Kapitalmarktausblick Was kommt nach Griechenland?

Noch beschäftigt der Schuldenstreit um Griechenland auch die Finanzmärkte. Langfristig allerdings werden andere Faktoren die Märkte treiben. Der wichtigste dürfte die bevorstehende Zinswende der Fed sein.

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Janet Yellen auf einem Monitor an der Börse in New York Quelle: dpa Picture-Alliance

Die Sommerpause an der Börse ist bisher ausgefallen. Zwar sind die Kurse wie in dieser Jahreszeit üblich sehr schwankungsanfällig, aber nicht aufgrund nachrichtenarmer Zeiten, im Gegenteil. Der andauernde Schuldenstreit mit Griechenland hat auch die Börsen nicht kalt gelassen, zeitweise reagierten Anleger auf jede Aussage, die Europas Staats- und Regierungschefs verlauten ließen.

Auch wenn im Griechen-Streit nun eine sogenannte Einigung gefunden wurde, dürfte der Sommersturm namens Hellas die Börsen noch eine gewisse Zeit durchrütteln. Allerdings wird er sich auch ähnlich wie ein Sturm recht zeitig wieder verziehen und die Börsen den anderen Einflüssen überlassen. Denn das nachhaltige Bild an den Märkten dürfte künftig eher von anderen Ereignissen geprägt werden.

Zur Erinnerung: Bevor die Diskussion rund um Griechenland alle anderen Nachrichten zu Nebenschauplätzen verdammte, waren es vor allem die Notenbanken, die die Märkte vor sich her trieben. Insbesondere in Europa sorgte die Europäische Zentralbank (EZB) mit ihrem Anleihekaufprogramm für Rekordstände im Akkord. Der Dax kletterte im ersten Halbjahr zwischenzeitlich sogar auf ein neues Rekordhoch von über 12.300 Punkten. Das billige Geld der Notenbank ließ die Anleihezinsen weiter sinken und machte Aktien zunehmend alternativlos. Im April war die Rekordjagd dann allerdings vorbei und der Dax gab einen Teil seiner Gewinne aus dem Frühjahr wieder ab.

"Drittes Programm ist mehr als großzügig"
Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung Quelle: dpa
Donald Tusk Quelle: dpa
Bundeskanzlerin Angela Merkel Quelle: dpa
Bundeswirtschaftsminister und Vizekanzler Sigmar Gabriel Quelle: dpa
Griechenlands Premierminister Alexis Tsipras Quelle: dpa
Frankreichs Präsident François Hollande Quelle: REUTERS
Markus Kerber, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Industrie Quelle: dpa

Für Anleger stellt sich die Frage, ob Europas Börsen nach dem Hellas-Sturm wieder nahtlos an die Rally-Stimmung anknüpfen können. Die Frage ist mehr als berechtigt, denn im Zuge der Griechenland-Diskussion wird häufig vergessen, dass es derzeit andere Ereignisse gibt, welche die Märkte viel langfristiger beschäftigen dürften als Griechenland. Ein Überblick über die wichtigsten Einflussfaktoren:

US-Notenbank Fed

Das wichtigste Ereignis für die Märkte in den kommenden Monaten dürfte die bevorstehende Zinserhöhung der US-Notenbank Fed sein. Immerhin werden erstmals nach rund zehn Jahren die Zinsen wieder angehoben. Einige Analysten witzeln bereits, vielen Händlern seien ein solches Marktumfeld überhaupt nicht vertraut, weil sie noch nicht so lange im Geschäft seien.

Weiterhin rechnen viele Beobachter damit, dass die Fed bei ihrem Treffen im September erstmalig an der Zinsschraube dreht. Zumindest in diesem Jahr wird eine Zinswende immer wahrscheinlicher. "Ich erwarte, dass es zu irgendeinem Zeitpunkt im weiteren Jahresverlauf angemessen sein wird, den ersten Schritt zu gehen, um die Federal Funds Rate zu erhöhen, und somit eine geldpolitische Normalisierung einzuleiten", sagte Fed-Chefin Janet Yellen am Freitag bei einer Rede. Sie war aber zuletzt regelmäßig darum bemüht, den Märkten ihre Angst vor der Wende zu nehmen. Aus ihrer Sicht ist nicht der Zeitpunkt der Zinserhöhung entscheidend. Vielmehr gehe es darum, die Kosten des Geldes zurückhaltend und behutsam zu erhöhen. Es ist also nicht mit einem steilen Anstieg des Zinses zu rechnen. Gut möglich sind auch zwei sehr geringe Erhöhungen im September und Dezember.

Die Erwartungen der Märkte an die Zinswende sind gemischt. "In den USA ist es die Absicht der US-Notenbank, in den kommenden Monaten die Zinswende einzuläuten, die für Nervosität sorgt und die Stimmung belastet", erklärt David Kohl, Chefvolkswirt der Bank Julius Bär in Deutschland. Er gehe aber nicht davon aus, dass diese Unsicherheit die guten volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen nachhaltig beeinflussten könnten.

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