden. Weil es ein so langsamer Prozess ist, ist es ermüdend. Aber das wird die große Frage der nächsten Jahrzehnte werden. Ich denke, die Menschen spüren, das sie jetzt mehr Risiko eingehen müssen. Wer 20 bis 30 Jahre von seinem Gesparten bei den niedrigen Zinsen leben soll, der bekommt das irgendwann zu spüren.
Es beißen sich schon andere, in den USA oder Großbritannien erfolgsverwöhnte Fondshäuser, am deutschen Markt die Zähne aus. Darunter sind sehr bekannte Namen die weltweit zu den größten zählen, wie Fidelity, Schroders und Aberdeen. Warum glauben Sie, dass Jupiter erfolgreich sein wird?
Wir haben den Vorteil, dass wir klein sind. Es gibt im Fondsmanagement keine Verbindung zwischen Größe und dem Mehrwert eines Fonds. Es ist anders, als in der Autoindustrie. Wer dort groß ist, der kann die Autos billiger herstellen mit der gleichen Qualität anbieten. Aber das gibt es beim Fondsmanagement nicht. Größere Häuser haben nicht unbedingt mehr Fonds, die ihre Indizes schlagen. 65 Prozent unserer Fonds gehören immerhin zum besten Viertel in ihren Fondsgruppen.
Sie haben Jupiter 2007 von der Commerzbank übernommen. Kurz vor der Finanzkrise war der Preis hoch und die Fondsgesellschaften teuer.
Kurzfristig gesehen könnte man sagen, das Timing war schlecht, aber langfristig betrachtet war die Strategie richtig. Sie verstehen, warum ich immer sage, wir prognostizieren nicht die Volkswirtschaften. Es bringt wenig. Man kann die Ereignisse kaum voraussehen.
Zehn wichtige Tipps für Privatanleger
Edward Bonham Carter, Chairman des britischen Fondsanbieters Jupiter, gibt zehn Ratschläge, die Privatanleger bei der Geldanlage beherzigen sollten.
30. April 2014
"Anleger sind häufig zu ungeduldig. Sie glauben, dass es ihnen hilft, eine gute Performance zu machen, wenn sie häufig die Anlage wechseln. Viele schneiden dadurch nicht besser ab, als wenn sie mittel- bis langfristig investiert bleiben würden."
"Kein Fonds kann immer besser abschneiden als ein Vergleichsindex. Deshalb ist es auch für die Kunden so schädlich, wenn sie immer in den Performancelisten nach den besten Fonds schauen. Wenn sie die jeweils kaufen, wird das auf lange Sicht keinen Erfolg haben."
"Kein Fonds kann immer besser abschneiden als ein Vergleichsindex. Deshalb ist es auch für die Kunden so schädlich, wenn sie immer in den Performancelisten nach den besten Fonds schauen. Wenn sie die jeweils kaufen, wird das auf lange Sicht keinen Erfolg haben."
"Anleger sollten jedoch die Verteilung ihrer Anlageklassen jährlich überprüfen. Sind Aktien sehr stark gestiegen, sollten sie einen Teil davon als Gewinn abschöpfen und in die anderen Anlagearten stecken. Dadurch bleibt langfristig die für die Risikoabsicherung wichtige Anlageaufteilung erhalten."
"Wer sich Dividenden immer ausschütten lässt, profitiert nicht vom Zinseszinseffekt. Daher ist es sinnvoll, Ausschüttungen auch bei Fonds jährlich automatisch wieder anlegen zu lassen."
"Neue Ideen bei Anlageprodukten sind oft Verkaufsschlager. Aber Anleger sollten bei ihnen vorsichtig sein und lieber zunächst auf den Erfolgsnachweis warten, bevor sie zugreifen."
"Wertsicherungsversprechen sind in, aber Anleger müssen beachten, dass jede Wertsicherung Rendite kostet."
"Menschen, die versprechen, dass sie bei der Geldanlage alles im Griff haben und alles können, sollte man mit Vorsicht genießen."
"Psychologie ist wichtig. Man darf nie zu optimistisch oder pessimistisch werden. Und man sollte sich von der Masse fern halten."
