Großbritannien hat es geschafft, die Bezahlung in der Finanzbranche umzukrempeln. Finanzberater werden nicht mehr von den Produktanbietern bezahlt, sondern von den Kunden. Fondshäuser dürfen keine Bestandsprovisionen mehr aus dem Fondsvermögen an Verkäufer weitergeben. Das klingt bahnbrechend.
Ein Effekt ist, das die Menschen, die Finanzberatung anbieten, besser ausgebildet sein müssen. Und die Transparenz ist jetzt größer, die Anleger wissen genau, welchen Betrag sie für den Verkäufer und welchen sie für den Fondsmanager zahlen. Die Idee ist, dass erkennbar sein soll, ob die Beratung und das Fondsmanagement ihr Geld wert sind. Vorher sahen die Anleger nur, dass wir 1,5 Prozent pro Jahr als Verwaltungsvergütung verlangen, die Hälfte davon ging aber vielleicht an den Vertrieb. Das geht künftig nicht mehr.
Wie verändert das die Fondsgebühren?
Das alte System mit den Fondstranchen, in denen noch die Bestandsvergütung steckt, wird erst im April 2016 abgeschafft. Es gibt also eine Übergangszeit. Neue Investoren kaufen jetzt schon Tranchen ohne Bestandsprovisionen. Aber mein Eindruck ist, dass es für kleinere Anlagesummen ein Problem werden wird, einen Berater zu finden. Ob das beabsichtigt war, bezweifle ich. Wenn die Stundenlöhne ähnliche hoch sein werden, wie bei Anwälten dann reden wir von einigen hundert Euro. Manche Anleger werden dann sagen, da bleibe ich doch lieber bei meinem Sparbuch, das ist kostenlos.
Die Finanzbranche und mit ihr die Fondsgesellschaften haben einen schlechten Ruf. Was muss sich ändern?
Die Leute reden zynisch über die Finanzbranche, weil sie glauben, dort werde überall zu viel verdient. Wir haben zu lange den Eindruck erweckt, dass die Finanzbranche alles im Griff habe und Fondsmanager und Banker alles wissen. Niemand kennt die Zukunft und kann sie vorhersagen. Das ist für mich die große Lehre aus den Credit-Crunch. Über das Auf und Ab der Märkte kann man schöne Diskussionen führen und den Anleger vielleicht mit seinem Wissen beeindrucken. Wir müssen uns unserer Grenzen bewusst sein.
Die zehn wichtigsten Aktien-Regeln
Gegen die größer werdenden Unwägbarkeiten sollte man sich zuallererst mit einer Strategie wappnen: Wer an kräftiges Wachstum in Deutschland glaubt, an einen anhaltenden Boom der Schwellenländer und hohen privaten Konsum, kann weiter am Aktienmarkt investieren. Wer skeptisch ist, sollte seine Bestände hingegen nicht aufstocken.
Eng verbunden mit der ersten Regel: Immer wieder kommt es vor, dass sich Dinge anders entwickeln, als man erwartet hat. Es ist wichtig, sich selbst immer wieder zu hinterfragen und nicht jeder Entwicklung hinterherzulaufen. Eine solche Reaktion zeugt nicht von einem geringen Vertrauen in die eigene Strategie. Es kostet meist auch Geld, weil die Masse schon vorher diese Richtung eingeschlagen und das Gros an Rendite eingefahren hat.
Groß oder klein, spekulativ oder konservativ, liquide oder illiquide, dividendenstark oder dividendenschwach, Substanz oder Wachstum: Bei Aktien ist die Auswahl riesig. Der richtige Mix aus spekulativen und konservativen Titeln hilft, Schwankungen zwischen guten und schlechten Zeiten auszugleichen. Nicht zu unterschätzen sind starke Dividendenzahler, die Jahr für Jahr den Grundstock für eine solide Rendite legen.
Keine Frage, die Börsen haben in den vergangenen zehn Jahren stärker geschwankt als in allen Dekaden zuvor. Das wird so bleiben, mit wachsendem Computerhandel sogar noch zunehmen. Wer sein Risiko minimieren will, baut Barrieren ein – sogenannte Stopps. Gerne werden Stopps bei 20 Prozent über und unterhalb des aktuellen Kurses gewählt. Dann wird automatisch verkauft, wenn diese Grenzen erreicht sind. Kommt eine Phase überraschend steigender Kurse mit anhaltendem Aufwärtstrend, lässt sich die Barriere leicht nach oben verschieben. Wichtig ist dann, auch die Barriere am unteren Ende nachzuziehen.
