Konkurrenz für den Bitcoin Wie Banken und Staaten eigenes Krypto-Geld entwickeln

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Staatliches Krypto-Geld aus Schweden, China, Venezuela

Nicht nur das Konsortium der Großbanken arbeitet am eigenen digitalen Geld. Auch die Zentralbanken tüfteln längst und entwickeln ihre eigenen Kryptowährungen. Zum Beispiel die schwedische Riksbank. Da in Schweden ohnehin fast jeder bargeldlos bezahlt, werkelt die Zentralbank nun an der e-Krona, der digitalen Krone. Offiziell, so heißt es in Stockholm, könne eine e-Krona angesichts der schwindenden Akzeptanz von Bargeld für Bürger ohne Kreditkarte ein ergänzendes Zahlungsmittel werden. "Die e-Krona ist eine Alternative zum Bargeld und hat mit den steigenden Bitcoin-Kursen nichts zu tun", sagt Björn Segendorf von der Riksbank.

Auch in Chinas Zentralbank beschäftigte sich eine Abteilung mit der Idee eines eigenen Digitalgelds. Eine bargeldlose Wirtschaft macht Finanzströme transparenter und damit berechenbarer. Außerdem würde es Peking ermöglichen, die Überwachung seiner Bürger weiter auszubauen.

Eher ins Reich der Absurditäten gehört dagegen eine Initiative Venezuelas: Die autoritäre Regierung des Präsidenten Nicolás Maduro bastelt an einer neuen Währung. Deren Symbol steht bereits – ein „P“, durch zwei Längsstriche gekreuzt, ähnlich wie der Dollar. Das „P“ steht für Petro, eine Kryptowährung, die Venezuelas Regierung in den nächsten Tagen lancieren will. Der einzige Schönheitsfehler an der Aktion: „Der Petro ist keine Kryptowährung“, sagt Jean-Paul Leidenz von der venezolanischen Consulting-Unternehmen Ecoanalítica. „Es ist eine digitale Währung, die mit dem Ölpreis gesichert werden soll.“ Ein Fass Öl für einen Petro, das Venezuela reichlich besitzt.

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Der Hauptgrund des Theaters: Der Venezuelanische Bolívar ist die schwächste Währung weltweit: Die Inflation beträgt in zwölf Monaten 3823 Prozent. Es ist deshalb mehr als fraglich, warum Investoren einer Regierung trauen sollen, die eine neue Währung gerieren will, aber nicht in der Lage ist, die bestehende Währung stabil zu halten.

Ob der Petro erfolgreich wird, ist höchst fraglich. Kryptowährungen sind vor allem deswegen so attraktiv, weil sie unabhängig von Regierungen lanciert werden, die sie nicht inflationär aufblähen können. Also genau das, was die Regierung Maduro macht. Offiziell ist der Dollar immer noch zehn Bolivar wert, inoffiziell 182.500 Bolívar.

Perfekt auf Korruptionskultur in Venezuela zugeschnitten

Offiziell will Venezuelas Militärregierung unter Nicolás Maduro mit der digitalen Währung „neue Formen der internationalen Finanzierung ermöglichen“. Die Absicht hinter dem Launch ist jedoch offensichtlich: Venezuela will ein alternatives Zahlungsmittel etablieren, das nicht von den USA kontrolliert werden kann. Die haben gegen die Regierung Venezuelas Sanktionen verhängt, nachdem Maduro im August 2017 plump Wahlen fälschen lies.

Mit der Kryptowährung könnten künftig auch Gläubiger anonym und unkontrolliert bezahlt werden, die sich jetzt wegen des US-Banns nicht trauen, Bonds des Karibiklandes zu kaufen. Er eignet sich ausgezeichnet zum Spekulieren, Geldwaschen und der Bereicherung einer kleinen Kaste von Militärs und Regierungsvertretern. „Der Petro ist perfekt auf die Korruptionsbedürfnisse Venezuelas zugeschnitten“, sagt der Oppositionspolitiker Jorge Millan.

Mit derlei korrupten Nischen soll der USC nichts gemein haben. Paul Maley hat in seinem Büro ein Poster aufgehängt, es zeigt ein lichterloh brennendes Auto. Die Deutsche Bank wirbt darauf für bessere Kontrollen im Unternehmen, im Fachsprech Compliance genannt. Geldwäsche, Darknet, Korruption, Bitcoin, mit so was wollen wir nichts zu tun haben, heißt das übersetzt. Mit ihrem USC können sich Banken, so scheint es, endlich mal wieder auf der Seite der Guten einsortieren.

 

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