Kreditmarktplatz Auxmoney „Eine super Sache“

Der Versicherer Aegon stellt als Investor eineinhalb Milliarden Euro für Kredite bereit, die über die Plattform Auxmoney vermittelt werden. Diese erhofft sich davon einen enormen Wachstumsschub – und spezialisiert sich.

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Eine Finanzspritze gibt es längst nicht mehr nur bei der Bank. Quelle: dpa

Frankfurt Eine für alle? Von wegen. Kreditplattformen spezialisieren sich zunehmend auf einzelne Kundengruppen – sowohl auf Seiten der Anleger als auch bei den Kreditnehmern. Auxmoney, der Platzhirsch unter den deutschen Anbietern, setzt bei Anlegern verstärkt auf institutionelle Geldgeber.

Neuester Coup: Der niederländische Versicherungskonzern Aegon will in den kommenden drei Jahren insgesamt 1,5 Milliarden Euro für Kredite auf dem Kreditmarktplatz bereitstellen. Die Summe scheint enorm, denn im vergangenen Jahr hat Auxmoney gerade mal ein Kreditvolumen in Höhe von knapp 200 Millionen Euro ausgezahlt. Doch Auxmoney-Chef Raffael Johnen rechnet mit einem rasanten Wachstum – und ist damit nicht allein.

Verglichen mit dem Kreditvolumen, das Banken vermitteln, ist das Geschäft der Online-Plattformen derzeit noch klein. 2015 wurden in Deutschland Konsumentenkredite in Höhe von insgesamt 90,1 Milliarden Euro vermittelt. Bei den Firmenkrediten waren es 720 Milliarden Euro. Auxmoney dagegen kommt in seiner bald zehnjährigen Unternehmensgeschichte nach eigenen Angaben gerade mal auf rund 400 Millionen Euro – die an rund 60.000 Kreditnehmer ausgezahlt wurden. Doch dieser und ähnlichen Plattformen dürfte ein deutliches Wachstum bevorstehen. So rechnet etwa die Unternehmensberatung Investors Marketing für das Jahr 2020 bei Konsumentenkrediten mit einem Marktanteil der Finanztechnologie-Anbieter (Fintechs) von 5,5 Prozent. Im Bereich der Firmenkredite könnten es laut einer Studie des Portals Statista bis 2021 stolze 4,1 Milliarden sein.

Das Engagement von Aegon ist für Johnen „eine super Sache, denn wir teilen die Vision, dass wir Menschen durch den intelligenten Einsatz von Technologie und Daten bessere Angebote machen wollen“, sagt er gegenüber dem Handelsblatt. Das Aus für private Anleger soll die Kooperation aber nicht bedeuten. „Privatinvestoren werden bei Auxmoney weiterhin eine ganz wichtige Rolle spielen“, so Johnen. Ganz neu ist das Engagement eines institutionellen Investors überdies nicht. Aegon hatte schon im Herbst 2015 150 Millionen Euro für Kredite bereitgestellt. Zudem gebe es bereits weitere institutionelle Investoren, die laut dem Auxmoney-Chef aber anonym bleiben wollen.

Ein paar Änderungen soll es dank des Geldregens von Aegon auch für Kreditnehmer geben: „Wir werden unser Kreditangebot weiter ausbauen und verbessern“, kündigt Johnen an. So soll die maximale Kreditlaufzeit von bisher fünf auf künftig sieben Jahre verlängert werden.

Auch das Volumen der einzelnen Kredite soll steigen. Bisher war pro Antragsteller bei 25.000 Euro Schluss. Künftig sollen mindestens 50.000 Euro möglich sein. Hinsichtlich der akzeptierten Ausfallrisiken der Kreditnehmer soll es dagegen keine Änderungen geben, auch die Erweiterung auf Firmenkunden sei aktuell nicht geplant. „Unsere Zielgruppe bleiben Privatleute und Selbständige, die von ihrer Bank zu Unrecht keinen Kredit bekommen oder denen wir ein besseres Angebot machen können“, so Johnen.


Kooperation mit Banken geplant

Zum Wachstum sollen laut dem Auxmoney-Chef künftig auch Kooperationen mit Retail-Banken beitragen. „Wenn eine Bank Kreditanfragen bekommt, für die sie selbst kein passendes Angebot hat, kann sie die potenziellen Kreditnehmer über Auxmoney bedienen“, erklärt Johnen. Auch das werde durch die Partnerschaft mit Aegon ermöglicht. „Durch die Investition ist sichergestellt, dass wir eine schnell steigende Kreditnachfrage auch tatsächlich bedienen können, bislang war das Anlagekapital der limitierende Faktor.“ Mögliche Partnerbanken werden noch nicht genannt, man sei noch in Gesprächen.

Neuerungen gibt es auch bei Lendico. Die von Rocket Internet gegründete Kreditplattform will sich auf Firmenkredite konzentrieren. Lendico ist neben Deutschland auch in Österreich, den Niederlanden, der Schweiz und Brasilien aktiv. In Kontinentaleuropa fokussiere sich die Plattform schon seit einiger Zeit auf Firmenkredite, so Clemens Paschke, Geschäftsführer der Lendico Global Services.

„Das Verbraucherkreditgeschäft wird entsprechend zurückgefahren beziehungsweise mit Partnern wie Finanzcheck durchgeführt.“ In der Schweiz habe man zudem von Anfang an nur Firmenkredite angeboten. Die veränderte Strategie in Deutschland begründet Paschke mit den hierzulande „sehr guten Angeboten von Kreditbanken“ und der „hohen Nachfrage bei Krediten für mittelständische Unternehmer, die sich von klassischen Banken mit ihren veralteten IT-Systemen und langwierigen Kreditprozessen nicht mehr ausreichend bedient sehen“.

Lendico ist seit Anfang 2014 aktiv und hat nach eigenen Angaben mehr als 100 Millionen Euro Kreditvolumen vermittelt. Daneben gehören auch die Plattformen Kapilendo und Funding Circle zu den größeren Anbietern in Deutschland. Letztere ist auch in Großbritannien und den USA tätig und vermittelt Kredite an kleine und mittlere Betriebe. Vor zwei Wochen vermeldete Funding Circle den Abschluss einer Finanzierungsrunde, bei der das Unternehmen von Risikokapitalgebern eine Zusage über 94 Millionen Euro erhielt.

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