"In einem Bullenmarkt mit stark steigenden Aktienkursen will man Fondsmanager haben, die 22 Jahre alt und unbekümmert sind. Aber im Sturm ist es besser, einen erfahrenen Fondsmanager zu haben."
Unterstützen die Jupiter-Aktionäre das Abenteuer, in Deutschland Fuß zu fassen?
Ja, wenn wir in fünf Jahren unser in Deutschland verwaltetes Vermögen auf etwa sechs Milliarden Euro verdoppeln und den Absatz unserer Produkte in Kontinentaleuropa stärken, dann ist das für sie eine gute Wertschöpfung. Wir wollen die Kundenbasis stärken und erwarten, dass es in Europa ein stärkeres Wachstum geben wird als in Großbritannien.
Ist es für Anleger nicht besser, gleich in die Jupiter-Aktie zu investieren, als in einen der Fonds?
Die Aktie ist aber viel volatiler. Sie ist abhängig von der Entwicklung der Fondsindustrie. Wenn es dort Zuflüsse gibt, dann wird sich die Aktie gut entwickeln. Ich denke für die meisten Anleger sind die Fonds ein besseres Investment, weil sie eine stärkere Risikostreuung bieten.
"Bei uns ist jeder Fondsmanager unabhängig"
Wem dient der Chef einer börsennotierten Fondsgesellschaft mehr, seinen Aktionären oder den Fondsanlegern?
Wenn wir einen guten Job für die Fondsanleger mache, dann profitieren davon auch die Aktionäre, weil das verwaltete Vermögen steigt und wir aus der Verwaltungsvergütung mehr Einnahmen haben. Dadurch wiederum wird normalerweise auch der Aktienkurs steigen.
Sie könnten die Einnahmen steigern, indem sie die Verwaltungsgebühren in den Fonds erhöhen.
Die Kosten lassen sich in dem wettbewerbsintensiven Umfeld mit börsengehandelten Indexfonds nicht erhöhen. Anleger, die billige Produkte wünschen, können Indexfonds kaufen. Wer aber die Chance auf einen Mehrertrag haben möchte, muss aktiv gemanagte Fonds kaufen. Talentierte Menschen, die es schaffen Vermögen gewinnbringend anzulegen, kosten halt mehr als ein Computer – im Moment ist das wenigstens noch so.
Erfahrene Fondsmanager sind für Anleger ein Pluspunkt, Jupiter halten sie lange die Treue und die Teams sind stabil. Wie halten Sie sie bei Laune?
Also am Kaffee, den es bei uns im Büro gibt, liegt es nicht, der ist scheußlich. Sie müssen die Fondsmanager motivieren können. Wir sind unabhängig, und hängen nicht an einer Bank oder einem Versicherer, die Fondsmanager sind Miteigentümer und dadurch direkt am Erfolg des Unternehmens beteiligt.
Geld ist am wichtigsten?
Nicht nur. Fondsmanagement ist ein sehr wettbewerbsorientiertes Geschäft, man kann es sekündlich, stündlich, wöchentlich messen. Es sind spezielle Menschen, die den Druck aushalten. Sie sind wie Handwerker stolz auf das, was sie herstellen und sie sind stolz, wenn sie in dem Wettbewerb gut abschneiden. Wir haben Teams, aber keine Komitees oder Ausschüsse, die eine Richtung vorgeben. Bei uns ist jeder Fondsmanager für sein Portfolio verantwortlich. Dazu muss man eine besondere Kultur im Unternehmen herstellen.
Fonds-Gebühren im Überblick
Der Ausgabeaufschlag fällt beim Kauf an. Je nach Anlagestrategie des Investmentfonds kann er relativ gering sein, bei Geldmarktfonds liegt der Satz etwa häufig bei rund ein Prozent. Er kann aber auch deutlich höher sein wie bei Aktienfonds, wo fünf Prozent keine Seltenheit sind. Dies bedeutet, dass bei einer monatlichen Sparrate von 50 Euro beim Geldmarktfonds für 49,50 Euro Anteile erworben werden, beim Aktienfonds hingegen nur für 47,61 Euro.
