Klage gegen Ex-Präsident Der Börsengang der Trump-SPAC ist bedroht

Börsenpläne in Gefahr: Die Social-Media-Plattform von Donald Trump

Der Staat New York verklagt Donald Trump. Der Wert seiner Börsenhülle (SPAC) fällt daraufhin auf ein Rekordtief. Dabei ist die Klage des Staates New York gegen Trump für die SPAC eher ein kleineres Problem.

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Besagte Viertelmilliarde Dollar soll Trump sich so beschafft haben – und nun zurückzahlen. Der Ex-Präsident nennt die Vorwürfe in einem Post auf seiner Social-Media-Plattform „Truth Social“ am Mittwoch eine „Hexenjagd“. Die Aktie von Trumps Börsenhülle, mit der er Truth Social an die Börse bringen will, fiel nach Bekanntwerden der Klage in New York auf ein Rekordtief.

Börsenhüllen („Special Purpose Acquisition Company“; „SPAC“) haben keine eigene Geschäftstätigkeit, sondern sammeln nur Investorengeld ein und gehen dann im Schnelldurchlauf an die Börse. Ihr Ziel ist es, mit dem eingeworbenen Geld ein operativ tätiges Unternehmen zu kaufen oder damit zu fusionieren. Das ist dann ohne großen Aufwand börsennotiert.

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von Cornelius Welp

Doch die Börsenpläne drohen nun zu scheitern. Der Kurs der SPAC fiel nach der Ankündigung, dass der Staat New York Trump verklagt, auf nur noch gut 17 Dollar. Das entspricht einem Minus von 90 Prozent gegenüber dem Höchstkurs von vor knapp einem Jahr.

Noch im März notierte der Anteilsschein um 100 Dollar. Seit bekannt ist, dass die SPAC mit Trumps Unternehmen fusionieren will, lag der Kurs noch nie so niedrig. Dass Trump, der sein Netzwerk ausgerechnet „Truth Social“ genannt hat, nun verklagt wird, weil er in Bezug auf seine Vermögenswerte gelogen haben soll, ist aber nicht der Hauptgrund für die Kursmisere.

SEC-Untersuchung macht Probleme

Die SPAC plagen noch ganz eigene Probleme. Schon lange ermittelt die US-Börsenaufsicht SEC im Zusammenhang mit der SPAC. Im Juni wurde bekannt, dass die SEC führende Manager von DWAC und TMTG zu Vernehmungen geladen hat.

Laut „New York Times“ geht es dabei um den Vorwurf, die Unternehmen hätten zu spät darüber informiert, dass TMTG das Akquisitionsziel der SPAC sein wird. Dieses Wissen war bares Geld wert. Als im Oktober 2021 bekannt wurde, dass DWAC die Firma des Ex-Präsidenten als Akquisitionsziel im Visier hat, explodierte der Kurs förmlich. Wer das vorher wusste, konnte prächtig verdienen.

Die Untersuchung der SEC dauert offenbar noch immer an. Vergangene Woche monierte DWAC in einer Mitteilung, die Aufsicht „verzögere“ den Fall, obwohl das Unternehmen voll mit ihr kooperiere. Die Behörde sei in der Sache politisch befangen und werde als Waffe gegen Truth Social und Trump eingesetzt – ein Argument, das Trump auch gegen die Klage des Staats New York anführt.

DWAC erwäge deshalb, rechtliche Schritte gegen die SEC einzuleiten, so die Trump-SPAC. Die Untersuchung verzögere den Abschluss des Zusammenschlusses von DWAC und TMTG. Das ist für die SPAC ein großes Problem.

Immer neue Fristen

Denn die Zeit von SPACs, ein Unternehmensziel zu finden und damit zu fusionieren, ist begrenzt. Im Fall von DWAC beträgt die Frist ein Jahr ab Börsengang der SPAC. Sie kann zweimal um je drei Monate verlängert werden. Für eine Verlängerung müssen die Initiatoren aber jeweils neues Geld nachschießen, um die laufenden Kosten der Börsenhülle zu decken.

Klappt bis zum endgültigen Fristende keine Fusion, wird die Gesellschaft aufgelöst und Anleger bekommen ihr eingezahltes Geld plus Zins zurück. Die Einjahresfrist ist am 8. September abgelaufen, inklusive der beiden möglichen Verlängerungen wäre also spätestens am 8. März 2023 Schluss mit der Trump-SPAC.

Das scheint aber ebenfalls nicht auszureichen, um den Deal abzuschließen: DWAC hatte deshalb Ende August versucht, sich von den Aktionären zwei weitere Dreimonatszeiträume genehmigen zu lassen, die Frist also maximal bis zum 8. September 2023 zu verlängern.

Allein: Dafür hat die SPAC bis jetzt nicht das notwendige Quorum von 65 Prozent Ja-Stimmen erreicht. Eine erste Frist, um das Quorum zu schaffen, verstrich erfolglos. DWAC-Aktionäre haben deshalb noch mehr Zeit bekommen, um ihre Stimme abzugeben und sollen nun bis zum 10. Oktober doch noch mit „Ja“ stimmen.

Profis wollen nachverhandeln

Die Verzögerung und der schwache Börsenkurs sind auch eine Gefahr für die Finanzierungsrunde bei institutionellen Investoren der SPAC. Die hatten im Dezember zugesagt, eine Milliarde Dollar zu investieren, wenn die Fusion klappt. Dabei wollten sie 60 Prozent des Börsenkurses bezahlen oder 10 Dollar je Aktie.

Laut „Financial Times“ wollen die Profi-Investoren aber nun die Bedingungen nachverhandeln – zu ihren Gunsten, versteht sich. Trumps Unternehmen wird also wahrscheinlich weniger Geld einsammeln als erhofft beziehungsweise mehr Anteile hergeben müssen – wenn denn eine Transaktion überhaupt klappen sollte.

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Der Ex-Präsident versucht derweil, die Bedeutung des Börsengangs für sein Unternehmen herunterzuspielen. Die SEC versuche, Unternehmen, die eine Finanzierung via SPAC suchten, zu schaden. „Ich brauche aber gar keine Finanzierung“, so Trump in einem Beitrag auf Truth Social Anfang des Monats. „Ich bin wirklich reich.“

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