Kursmanipulation Abgezockt mit einer Goldaktie

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Aufgepumpt und abgestoßen

Das Geschäftsmodell, das die Fahnder hinter dem De-Beira-Fall wittern, ist bekannt. In Vancouver und Toronto, den Hochburgen des weltweiten Minengeschäfts, nennen sie es das „Frankfurt Game“, „pump and dump“ – aufblasen und abkippen. Wertlose Aktienhüllen werden zu Explorationsunternehmen gemacht – Unternehmen, die angeblich nach Gold, Öl, Silber oder Uran suchen.

Nach der Börseneinführung in Frankfurt wird aufgeblasen: PR-Agenturen formulieren Erfolgsmeldungen, Insider schieben ein paar Aktien hin und her, um steigende Kurse zu produzieren, in Börsenbriefen und Internet-Boards werden Kaufempfehlungen abgefeuert. Zieht der Kurs an, werden die Aktien bei Anlegern abgeladen. „Scalping“ heißt diese Variante der verbotenen Kursmanipulation bei Ermittlern – den Anlegern wird von den Aktien-Pushern, die sich vor Beginn der Welle mit Aktien eingedeckt haben, der Schopf abgezogen.

Auf Höhenflug

Aufstieg und Fall der Goldaktie De Beira vollzogen sich wie die vieler Explorationswerte – nur extremer und mit mehr Breitenwirkung. Der Kurs der 2004 gegründeten Gesellschaft schwang sich in atemberaubende Höhen auf, nachdem der Geologe Klaus Eckhof dort den Chefsessel übernommen hatte. Eckhof hatte wegen seines Erfolgs mit dem Unternehmen Moto Goldmines, das 2009 von den etablierten Goldförderern Randgold und Anglogold Ashanti übernommen wurde, unter deutschen Anlegern einen Ruf wie Donnerhall.

Befeuert wurde der Kursanstieg der Aktie von Erfolgsmeldungen des Unternehmens und Empfehlungen im „Focus“ und in diversen Börsenbriefen. In der Spitze wurde das Unternehmen mit über einer halben Milliarde Euro bewertet, die Aktienumsätze in Frankfurt waren zeitweise höher als die des MDax-Wertes Hochtief.

„Spekulative Versuchung“

Laut Staatsanwaltschaft hätten die Beschuldigten „Empfehlungen abgegeben und wertbildende Tatsachen vorgetäuscht“, zum Beispiel, dass Schürfvorhaben geplant seien und eine gestiegene Nachfrage nach der Aktie existiere. Geraths und Christian E. hätten zusammen die Werbung für die Aktie übernommen.

Tatsächlich wurde die Aktie im „Focus“ zwei Mal empfohlen, in der Ausgabe vom 15. Mai 2006 beim Kurs von 1,90 Euro („lukrativ für risikobewusste Investoren“) und in der vom 3. Juni 2006 bei 4,10 Euro, diesmal im Rahmen einer größeren Gold-Geschichte, die von E. mit verfasst wurde („spekulative Versuchung“). Nahezu zeitgleich empfahl E., der offenbar auch De-Beira-Aktionär war, die Gold-Aktie in seinem Börsenbrief „Blue Sky Level“. Ein „Focus“-Sprecher sagt dazu lediglich, das Blatt und E. hätten sich 2006 „getrennt“.

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