Fondskäufer können den Ausgabeaufschlag aber reduzieren. Direktbanken oder Fondssupermärkte im Internet bieten niedrigere Sätze an oder verzichten sogar ganz auf diese Gebühr. Zu den bekanntesten Fondssupermärkten zählen beispielsweise fondssupermarkt.net, avl-investmentfonds.de und infos.com. Gute Kunden dürfen außerdem auf Sonderkonditionen bei der Hausbank hoffen.
Je länger der Anleger investiert bleibt, desto weniger stark wirkt die Kaufgebühr. Wer monatlich 100 Euro in einen Sparplan mit 5 Prozent Ausgabeaufschlag einzahlt und durchschnittlich fünf Prozent Jahresrendite erzielt, steht nach drei Jahren bei 3.690 Euro. Ohne Kaufgebühren wären es 3.885 Euro. Wer zehn Jahre investiert bleibt, kommt mit dem Ausgabeaufschlag auf ein Guthaben von 14.725 Euro, ohne Gebühr wären es 15.500 Euro.
Die Verwaltungsgebühr liegt im Regelfall zwischen null und zwei Prozent. Oft ist dieser Satz etwas höher, wenn der Ausgabeaufschlag gering ist und umgekehrt. Die Verwaltungsgebühr wird - einmal im Jahr oder auch monatlich - aus dem Fonds bezahlt. Wenn die Gebühr zum Beispiel 1,2 Prozent ist und der Fondswert 10.000 Euro, beträgt die Gebühr 120 Euro im Jahr und das neue Fondsvermögen noch 9.880 Euro.
Die Investmentgesellschaft hinterlegt das Fondsvermögen bei einer sogenannten Depotbank. Für das Führen dieses Depots wird eine Gebühr erhoben, die im Regelfall aus dem Fondsvermögen bezahlt wird. Diese Gebühr kann bei großen Fonds bis zu 0,3 Prozent des Fondsvolumens per anno ausmachen.
Zusätzlich ist die Depotbank berechtigt, eine Transaktionsgebühr von bis zu 100 Euro je Transaktion, die nicht über die Depotbank getätigt wird, zu erheben. Auch eine zusätzliche Verwahrgebühr von bis zu 0,1 Prozent pro Jahr ist rechtens. Neben den genannten Vergütungen verlangen einige Gesellschaften eine weitere tägliche Vergütung in Höhe von bis zu 0,75 Prozent pro Jahr.
Die Performance Fee ist eine erfolgsabhängige Gebühr. Wenn ein aktiv gemanagter Fonds eine bessere Wertentwicklung aufweist als ein vorher festgelegter Vergleichsindex, wie zum Beispiel der DAX, wird die Performance Fee gezahlt. Wenn eine Performance Fee von 20 Prozent vorgesehen ist, bedeutet das zum Beispiel: Ein Kunde hat ein Fondsvermögen in Höhe von 20.000 Euro. Der Fonds hat in diesem Jahr sechs Prozent Plus gemacht, der Vergleichsindex nur vier Prozent. Das Mehr an Rendite von zwei Prozent sind 400 Euro. Davon bekommt die Gesellschaft 20 Prozent, also 80 Euro.
Performance Fees sind an ganz unterschiedliche Bedingungen geknüpft. Die Investmentgesellschaft profitiert von einem besseren Abschneiden im Vergleich zum Vergleichsindex, muss sich aber nicht zwangsweise auch an Verlusten beteiligen, falls der Index besser war.
Es ist auch möglich, dass Anleger Performance Fee`s zahlen müssen, obwohl der Fonds Verluste gemacht hat. Wenn der Vergleichsindex zehn Prozent Minus gemacht hat, der Fonds aber nur sechs Prozent Minus, war er besser als der Vergleichsindex. Dann lässt die
Investmentgesellschaft es sich vergüten, dass der Fond zwar Verluste gemacht hat, aber eben nicht so viel wie andere.
Transaktionskosten entstehen, wenn im Fonds eine Umschichtung der Wertpapiere stattfindet, also beispielsweise Aktien verkauft und andere dafür gekauft werden. Bei einer solchen Umschichtung entstehen Transaktionskosten, die von den Anlegern bezahlt werden. Je öfter umgeschichtet wird, desto mehr Gebühren müssen gezahlt werden und desto geringer ist die Rendite.
