Nach dem verlängerten Oster-Wochenende sind Europas Börsen erneut auf Rekordjagd gegangen. Für frischen Schwung sorgte am Dienstag das massive Konjunkturprogramm der US-Regierung sowie starke Wirtschaftsdaten aus den USA. Dies schüre die Hoffnung der Anleger auf eine beschleunigte Konjunkturerholung in der größten Volkswirtschaft der Welt, sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus Axi. „Selbst Inflationsängste treten angesichts der optimistischen Prognosen in den Hintergrund.“
Der Dax stieg um bis zu 1,4 Prozent auf ein Rekordhoch von 15.311,86 Punkte, bevor er mit einem Plus von 0,7 Prozent aus dem Handel ging. Der breit gefasste europäische Stoxx600 stieg ebenfalls auf eine Bestmarke und machte damit alle pandemiebedingten Verluste wieder wett. Der Auswahlindex EuroStoxx50 ging 0,6 Prozent fester mit 3970 Zählern aus dem Handel. In den USA gab der Dow Jones-Index auf Grund von Gewinnmitnahmen leicht nach. Der Index der technologielastigen Nasdaq zog dagegen 0,5 Prozent an.
„Die Anleger scheinen die Ostertage genutzt zu haben, um Kraft zu tanken und bei Dividendenpapieren beherzt zuzugreifen“, sagte Analyst Christian Henke vom Brokerhaus IG. Die Pandemie sei für die Mehrheit der Marktteilnehmer im Augenblick kein Thema mehr.
Der jüngste US-Arbeitsmarktbericht bestärke den Konjunkturoptimismus und treibe die Kurse an, erläuterte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. Die am Karfreitag veröffentlichten US-Beschäftigtenzahlen seien mit dem Aufbau von 916.000 neuen Stellen überraschend positiv ausgefallen. Auch der Indikator für die US-Dienstleistungsbranche habe im März ein Rekordhoch erreicht. „Die aufgestaute Nachfrage und der Jobboom sind da.“
IWF rechnet mit kräftiger Erholung
Auch der Internationale Währungsfonds traut der Weltwirtschaft nach der Pandemie eine kräftige Erholung zu. Die entsprechenden Schätzungen für 2021 und 2022 hob der IWF am Dienstag deutlich an. Zugpferd sei dabei vor allem China, wo die Coronavirus-Krise besonders schnell überwunden wurde.
Dank sinkender Infektionszahlen stehen in Großbritannien ab kommender Woche weitere Lockerungen an. Dann sollen in England alle Geschäfte, Fitnessstudios, Friseure und Außenbereiche der Pubs wieder öffnen. Dies verhalf den Kneipenketten JD Wetherspoon und Marstons sowie dem Kino-Betreiber Cineworld zu Kursgewinnen von bis zu 6,4 Prozent. In Deutschland drohten hingegen erneut härtere Corona-Maßnahmen.
Öl im Aufwind – Dollar unter Druck
Die aufgehellten Konjunkturaussichten trieben auch die Nachfrage nach Rohöl. Die Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um 1,9 Prozent auf 63,30 Dollar je Barrel (159 Liter). Die starken US-Arbeitsmarktdaten und die rekordhohe Aktivität im dortigen Dienstleistungssektor verbesserten die Nachfrage-Aussichten, sagte Analystin Margaret Yang vom Brokerhaus DailyFX.
Aus der Weltleitwährung zogen sich Konjunkturoptimisten dagegen zurück. Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, fiel um 0,7 Prozent auf 92,385 Punkte.
Hedgefonds-Kollaps setzt Credit Suisse zu
In Zürich gingen zudem die Titel von Credit Suisse nach einer Achterbahnfahrt 0,4 Prozent schwächer aus dem Handel. Der Zusammenbruch des US-Hedgefonds Archegos Capital kostet die Schweizer Großbank 4,4 Milliarden Franken (umgerechnet rund vier Milliarden Euro). „Ein Einzelfall hat die ansonsten erfolgreiche Arbeit der Gesamtbank im ersten Quartal zunichte gemacht“, sagte Analyst Michael Kunz von der Züricher Kantonalbank.
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