Wichtig in Phasen überraschender Kurssteigerungen oder -stürze ist es, das Verhalten der Masse zu beobachten. Ist es noch nachvollziehbar oder völlig irrational? Häufig ist es irrational. Dann hilft meist die zweite Regel: Widerstandskraft zeigen. Nach einigen Monaten kehrt die Rationalität von ganz allein zurück. Der Kurssturz aus dem vergangenen Jahr und die jüngste Entwicklung beweisen das gerade wieder.
Sind Aktien wie seit Jahresbeginn schon um 30, 40 oder gar 50 Prozent gestiegen, dann sind Anschlussgewinne in der Regel nur noch schwer zu erzielen. Phrasenverdächtig ist zwar die alte Weisheit: „An Gewinnmitnahmen ist noch niemand zugrunde gegangen.“ Richtig ist sie trotzdem.
Firmenchefs haben einen gewaltigen Vorteil gegenüber normalen Aktionären. Sie wissen weit mehr als jeder Analyst oder Kommentator, wie es in ihrem Unternehmen aussieht. Insider nennt man sie deshalb. Sie melden ihre Orders innerhalb von fünf Handelstagen an die Börsenaufsicht Bafin. Das Handelsblatt veröffentlicht alle zwei Wochen das sogenannte Insider-Barometer, das aus der Summe aller Kauf- und Verkaufsorders Schlüsse für den weiteren Verlauf in Dax & Co. zieht. Jüngste Tendenz: Vorstände und Aufsichtsräte verkaufen mehr als sie kaufen. Vorsicht also!
Terroranschläge und Naturkatastrophen kommen unerwartet. Politische Konflikte wie aktuell zwischen Israel und dem Iran schwelen meist länger. Entscheidende Wahlen wie jüngst in Russland und in diesem Jahr noch in Frankreich und den USA sind vorhersehbar und haben immer Einfluss auf die Börse. Dabei gilt generell: Wahljahre sind gute Börsenjahre.
Mit Optionsscheinen oder Bonus-Zertifikaten lässt sich zwar aus einem Aufwärtstrend ein noch größerer Profit schlagen. Dies sind jedoch in der Regel Wetten ohne realen Hintergrund. Aktien sind reale Werte.
Vor allem Aktien einzelner Branchen unterliegen immer wieder gewissen Moden. Doch die wechseln wie im realen Leben, und manchmal geht das schneller, als man denkt. Das bekommt gerade die einst angesehene Solarenergie-Branche bitter zu spüren.
Raubt Ihnen die Politik den Schlaf?
Mein Hund raubt mir den Schlaf, aber nicht die Märkte oder die Politik. Man kann Politik und Wirtschaft nicht trennen. Es sind wichtige Fragen, auf die wir eine Antwort finden müssen. Wir leben in einem gigantischen Geld-Experiment und es ist keinem klar, wie wir dem entkommen. Ist es normal, dass die Euroländer so stark die Nachbarn unterstützen und ihre Schulden kaufen? Nein, aber wie wird es beendet? Schaffen wir das sanft umzusetzen oder wird es eine Krise geben? Ich bin eigentlich sogar erstaunt, dass es in den Euroländern so ruhig ist und dass es kaum soziale Unruhen gibt. Wenn man sich das heutige Szenario vor fünf Jahren vorgestellt hätte, dann würden die Kommentatoren sagen, das führt zu Aufständen in vielen Ländern und zu Revolutionen. Es ist ein Riesenthema, wie man wirtschaftliches Wachstum schafft, von dem möglichst jeder im Land profitieren kann.
Klingt wie eine Antrittsrede für einen politischen Job. Ihre Familie hat eine politische Tradition, einer ihrer Vorfahren war Premierminister. Sie könnten jetzt mit anpacken. Welches Amt streben Sie an?
Ich habe keine politischen Ambitionen. Ich bin stolz darauf, was Mitglieder meiner Familie erreicht haben, aber mein Fokus liegt ganz klar auf Jupiter. Ich unterstütze Jupiter dabei, seine Wachstumsziele zu erreichen.
Wie schaffen Anleger fünf Prozent Rendite im Jahr. Geben Sie mal einen Tipp für ein Depot ab, das dieses Ergebnis in den kommenden fünf Jahren erzielen kann.
Es gibt niemals irgendwelche Garantien, da Renditen sehr abhängig von den Marktkräften sind, aber ich glaube, dass Investoren eher höhere Renditen in Aktien als in Anleihen erzielen können.
Ihr Name ist in Deutschland bekannt, weil ihre Schwester Helena in bekannten Filmen wie Harry Potter oder The Kings’s Speech spielte. Beraten Sie Ihre Schwester in Ihren Geldanlagen?
Nein, Sie hat einen sehr guten Berater, den ich kenne. Ich möchte diese Geldanlage-Fragen aus der Familie heraushalten.