Wegen mangelnder Transparenz bleibt die Höhe der Transaktionskosten in der Regel im Dunkeln. Eine Ausweisung der relevanten Daten im Fondsprospekt geschieht laut Studie der Verbraucherzentrale NRW kaum oder nur unzureichend.
Der Fantasie sind bei den sonstigen Kosten keine Grenzen gesetzt. Rechtliche Vorgaben gibt es so gut wie nicht. So kann es passieren, dass Anleger nicht nur den Ausgabeaufschlag beim Kauf bezahlen, sondern auch einen Rücknahmeabschlag bei der Rückgabe der Anteilsscheine. Und wenn ein Fonds Geld einnimmt, weil er Wertpapiere verleiht, dann kassiert die Gesellschaft dafür oft auch eine Gebühr. Hier empfiehlt sich eine genaue Prüfung der Fondsunterlagen und des amtlichen Verkaufsprospekts um herauszufinden, welche sonstigen Kosten anfallen können.
Eine Hilfe beim Vergleich von Fonds anhand der anfallenden Kosten ist die Total Expense Ratio (TER). Die TER ist eine Gesamtkostenquote, die für Transparenz sorgen soll. Das gelingt allerdings nur zum Teil. Grund ist, dass in der TER nicht alle Kosten enthalten sind. So sind weder die Ausgabeaufschläge enthalten, noch die erfolgsabhängigen Gebühren (Performance Fees). Die Aussagekraft der TER ist daher begrenzt. Laut Morningstar liegt sie bei Aktienfonds bei gut zwei Prozent.
Und was heißt das?
Wir setzen unsere Fondsmanager vielleicht etwas weniger unter Druck als andere Fondshäuser. Ich kann von keinem Fondsmanager ständige Outperformance gegenüber einem Index erwarten. Das wäre verrückt und gefährlich. Ich will nur wissen, warum ein Fonds vorübergehend schwächelt. Es gibt etwa die mittelgroßen wachstumsstarken Unternehmen, die sind je nach Börsenzyklus mal aus der Mode. Aber solange der Manager nicht plötzlich die Anlagestrategie ändert, sollte man ihm treu bleiben, um einen erneuten Aufschwung mitzumachen. Nur dann, wenn man das Vertrauen in den Manager verliert oder er seine Anlagestrategie über den Haufen wirft, sollte man sich von ihm trennen.
Nennen Sie mal ein Beispiel.
2007 hatte einer unserer Europa-Aktienfonds eine schlechte Performance. Wir haben uns erklären lassen, warum das so ist. Der Fondsmanager hat in seinem Fonds sehr schwach Finanztitel gewichtet. Er hat damals nicht die Finanzkrise vorausgesehen, aber er hat sie nicht als stark identifiziert, weil sie keine Preissetzungsmacht hätten, so sein damaliges Argument. Als die Finanzkrise kam, hat er die schwächere Performance aufgeholt und in einen großen Mehrertrag umgewandelt. Es gibt also gute Gründe eine schwache Performance zu akzeptieren. Ein anderer Manager hat hingegen in 2001 mit britischen Aktien schlecht gelegen und dann seinen Anlagestil geändert und den Aktienumschlag stark erhöht. Das hat uns damals nicht überzeugt. Wir haben ihn ausgetauscht.
"Wir müssen uns unserer Grenzen bewusst sein"
Großbritannien hat es geschafft, die Bezahlung in der Finanzbranche umzukrempeln. Finanzberater werden nicht mehr von den Produktanbietern bezahlt, sondern von den Kunden. Fondshäuser dürfen keine Bestandsprovisionen mehr aus dem Fondsvermögen an Verkäufer weitergeben. Das klingt bahnbrechend.
Ein Effekt ist, das die Menschen, die Finanzberatung anbieten, besser ausgebildet sein müssen. Und die Transparenz ist jetzt größer, die Anleger wissen genau, welchen Betrag sie für den Verkäufer und welchen sie für den Fondsmanager zahlen. Die Idee ist, dass erkennbar sein soll, ob die Beratung und das Fondsmanagement ihr Geld wert sind. Vorher sahen die Anleger nur, dass wir 1,5 Prozent pro Jahr als Verwaltungsvergütung verlangen, die Hälfte davon ging aber vielleicht an den Vertrieb. Das geht künftig nicht mehr.
