
Doch von einem Wutausbruch des 77-Jährigen ist nichts überliefert. Denn der Gewinn 2012 lag wegen einiger Sondereffekte so hoch. Unter dem Strich dürfte der Geldregen, der über die Piëchs und Porsches in diesem Jahr niederging, jeden Groll gekühlt haben. Immerhin überwiesen die 35 Mitarbeiter der schlanken Stuttgarter Holding der Doppelfamilie Porsche-Piëch Ende Mai rund 307 Millionen Euro Dividende für das zurückliegende Jahr. Rechnet man die 28 Millionen Euro Ertrag aus den 2,37 Prozent an VW hinzu, den die Bundesfinanzaufsicht BaFin dem Porsche-Clan zudem zuschreibt, kassierte die vielköpfige Dynastie für das zurückliegende Jahr insgesamt 335 Millionen Euro an Dividenden – so viel wie niemand sonst in Deutschland.
Top 10: Dividendenkönige
Dividendenbezieher: Familie Würth
Unternehmen/Branche: Würth (Montagetechnik-Handel)
Einnahmen (in Mio. €)*: 217
Wer 2014 die höchsten Ausschüttungen einstrich*
* Brutto-Schätzungen nach veröffentlichten Stimmrechten und Stiftungsanteilen, teilweise umgerechnet;
Quelle: Unternehmen, BaFin, Bloomberg, eigene Berechnungen
Dividendenbezieher: Familie Reimann
Unternehmen/Branche: u.a. Reckitt Benckiser (Konsum), Coty (Kosmetik)
Einnahmen (in Mio. €)*: 252
Dividendenbezieher: Susanne Klatten
Unternehmen/Branche: BMW, SGL Carbon (Karbon), Altana (Pharma), Gemalto (IT)
Einnahmen (in Mio. €)*: 253
Dividendenbezieher: Johanna Quandt
Unternehmen/Branche: BMW, Gemalto (IT)
Einnahmen (in Mio. €)*: 256
Dividendenbezieher: Brüder Sammwer
Unternehmen/Branche: Rocket Internet (Internet-Shops)
Einnahmen (in Mio. €)*: 287
Dividendenbezieher: Stefan Quandt
Unternehmen/Branche: BMW, Gemalto (IT), Heel (Pharma), Logwin (Logistik)
Einnahmen (in Mio. €)*: 288
Dividendenbezieher: Familie Merck
Unternehmen/Branche: Merck Darmstadt (Pharma)
Einnahmen (in Mio. €)*: 305
Dividendenbezieher: Klaus-Michael Kühne
Unternehmen/Branche: Kühne + Nagel (Logistik)
Einnahmen (in Mio. €)*: 307
Dividendenbezieher: Familie Schaeffler
Unternehmen/Branche: Continental, Schaeffler (Autozulieferer)
Einnahmen (in Mio. €)*: 309
Dividendenbezieher: Familien Porsche/Piëch
Unternehmen/Branche: Porsche (Auto)
Einnahmen (in Mio. €)*: 335
Mit der Drittelmilliarde, die den österreichischen Doppelclan zu Deutschlands Dividendenkönigen 2014 macht, übertrifft die Dynastie ihr Rekordergebnis vom Vorjahr um gut zehn Prozent – um 35 Millionen. Allein der Zuwachs beschert den VW-Mehrheitsaktionären etwa so viel Dividenden wie der Haupteigentümerin des Medienriesen Bertelsmann, Liz Mohn, insgesamt.
Aktien-Adel unter sich
Für die Übersicht der größten Kuponschneider zwischen Waterkant und Alpenrand hat die WirtschaftsWoche zum fünften Mal die Einkünfte des deutschen Aktienadels aus dessen Unternehmensbeteiligungen gesichtet. Dazu wurden neben Geschäftsberichten auch Hauptversammlungsunterlagen, Jahresabschlüsse von Privatgesellschaften und Pflichtveröffentlichungen im Bundesanzeiger sowie der BaFin durchforstet. Die auf dieser Basis gewonnenen Daten ergeben die Rangfolge im Club der 50 Glücklichen, die aus ihren Investments Ausschüttungen von mindestens neun Millionen Euro erhalten haben.
Auf dem Siegertreppchen steht neben den Mehrheitseigentümern des größten europäischen Autobauers diesmal auch die fränkische Autozulieferer-Familie Schaeffler, die 309 Millionen Euro unter anderem aus ihren Anteilen an Continental einstrich, gefolgt von Klaus-Michael Kühne, dessen Logistikkonzern Kühne + Nagel mit Sitz in der Schweiz ihm 307 Millionen Euro aufs Privatkonto überwies.
Während die meist mehrköpfigen Familien das Geld unter allen Angehörigen aufteilen müssen, hat der kinderlose Hanseat den gigantischen Geldbatzen zusammen mit seiner Gattin Christine praktisch für sich. Gemessen am Betrag pro Kopf, dürfte er damit Deutschlands heimlicher Dividendenkönig sein.

Deutschland ist Autoland, insofern konnte nicht ausbleiben, dass auf den Plätzen fünf, sieben und acht Eigentümer aus der Branche folgen: die Mitglieder der Familie Quandt, Großaktionäre beim Münchner Autobauer BMW. Würden Johanna Quandt, Sohn Stephan und Tochter Susanne Klatten ihre Schärflein zusammenlegen, überträfen sie dieses Jahr sogar die Porsches und Piëchs.
Das lag nicht zuletzt daran, dass die drei Erben neben ihrer neunstelligen bajuwarischen Bescherung auch Einkünfte weniger prominenter Firmen kassierten, darunter der niederländische Chipkartenhersteller Gemalto, neben BMW das einzige Gemeinschaftsinvestment der Quandts. Klatten kassierte zudem Dividenden vom Pharmakonzern Altana, die ihr halfen, die Ebbe bei Verlustbringern wie dem Altöl-Aufbereiter Avista oder dem Graphithersteller SGL Carbon auszugleichen. Bruder Stefans Delton Holding hatte mehr Glück beim Logistiker Logwin oder beim Bioarzneihersteller Heel, der erstmals mehr als homöopathische Gewinne abwarf.