Kryptowährung auf Allzeithoch Bitcoin durchbricht die 7.000-Dollar-Marke

Die Digitalwährung kennt aktuell nur noch eine Richtung: nach oben. Um mehr als 640 Prozent ist der Bitcoin-Kurs in diesem Jahr gestiegen – und übersteigt heute die 7.000 US-Dollar. Schlechte Nachrichten werden ignoriert.

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Bitcoin durchbricht die 7.000-Dollar-Marke Quelle: Reuters

Düsseldorf Der Bitcoin hat eine weitere Schwelle durchbrochen: Zum ersten Mal notiert die Kryptowährung über der Marke von 7.000 US-Dollar. Die beispiellose Kurs-Rally geht damit weiter. Erst vor einem knappen Monat hatten Investoren gejubelt, als der Kurs über 5.000 US-Dollar geklettert war.

Die Preise für Bitcoins stiegen am Donnerstagmorgen bei verschiedenen Börsen um rund sieben Prozent auf ein neues Rekordhoch von 7.045 Dollar. Im Anschluss fielen sie wieder unter die psychologisch wichtige Marke. Seit Jahresanfang ist die Digitalwährung damit um bis zu 640 Prozent gestiegen. Laut der Branchenseite Coinmarketcap weist der Bitcoin aktuell eine Marktkapitalisierung von rund 117 Milliarden Dollar auf. Er notiert damit vor allen anderen Digitalwährungen und macht über 60 Prozent des Marktes aus.

Als Grund für den Aufschwung gilt eine Entscheidung der weltgrößten Börse: Die Chicago Mercantile Exchange (CME) hatte in dieser Woche mitgeteilt, dass sie den Handel mit Bitcoin-Futures aufnehmen wolle, sofern die Aufsicht ihr Einverständnis gibt. Ein Future oder Terminkontrakt ist ein börsengehandeltes Derivat: ein Finanzprodukt, dessen Wert vom Kurs einer Basisgröße, in diesem Fall des Bitcoins, zu einem bestimmten Zeitpunkt abhängt. Die Chicagoer Entscheidung kommt einem Ritterschlag gleich, da der Bitcoin so leichter handelbar wird. Auch institutionelle Investoren könnten an der Börse einstiegen und von der Kursrally profitieren, ohne selbst auf virtuellen Marktplätzen mit den digitalen Münzen handeln zu müssen. Das bringt bisher häufig Probleme mit der Finanzaufsicht mit sich und ist technisch komplizierter.

Der Einstieg großer Banken oder Fonds dürfte den Kurs weiter antreiben, worauf nun offenbar viele Anleger spekulieren. Risikokapital-Anleger erwarten in diesem Fall eine regelrechte Investorenflut. Auch die CME hatte ihren Plan mit der hohen Nachfrage von Kunden begründet.

Viele Anleger blicken aktuell offenbar nur auf die positiven Nachrichten. Zu diesen zählen auch bisher unbestätigte Gerüchte aus China, dass der Handel mit Kryptowährungen, der im September von Peking unterbunden worden war, auf ausgewählten und staatlich beaufsichtigten Börsen bald wieder aufgenommen werden könnte. Andere, negative Nachrichten werden ausgeblendet, darunter die Schritte verschiedener asiatischer Aufsichtsbehörden. So hat die Zentralbank Vietnams in dieser Woche Kryptowährungen als Zahlungsmittel verboten; Indonesiens Zentralbankchef hatte Bitcoins als „nicht zulässiges Zahlungsmittel“ bezeichnet.

„Es ist einfach bemerkenswert, wie widerstandsfähig Bitcoin angesichts negativer Meldungen gewesen ist“, erklärte Analyst Lukman Otunuga vom Onlinebroker Forex-Time am Mittwoch. „Die Preisbewegung lässt darauf schließen, dass die Bullen die Währung fest im Griff haben.“

Analysten des Handelshauses Themis Trading sehen in der Kurs-Rally den Beweis, dass der Bitcoin-Kurs inzwischen eine Blase bildet. Sie warnen, dass die Chicagoer Börse ein „sehr riskantes, unreguliertes Instrument“ mit hohem Betrugs- und Manipulationspotential zum Handel zulassen wolle. Die geplanten Futures erinnerten sie an die Collateralized-Debt-Obligations (CDO), die strukturierten Wertpapiere, die während der Finanzkrise hausierten. Ab 2007 waren diese in die Kritik geraten, da mit ihnen hochriskante Kreditforderungen als vermeintlich sichere Investments an den Börsen platziert wurden.

Am Donnerstag hat sich auch der Chef der Schweizer Großbank Credit Suisse, Tidjane Thiam, mit Skepsis zu Wort gemeldet. „Ich denke, beim derzeitigen Stand der Regulierung haben die meisten Banken wenig oder gar keinen Appetit, sich bei einer Währung mit solchen Herausforderungen in der Geldwäscherei zu engagieren“, sagte er bei der Vorstellung der Quartalszahlen. Die Anonymität des Cyber-Geldes sei eine große Herausforderung. Das Interesse an Bitcoin könne wieder nachlassen, zudem gebe es die Gefahr einer Überhitzung. „Was wir heute sehen, ist der einzige Grund heute Bitcoin zu kaufen oder zu verkaufen, Geld zu machen. Das ist reinste Spekulation und per Definition eine Blase.“

Wie Thiam sehen auch viele andere Branchenvertreter Bitcoin kritisch: Zuletzt hatte der Chef der US-Großbank JP Morgan die Währung als „Betrug“ bezeichnet. Gleichwohl beschäftigt sich inzwischen nahezu jede größere Bank weltweit mit der Währung und der dahinter stehenden Datenbank-Technologie namens Blockchain.

Mit Material von Bloomberg und Reuters.

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