Wie verändert das die Fondsgebühren?
Das alte System mit den Fondstranchen, in denen noch die Bestandsvergütung steckt, wird erst im April 2016 abgeschafft. Es gibt also eine Übergangszeit. Neue Investoren kaufen jetzt schon Tranchen ohne Bestandsprovisionen. Aber mein Eindruck ist, dass es für kleinere Anlagesummen ein Problem werden wird, einen Berater zu finden. Ob das beabsichtigt war, bezweifle ich. Wenn die Stundenlöhne ähnliche hoch sein werden, wie bei Anwälten dann reden wir von einigen hundert Euro. Manche Anleger werden dann sagen, da bleibe ich doch lieber bei meinem Sparbuch, das ist kostenlos.
Die Finanzbranche und mit ihr die Fondsgesellschaften haben einen schlechten Ruf. Was muss sich ändern?
Die Leute reden zynisch über die Finanzbranche, weil sie glauben, dort werde überall zu viel verdient. Wir haben zu lange den Eindruck erweckt, dass die Finanzbranche alles im Griff habe und Fondsmanager und Banker alles wissen. Niemand kennt die Zukunft und kann sie vorhersagen. Das ist für mich die große Lehre aus den Credit-Crunch. Über das Auf und Ab der Märkte kann man schöne Diskussionen führen und den Anleger vielleicht mit seinem Wissen beeindrucken. Wir müssen uns unserer Grenzen bewusst sein.
Die zehn wichtigsten Aktien-Regeln
Gegen die größer werdenden Unwägbarkeiten sollte man sich zuallererst mit einer Strategie wappnen: Wer an kräftiges Wachstum in Deutschland glaubt, an einen anhaltenden Boom der Schwellenländer und hohen privaten Konsum, kann weiter am Aktienmarkt investieren. Wer skeptisch ist, sollte seine Bestände hingegen nicht aufstocken.
Eng verbunden mit der ersten Regel: Immer wieder kommt es vor, dass sich Dinge anders entwickeln, als man erwartet hat. Es ist wichtig, sich selbst immer wieder zu hinterfragen und nicht jeder Entwicklung hinterherzulaufen. Eine solche Reaktion zeugt nicht von einem geringen Vertrauen in die eigene Strategie. Es kostet meist auch Geld, weil die Masse schon vorher diese Richtung eingeschlagen und das Gros an Rendite eingefahren hat.
Groß oder klein, spekulativ oder konservativ, liquide oder illiquide, dividendenstark oder dividendenschwach, Substanz oder Wachstum: Bei Aktien ist die Auswahl riesig. Der richtige Mix aus spekulativen und konservativen Titeln hilft, Schwankungen zwischen guten und schlechten Zeiten auszugleichen. Nicht zu unterschätzen sind starke Dividendenzahler, die Jahr für Jahr den Grundstock für eine solide Rendite legen.
Keine Frage, die Börsen haben in den vergangenen zehn Jahren stärker geschwankt als in allen Dekaden zuvor. Das wird so bleiben, mit wachsendem Computerhandel sogar noch zunehmen. Wer sein Risiko minimieren will, baut Barrieren ein – sogenannte Stopps. Gerne werden Stopps bei 20 Prozent über und unterhalb des aktuellen Kurses gewählt. Dann wird automatisch verkauft, wenn diese Grenzen erreicht sind. Kommt eine Phase überraschend steigender Kurse mit anhaltendem Aufwärtstrend, lässt sich die Barriere leicht nach oben verschieben. Wichtig ist dann, auch die Barriere am unteren Ende nachzuziehen.
Wichtig in Phasen überraschender Kurssteigerungen oder -stürze ist es, das Verhalten der Masse zu beobachten. Ist es noch nachvollziehbar oder völlig irrational? Häufig ist es irrational. Dann hilft meist die zweite Regel: Widerstandskraft zeigen. Nach einigen Monaten kehrt die Rationalität von ganz allein zurück. Der Kurssturz aus dem vergangenen Jahr und die jüngste Entwicklung beweisen das gerade wieder.
