Krisenfest und aussichtsreich Das geimpfte Depot zur Corona-Krise

Seite 2/4

These 2: Aktien aus dem Gesundheitssektor bleiben gefragt

Aktien aus dem Gesundheitssektor sind für Anleger in der aktuellen Situation aus zwei Gründen attraktiv. Zum einen ist der Sektor relativ konjunkturunabhängig – die Ausgaben für Gesundheit werden als letztes zurückgefahren, wenn das Geld knapp wird. Die Aktien des Sektors stürzten in der Finanzkrise daher zwar anfangs mit ab; stabilisierten sich jedoch schneller und fielen im Endeffekt 20 Prozentpunkte weniger als der Markt insgesamt. Entsprechend waren Anleger auch schneller zurück auf Vorkrisenniveaus. Zweitens ist die aktuelle Krise bedingt durch ein Virus – und Pharma- und Biotechunternehmen bieten die potenzielle Lösung.

Ein möglicher Profiteur ist etwa der US-Konzern Gilead Sciences. Die Amerikaner sind bekannt für ihre Medikamente gegen HIV und Hepatitis C und zählen zu den größten Biotechnologieunternehmen der Welt. Das Medikament Remdesivir, das das Unternehmen gegen Ebola entwickelt hat, gilt zudem als Hoffnungsträger gegen Covid-19. Das Präparat wird derzeit auch in Deutschland im Kampf gegen das Virus getestet. Allerdings: Noch ist es für keine Anwendung zugelassen, die Kursavancen der Aktie sind vorerst nur eine vage Wette auf Erfolg.

Potenzial für eine Kurserholung gibt es aber auch jenseits des potenziellen Covid-19-Medikaments. Denn in den vergangenen Jahren ist der Gilead-Kurs erheblich gefallen, weil Investoren fürchteten, der Konzern könne keine Nachfolger für seine erfolgreichen Hepatitis-Medikamente hervorbringen. Doch bereits 2019 gelang es, die Umsätze trotz rückläufiger Hepatitis-Erlöse leicht zu steigern. Geholfen hat dabei ein Medikament gegen Krebs. Zudem kauft Gilead dank hoher Mittelzuflüsse aus dem eigenen Geschäft immer wieder vielversprechende Biotechunternehmen auf, zuletzt den Krebsspezialisten Forty Seven. Weil die Aktie zudem niedrig bewertet ist und das Unternehmen eine starke Bilanz mit zuletzt 26 Milliarden Dollar Cash vorweisen kann, ist der Konzern auch für schlechte Zeiten gut gerüstet. 

Zu den stabilsten Werten im amerikanischen Index S&P 500 zählt neben Gilead zudem der Versicherer UnitedHealth. Seit 2012 ist der Konzern, an der Börse derzeit rund 240 Milliarden Dollar schwer und damit doppelt so groß wie der größte Dax-Wert SAP, im Dow Jones Industrial Average gelistet. Die Gruppe bietet Krankenversicherungen sowohl für Einzelpersonen als auch für ganze Unternehmen oder staatliche Organisationen an. Über die Tochter Optum verkauft der Konzern zudem Analysewerkzeuge für Gesundheitsdaten – ein Geschäft mit großen Wachstumsaussichten. An der Börse profitierte UnitedHealth jahrelang von der Einführung einer Krankenversicherung in den USA unter Präsident Obama (Obama-Care). Das Gesetz sorgte dafür, dass die Zahl der Amerikaner ohne Krankenversicherung deutlich fiel und beflügelte die Aktie.

Im Zuge des Corona-Ausbruchs in den USA dürfte die Diskussion bald wieder auf das Gesundheitswesen des Landes kommen. Denn unter Präsident Trump ist die Zahl der Unversicherten wieder gestiegen, berichtet die Nachrichtenagentur Associated Press. Demnach waren 2018 27,5 Millionen Amerikaner ohne Krankenversicherung – ein massives Problem für das Gesundheitssystem. Kommt es hier zu Reformen, die den Versicherungsschutz gerade für ärmere Teile der Bevölkerung erhöhen, dürfte UnitedHealth abermals zu den Profiteuren zählen.

3,15 Euro Dividende je Aktie will der französische Pharmakonzern Sanofi für das abgelaufene Jahr ausschütten. Auf den aktuellen Kurs bezogen entspricht das einer Rendite von gut vier Prozent – ein attraktiver Wert. Sanofi ist zudem einer von nur vier großen Pharmakonzernen, die im Geschäft mit Impfstoffen aktiv sind; rund ein Siebtel des Jahresumsatzes kommt aus dem Geschäft mit Impfungen. Damit wäre der Konzern eigentlich prädestiniert für einen Erfolg bei der Suche nach einem Corona-Impfstoff. Problem: Bis ein Stoff wirklich einsatzbereit ist, vergeht viel Zeit. Entsprechend unsicher ist, wie es mit dem Coronavirus bis dahin aussieht.

Nichtsdestotrotz bietet die Aktie im aktuellen Umfeld gute Aussichten. Die Franzosen liefern stetige Gewinne und erwirtschaften hohe Bargeldzuflüsse. Nach dem deutlichen Rücksetzer im Zuge des Corona-Ausverkaufs ist die Aktie zudem mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von knapp 14 günstig bewertet. Mit Sanofi kaufen sich Anleger stabiles Geschäft ins Depot – einen Schuss Hoffnung auf den Impfstoff-Durchbruch gibt es obendrauf.

Drägerwerk

Zu den stabilsten Aktien am deutschen Markt zählt in diesen Tagen der Lübecker Konzern Drägerwerk. Das Familienunternehmen (71 Prozent der Stammaktien befinden sich im Besitz der Gründerfamilie) stellt zum Beispiel Beatmungsgeräte für Krankenhäuser oder Helme für Feuerwehrleute her. Dieses Geschäft wuchs in den vergangenen Jahren recht konstant. Allerdings konnte der Konzern aus dem wachsenden Umsatz immer weniger Gewinn ziehen.

Für das abgelaufene Jahr meldete Drägerwerk eine Nettomarge von nur gut einem Prozent des Umsatzes. Der Gewinn je Vorzugsaktie ging leicht auf 1,44 Euro zurück. Für das laufende Jahr erwarten Analysten nun die Wende, der Gewinn soll deutlich zulegen, sodass das Verhältnis von Kurs zu Gewinn je Aktie auf etwa 20 fallen soll – eine moderate Bewertung. Gemessen am Verhältnis von Kurs zu Umsatz ist Drägerwerk ohnehin aktuell günstiger als im historischen Durchschnitt. Das sollte der Aktie für die kommenden Monate Halt geben.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%