In den USA allerdings mehren sich die Warnsignale. Nicht nur, dass das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) bereits deutlich zugelegt hat und Aktien damit zunehmend teuer werden. Auch die steigende Zahl an Fusionen und Übernahmen deutet auf einen heißer laufenden Markt hin. Den gewünschten dämpfenden Effekt könnte die bevorstehende Zinswende haben.
Allerdings ist die Stimmung längst noch nicht so aufgeheizt wie vor anderen Krisen. Eine aktuelle Umfrage unter US-Privatanlegern zeigt, dass der Anteil derjenigen, die sehr optimistisch für die Märkte sind, mittlerweile bei 27,9 Prozent liegt. Zum Vergleich: Vor dem Platzen der Dotcom-Blase Anfang 2000 lag der Anteil der Optimisten bei drei Vierteln aller Befragten. Dieser hohe Wert gilt seitdem als Kontraindikator, kurz darauf kam der Einbruch und viele stiegen aus dem Markt aus. Aktuell ist dagegen der Anteil der neutralen Anleger sehr groß, ein Hinweis auf bevorstehende Kurssprünge. Diese können sich in beide Richtungen entwickeln, je nach dem in welches Lager die Neutralen sich verziehen.
China
Schon vor einigen Wochen warnten Experten, angesichts des aktuellen Fokus auf Griechenland dürften die Finanzmärkte die wachsende Problematik in China nicht unterschätzen. Tatsächlich könnte die platzende Blase an den Märkten in China einen deutlich weitreichenderen Einfluss haben als die Zahlungsunfähigkeit eines vergleichbar kleinen Staates wie Griechenland.
Nach einer monatelangen Rally sind die Kurse an Chinas Börsen zuletzt kräftig eingebrochen, Anleger verzeichneten massive Verluste. Problematisch ist, dass es vorrangig Privatanleger sind, die an den Börsen spekuliert haben. Sie waren von Immobilien auf Aktien ausgewichen, als sich bei den Preisen für Wohneigentum eine Blase abzeichnete. Je höher die Kurse stiegen, desto mehr spekulierten die unerfahrenen Privatanleger, zuletzt oft mit geliehenem Geld - welches sie nun verloren haben.
Das Problem: Viele Anleger stehen nun vor einem Schuldenberg, das dürfte sich auch auf die Binnennachfrage durchschlagen. Schon jetzt melden Autobauer eine schrumpfende Nachfrage. Verkaufsräume von Mercedes-Benz hätten in den vergangenen Wochen 20 bis 30 Prozent weniger Kunden zu verzeichnen gehabt, erklärte ein Manager gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Autohändler versuchten nun, den Effekt durch Preisnachlässe zu minimieren.
Das drohende Szenario ist allerdings klar: Nicht nur Chinas Binnennachfrage dürfte leiden, auch Unternehmen, die ins Reich der Mitte exportieren, fürchten Umsatzeinbrüche. Insbesondere die deutschen Autobauer wie VW oder BMW haben einen hohen Marktanteil in China, ihre Papiere dürften stark unter einem Wachstumseinbruch leiden. Harald Hendrikse, Analyst bei Morgan Stanley, erwartete zuletzt, dass die Margen aus dem China-Geschäft bei VW noch nachlassen könnten.
Allerdings gibt es auch Stimmen, die vor einer übertriebenen Panik warnen. Jeanne Asseraf-Bitton, Anlagestrategin beim Vermögensverwalter Lyxor Asset Management, meint, angesichts des niedrigen Anteils von Aktien am Vermögen der Chinesen von nur 15 Prozent sei der negative Vermögenseffekt begrenzt. "Langfristig sollte die Entwicklung nicht zuletzt aufgrund weiterer Maßnahmen der Marktliberalisierung weiterhin konstruktiv verlaufen", sagt Asseraf-Bitton.