Kapitalmarktausblick Was kommt nach Griechenland?

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Kurseinbruch an Chinas Börsen

In den USA allerdings mehren sich die Warnsignale. Nicht nur, dass das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) bereits deutlich zugelegt hat und Aktien damit zunehmend teuer werden. Auch die steigende Zahl an Fusionen und Übernahmen deutet auf einen heißer laufenden Markt hin. Den gewünschten dämpfenden Effekt könnte die bevorstehende Zinswende haben.

Die lukrativsten Märkte der letzten 20 Jahre
Platz 18: JapanDie Sutor Bank hat die 18 wichtigsten Aktienmärkte der Welt im Zeitraum von 20 Jahren untersucht, um herauszufinden, welcher Markt die stärkste Performance hatte. In der Auswertung der Hamburger Privatbank kommt Japan auf den letzten Platz. „Das war durchaus erwartbar“, kommentierte Lutz Neumann, Leiter der Vermögensberatung der Sutor Bank, das schlechte Abschneiden Japans. Auf den anderen Plätzen fanden sich allerdings ein paar Überraschungen.Durchschnittliche Performance (20 Jahre): 0,19 Prozent pro Jahr Quelle: dpa
Platz 17: ÖsterreichZiemlich oft bergab ging es auch für Anleger am österreichischen Aktienmarkt. Auf 20-Jahressicht schaffte der österreichische MSCI Austria Index immerhin doch noch ein Plus. Schlusslicht war Österreich unter anderem im Jahr 2014. Die Sanktionen gegen Russland belasteten österreichische Banken und Unternehmen, die stark in Russland engagiert sind.Durchschnittliche Performance (20 Jahre): + 1,65 Prozent pro Jahr Quelle: dpa
Platz 16: ItalienDer MSCI Italy Index gehört im internationalen Vergleich der Sutor Bank ebenfalls zu den Schlusslichtern. Besonders schlecht lief es für den italienischen Aktienmarkt in den Jahren 2010 und 2011 als die europäische Schuldenkrise aufkam.Durchschnittliche Performance (20 Jahre): + 3,99 Prozent pro Jahr Quelle: imago images
Platz 15: SingapurSingapur ist ein beliebter Finanzplatz und verfügt über eine beeindruckende Skyline. Besonders hoch hinaus kamen hier Anleger jedoch nicht. Der MSCI Singapore Index gehört zu den schwächsten innerhalb der vergangenen 20 Jahre.Durchschnittliche Performance (20 Jahre): + 5,35 Prozent pro Jahr Quelle: imago images
Platz 14: BelgienIn der Gesamtwertung kommt Belgiens Aktienmarkt nur auf den vierzehnten Platz. Allerdings holte der MSCI Belgium Index in den vergangenen Jahren deutlich auf. 2014 schlug er alle anderen Indizes mit einem Plus von 37 Prozent.Durchschnittliche Performance (20 Jahre): + 6,8 Prozent pro Jahr Quelle: imago images
Platz 13: FrankreichDer Aktienmarkt der zweitgrößten europäischen Volkswirtschaft schaffte es innerhalb der letzten zwanzig Jahr nicht unter die Top 10 (im Schnitt). Besonders schlecht lief es in den Jahren 2001 (- 18 Prozent) und 2002 (- 33 Prozent). Lutz Neumann von der Sutor Bank betont, dass die Entwicklung eher zufällig erfolgt. Eine belastbare, seriöse Vorhersage sei unmöglich, erklärt die Privatbank.Durchschnittliche Performance (20 Jahre): + 7,15 Prozent pro Jahr Quelle: imago images
Platz 12: NorwegenDer norwegische Aktienmarkt erlebte einen legendären Boom im Jahr 2009: Der MSCI Norway Index stieg um sagenhafte 81 Prozent. 2014 gehörte er allerdings zu den schwächsten Märkten, mit einem Minus von elf Prozent.Durchschnittliche Performance (20 Jahre): 7,31 Prozent pro Jahr Quelle: Imago

Allerdings ist die Stimmung längst noch nicht so aufgeheizt wie vor anderen Krisen. Eine aktuelle Umfrage unter US-Privatanlegern zeigt, dass der Anteil derjenigen, die sehr optimistisch für die Märkte sind, mittlerweile bei 27,9 Prozent liegt. Zum Vergleich: Vor dem Platzen der Dotcom-Blase Anfang 2000 lag der Anteil der Optimisten bei drei Vierteln aller Befragten. Dieser hohe Wert gilt seitdem als Kontraindikator, kurz darauf kam der Einbruch und viele stiegen aus dem Markt aus. Aktuell ist dagegen der Anteil der neutralen Anleger sehr groß, ein Hinweis auf bevorstehende Kurssprünge. Diese können sich in beide Richtungen entwickeln, je nach dem in welches Lager die Neutralen sich verziehen.

China

Schon vor einigen Wochen warnten Experten, angesichts des aktuellen Fokus auf Griechenland dürften die Finanzmärkte die wachsende Problematik in China nicht unterschätzen. Tatsächlich könnte die platzende Blase an den Märkten in China einen deutlich weitreichenderen Einfluss haben als die Zahlungsunfähigkeit eines vergleichbar kleinen Staates wie Griechenland.

Nach einer monatelangen Rally sind die Kurse an Chinas Börsen zuletzt kräftig eingebrochen, Anleger verzeichneten massive Verluste. Problematisch ist, dass es vorrangig Privatanleger sind, die an den Börsen spekuliert haben. Sie waren von Immobilien auf Aktien ausgewichen, als sich bei den Preisen für Wohneigentum eine Blase abzeichnete. Je höher die Kurse stiegen, desto mehr spekulierten die unerfahrenen Privatanleger, zuletzt oft mit geliehenem Geld - welches sie nun verloren haben.

Das Problem: Viele Anleger stehen nun vor einem Schuldenberg, das dürfte sich auch auf die Binnennachfrage durchschlagen. Schon jetzt melden Autobauer eine schrumpfende Nachfrage. Verkaufsräume von Mercedes-Benz hätten in den vergangenen Wochen 20 bis 30 Prozent weniger Kunden zu verzeichnen gehabt, erklärte ein Manager gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Autohändler versuchten nun, den Effekt durch Preisnachlässe zu minimieren.

Das drohende Szenario ist allerdings klar: Nicht nur Chinas Binnennachfrage dürfte leiden, auch Unternehmen, die ins Reich der Mitte exportieren, fürchten Umsatzeinbrüche. Insbesondere die deutschen Autobauer wie VW oder BMW haben einen hohen Marktanteil in China, ihre Papiere dürften stark unter einem Wachstumseinbruch leiden. Harald Hendrikse, Analyst bei Morgan Stanley, erwartete zuletzt, dass die Margen aus dem China-Geschäft bei VW noch nachlassen könnten.

Allerdings gibt es auch Stimmen, die vor einer übertriebenen Panik warnen. Jeanne Asseraf-Bitton, Anlagestrategin beim Vermögensverwalter Lyxor Asset Management, meint, angesichts des niedrigen Anteils von Aktien am Vermögen der Chinesen von nur 15 Prozent sei der negative Vermögenseffekt begrenzt. "Langfristig sollte die Entwicklung nicht zuletzt aufgrund weiterer Maßnahmen der Marktliberalisierung weiterhin konstruktiv verlaufen", sagt Asseraf-Bitton.

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