Konflikt am Persischen Golf „Es fehlen eine Million Barrel täglich“

Eugen Weinberg

Nach den Angriffen auf zwei Öltanker hält Rohstoffexperte Eugen Weinberg den Ölpreis für zu niedrig und die Risiken durch einen Konflikt am Persischen Golf für unterschätzt.

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Herr Weinberg, im Golf von Oman wurden zwei Schiffe angegriffen. Der Ölpreis hat sich dennoch kaum bewegt. Wie ist das zu erklären?
Eugen Weinberg: Rational jedenfalls nicht. Die Weltkonjunktur müsste schon dramatisch einbrechen, um einen so niedrigen Ölpreis zu erklären. Selbst wenn die Nachfrage in diesem Jahr etwas schwächer steigen wird, wie die Opec erwartet, müsste der Ölpreis höher sein. Denn es fehlen auf der Angebotsseite eine Million Barrel täglich. Und die OPEC will die Produktion weiter drosseln.

Die USA bauen ihre Produktion von Schieferöl dagegen weiter aus.
Das ändert nichts am Defizit beim Angebot. Zudem reagiert die Opec ja bereits auf die steigende Produktion in den USA mit einer verringerten Förderung. Auch die Öllager bauen weltweit ihre Bestände ab. Das war im April und Mai so und wird sich auch im Juni fortsetzen. 

Einige Beobachter halten die Kriegsgefahr durch die Zwischenfälle im Golf von Oman für gering.
Rund 30 Prozent der weltweiten Ölexporte gehen durch die Straße von Hormus, die der Iran kontrolliert. Das sind mehr als 15 Millionen Barrel täglich. Als wegen des Bürgerkriegs in Libyen dem Markt eine Million Barrel täglich fehlte, stieg der Ölpreis um fast 30 Prozent. Im Vergleich dazu ist die aktuelle Preisreaktion am Ölmarkt geradezu lächerlich gering. Tatsächlich müsste der Ölpreis um mindestens drei bis fünf Dollar pro Barrel höher sein.

Gold ist dagegen auf 1350 Dollar je Unze gestiegen. 
Anders als bei Öl ist der Goldpreis wieder auf ein rational erklärbares Niveau gestiegen. Der Brexit, der Handelskrieg zwischen den USA und China sowie die Risiken durch eine Überschuldung von Staaten wie Italien macht Gold als sicheren Hafen wieder wichtiger.

Wann setzt sich am Ölmarkt wieder die Vernunft durch?
Wahrscheinlich noch in diesem Jahr. Momentan ist der Markt wegen der übertriebenen Furcht vor einer sich abkühlenden Weltkonjunktur im Panikmodus. Und Angst war noch nie ein guter Ratgeber. Nach dem Ende der irrationalen Phase gehe ich von einem wieder steigenden Ölpreis aus.

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