Sind Aktien wie seit Jahresbeginn schon um 30, 40 oder gar 50 Prozent gestiegen, dann sind Anschlussgewinne in der Regel nur noch schwer zu erzielen. Phrasenverdächtig ist zwar die alte Weisheit: „An Gewinnmitnahmen ist noch niemand zugrunde gegangen.“ Richtig ist sie trotzdem.
Firmenchefs haben einen gewaltigen Vorteil gegenüber normalen Aktionären. Sie wissen weit mehr als jeder Analyst oder Kommentator, wie es in ihrem Unternehmen aussieht. Insider nennt man sie deshalb. Sie melden ihre Orders innerhalb von fünf Handelstagen an die Börsenaufsicht Bafin. Das Handelsblatt veröffentlicht alle zwei Wochen das sogenannte Insider-Barometer, das aus der Summe aller Kauf- und Verkaufsorders Schlüsse für den weiteren Verlauf in Dax & Co. zieht. Jüngste Tendenz: Vorstände und Aufsichtsräte verkaufen mehr als sie kaufen. Vorsicht also!
Terroranschläge und Naturkatastrophen kommen unerwartet. Politische Konflikte wie aktuell zwischen Israel und dem Iran schwelen meist länger. Entscheidende Wahlen wie jüngst in Russland und in diesem Jahr noch in Frankreich und den USA sind vorhersehbar und haben immer Einfluss auf die Börse. Dabei gilt generell: Wahljahre sind gute Börsenjahre.
Mit Optionsscheinen oder Bonus-Zertifikaten lässt sich zwar aus einem Aufwärtstrend ein noch größerer Profit schlagen. Dies sind jedoch in der Regel Wetten ohne realen Hintergrund. Aktien sind reale Werte.
Vor allem Aktien einzelner Branchen unterliegen immer wieder gewissen Moden. Doch die wechseln wie im realen Leben, und manchmal geht das schneller, als man denkt. Das bekommt gerade die einst angesehene Solarenergie-Branche bitter zu spüren.
Raubt Ihnen die Politik den Schlaf?
Mein Hund raubt mir den Schlaf, aber nicht die Märkte oder die Politik. Man kann Politik und Wirtschaft nicht trennen. Es sind wichtige Fragen, auf die wir eine Antwort finden müssen. Wir leben in einem gigantischen Geld-Experiment und es ist keinem klar, wie wir dem entkommen. Ist es normal, dass die Euroländer so stark die Nachbarn unterstützen und ihre Schulden kaufen? Nein, aber wie wird es beendet? Schaffen wir das sanft umzusetzen oder wird es eine Krise geben? Ich bin eigentlich sogar erstaunt, dass es in den Euroländern so ruhig ist und dass es kaum soziale Unruhen gibt. Wenn man sich das heutige Szenario vor fünf Jahren vorgestellt hätte, dann würden die Kommentatoren sagen, das führt zu Aufständen in vielen Ländern und zu Revolutionen. Es ist ein Riesenthema, wie man wirtschaftliches Wachstum schafft, von dem möglichst jeder im Land profitieren kann.
Klingt wie eine Antrittsrede für einen politischen Job. Ihre Familie hat eine politische Tradition, einer ihrer Vorfahren war Premierminister. Sie könnten jetzt mit anpacken. Welches Amt streben Sie an?
Ich habe keine politischen Ambitionen. Ich bin stolz darauf, was Mitglieder meiner Familie erreicht haben, aber mein Fokus liegt ganz klar auf Jupiter. Ich unterstütze Jupiter dabei, seine Wachstumsziele zu erreichen.
Wie schaffen Anleger fünf Prozent Rendite im Jahr. Geben Sie mal einen Tipp für ein Depot ab, das dieses Ergebnis in den kommenden fünf Jahren erzielen kann.
Es gibt niemals irgendwelche Garantien, da Renditen sehr abhängig von den Marktkräften sind, aber ich glaube, dass Investoren eher höhere Renditen in Aktien als in Anleihen erzielen können.
Ihr Name ist in Deutschland bekannt, weil ihre Schwester Helena in bekannten Filmen wie Harry Potter oder The Kings’s Speech spielte. Beraten Sie Ihre Schwester in Ihren Geldanlagen?
Nein, Sie hat einen sehr guten Berater, den ich kenne. Ich möchte diese Geldanlage-Fragen aus der Familie heraushalten.