Krise von Proven Oil Canada eskaliert Ölbarone in Not

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Marktwert: Verschlusssache

Milliardenforderungen an Ölkonzerne
Ein Öllaster von Exxon Mobil Quelle: AP
Ölförderturm von Chevron Quelle: REUTERS
Shell-Plattform Gannet Alpha vor der Küste von Aberdeen Quelle: dapd
Boote versuchen den Brand auf der Ölplattform Deepwater Horizon im Golf von Mexiko zu löschen Quelle: dpa
BP logo an einer Tankstelle Quelle: REUTERS
Zaun mit Schriftzug "Halliburton" Quelle: REUTERS
Der Tanker Exxon Valdez bei Reparaturarbeiten im Hafen von San Diego/Kalifornien Quelle: dpa

Dieses Gutachten liegt der WirtschaftsWoche vor. Ein Sproule-Mitarbeiter hat es erstellt, als verantwortliche Führungskraft hat gegengezeichnet: Harry Helwerda. Der Inhalt des Gutachtens ist allerdings nur auf den ersten Blick beruhigend. Unter anderem wird dort eine Bewertung von 789 Millionen kanadischen Dollar genannt. Doch die ist mit höchster Vorsicht zu genießen.

Es handelt sich um den geschätzten Cash-Flow, der sich künftig aus den Quellen generieren lässt. Und der schmilzt bei genauerer Betrachtung rapide zusammen. Zu den 789 Millionen Dollar wurden Cash-Flows verschiedener Arten von Reserven addiert – proved (gesichert), probable (wahrscheinlich) und possible (möglich). Zudem sind die erwarteten künftigen Erträge noch nicht abgezinst. „Ein solcher Wert ist keine realistische Größe, um den Marktwert zu schätzen“, sagt Investmentbanker Dunn, „dieser liegt typischerweise bei proved plus probable Reserves, abgezinst mit zehn Prozent. Bei Gas sogar eher 15 Prozent.“ Statt 789 Millionen Dollar wären die Investitionen von Conserve Oil nach dieser Rechnung nur noch geschätzte 281 Millionen wert.

Die Gutachter selbst warnen, dass der Cash-Flow-Wert nicht mit dem fairen Wert zu verwechseln sei, der sich bei Verkauf der Quellen erzielen ließe. Auf Nachfrage teilt Proven Oil mit, dass Sproule den fairen Wert ebenfalls ermittelt habe – dieser sei allerdings Bestandteil eines Gutachtens und damit vertraulich.

Die Werthaltigkeit ihrer Investitionen können Anleger vor diesem Hintergrund kaum einschätzen. Rund 300 Millionen Euro haben sie in die Fonds investiert, was nach aktuellem Wechselkurs gut 450 Millionen kanadischen Dollar entspricht. Ihre Einlage hätten die Anleger gerne wieder zurück – inklusive zwölf Prozent Rendite pro Jahr. Von den Erträgen in Kanada müssen allerdings nicht nur die Anleger, sondern auch noch Kredite bezahlt werden. Im Anlegerschreiben zum Zahlungsstopp findet sich keine Angabe zur Höhe der Kredite. Auf Nachfrage beziffert Proven Oil sie mit 90 Millionen kanadischen Dollar.

„Es ist völlig unklar, wie viel die Investments der Anleger noch wert sind und woher die bisherigen Auszahlungen tatsächlich kamen“, kritisiert der Düsseldorfer Anlegerschutzanwalt Martin Seidel von der Kanzlei Baum, Reiter & Collegen. Er will nun im Auftrag von Anlegern Einsicht in die Bücher verlangen und sich in der Berliner Zentrale von Proven Oil gemeinsam mit Wirtschaftsprüfern selbst ein Bild von der Situation verschaffen.

Proven Oil räumt derweil nur ein Problem unumwunden ein – sieht den Schuldigen aber in den Anlegern selbst. „Das derzeitige Problem besteht offenkundig darin, dass einige Anleger noch nicht nachvollzogen haben, dass es sich bei den bisher geleisteten Vorabausschüttungen um Auszahlungen von Gewinnen handelt, die erst noch realisiert werden müssen.“

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