Kursziel 3.000 Dollar So klappt der Einstieg beim Bitcoin

Spekulanten jubeln: Gerade hatte die Digitalwährung Bitcoin die 2.000-Dollar-Marke geknackt, schon kratzt sie an den 3.000 Dollar. Anleger fragen: Lohnt sich ein Einstieg – und wie funktioniert's? Die wichtigsten Fakten.

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Bitcoin: So klappt der Einstieg in die Kryptowährung Quelle: Reuters

Düsseldorf Es ist verrückt. Vor zweieinhalb Wochen hat der Bitcoin-Kurs die Marke von 2.000 Dollar übersprungen. Doch das war erst der Anfang: Am Dienstag ist der Wert einer Einheit der Digitalwährung auf einen Rekordstand von über 2.870 Dollar gestiegen, am Mittwoch notierte er auf mehreren großen Plattformen schon über 2.900 Dollar. Anleger haben so in kürzester Zeit einen Gewinn von 30 Prozent gemacht, und die Kursrallye könnte weitergehen.

Als Grund für die Rekordstände verweisen Händler darauf, dass China einen Abhebungsstopp an drei großen Bitcoin-Börsen beendet hat. Im Februar mussten die Handelsplätze Abhebungen aussetzen, chinesische Behörden hatten sich besorgt geäußert über mögliche Kapitalabflüsse und Geldwäsche. China beschränkt den Kapitalverkehr, daher nutzen viele Chinesen Bitcoins als freie Alternative. Der stark wachsende Bitcoin-Handel in Fernost gilt schon länger als Kurstreiber: Während die digitale Währung Ende 2010 nur rund 0,30 Dollar kostete, lag ihr Wert Ende 2016 schon bei knapp 1.000 Dollar.

Die Währung findet immer mehr Anhänger. Die einen reizt die Idee eines Geldsystems, das unabhängig von Staaten und Banken funktioniert, Transaktionen beschleunigt und Kosten minimiert. Viele Privatanleger dürfte jedoch eher die Aussicht auf hohe Spekulationsgewinne reizen. Investoren muss dabei klar sein: Hinter einem Bitcoin steht – im Gegensatz zu einer Aktie oder einer Goldmünze – kein realer Wert, auch garantiert keine Notenbank die Stabilität der Währung. Im schlimmsten Fall drohen Verluste bis hin zum Totalverlust des Einsatzes. So muss es jedoch nicht kommen.

Sollten sich digitale Währungen weiter verbreiten, dann könnten ihre Kurs schnell weiter steigen. Aktuell berät etwa die US-Börsenaufsicht SEC erneut über die Zulassung des ersten auf Bitcoin basierenden Indexfonds. Japan hat die Währung zum offiziellen Zahlungsmittel erklärt, das in Asien von immer mehr Firmen akzeptiert wird. Und vergangene Woche hat sogar der russische Präsident Wladimir Putin seine Unterstützung für die Digitalwährung Ethereum geäußert, deren Beliebtheit rasant wächst.

Putin hatte ihren Schöpfer Vitalik Buterin, einen 23-jährigen russischen Programmierer, am Rand des St. Petersburger Wirtschaftsforum getroffen. Dort verkündete er, die Währung könne dabei helfen, die russische Wirtschaft über Öl und Gas hinaus zu diversifizieren. Putin wörtlich: „Die digitale Wirtschaft ist keine separate Industrie, tatsächlich ist sie die Basis für ganz neue Geschäftsmodelle.“ Ethereum setzt wie Bitcoin auf die sogenannte Blockchain-Technik, die alle Transaktionen vielfach und dezentral (und damit dauerhaft nachvollziehbar) speichert. So braucht es für Währungstransaktionen keine Banken mehr, für Immobiliengeschäfte womöglich keine Notare. Die Rolle der Zwischeninstanz übernimmt das System.

Derlei Visionen sind Musik in den Ohren der Fans, klingende Münze in denen der Anleger. Schon mit kleinen Beträgen können Privatleute beim Hype um die Digitalwährungen mitmachen, am besten mit einer Summe, die im Notfall auch weg sein kann, ohne dass der Verlust allzu sehr schmerzt. Doch wie anfangen, und womit? Schon eine einfache Google-Suche spuckt unzählige Ergebnisse zum Thema Digitalwährung aus. Die meisten Einsteiger dürften zwei Fragen umtreiben:

  • In welche Digitalwährung soll ich investieren?
  • Und bei welcher Börse kann ich einsteigen?

Dass der Start ins Bitcoin-Zeitalter komplexer ist als gedacht, hat zuletzt Handelsblatt-Redakteurin Astrid Dörner im Selbstversuch erfahren. Die folgende Übersicht für Einsteiger kann einen ersten Einblick geben.


Bitcoin und Co.: Welche Währung soll's denn sein?

Für neugierige Privatanleger stellt sich eine Frage gleich zu Beginn: In welche Digitalwährung soll ich eigentlich investieren? Schon heute gibt es rund 700 sogenannte Kryptowährungen. Alle basieren auf der Blockchain-Technologie und ähneln mehr oder weniger dem Vorbild Bitcoin. Insbesondere der Mechanismus des „Minings“, der Herstellung der Digitalwährungen, unterscheidet sich deutlich. Bitcoins konnten Privatleute ursprünglich auf dem heimischen Rechner herstellen. Das geht heute praktisch nicht mehr, die nötigen Rechenaufgaben sind zu komplex geworden und können nur noch von professionellen „Minern“ gelöst werden, etwa großen Rechnernetzwerken in China. Bei jüngeren Digitalwährungen ist das anders, sie können teilweise noch selbst hergestellt werden.

Eine gute Übersicht über die wichtigsten Digitalwährungen bietet die Seite Coinmarketcap. Sie zeigt die hohe Volatilität, aber auch den generellen Trend nach oben. So überstieg laut Coinmarketcap der Gesamtwert aller gehandelten Digitalwährungen am Dienstag die Marke von 100 Milliarden Dollar – er verdoppelte sich damit binnen Monatsfrist. Platzhirsch ist nach wie vor der Bitcoin mit einem Marktwert von rund 46 Milliarden Dollar. Doch eine Währung ist ihm dicht auf den Fersen.

Ethereum mit einem Marktwert von rund 24 Milliarden Dollar greift nach der Vorherrschaft. Anleger haben hier zuletzt kräftig Kasse gemacht. Wer im Januar für 100 Dollar Ethers (wie die digitalen Münzen heißen) gekauft hat, hat inzwischen 2.300 Dollar auf dem Konto. Manche Beobachter rechnen damit, dass Ethereum Bitcoin noch in diesem Jahr überholen könnte. Schon allein, dass der Ethereum-Erfinder Vitalik Buterin kein Geheimnis aus sich macht wie der anonyme Bitcoin-Schöpfer (der sich Satoshi Nakamoto nennt), könnte der Währung zum Durchbruch verhelfen.

Christoph Bergmann, einer der profiliertesten Kenner der Szene, schreibt in seinem Bitcoinblog: „Während die Bitcoin-Entwickler vor allem durch Zaudern und Schrecken vor dem eigenen Erfolg auffallen – man könnte manchmal meinen, sie wünschen sich in eine Zeit zurück, als noch kaum jemand Bitcoin benutzt hat – sind die Ethereum-Entwickler hungrig nach Erfolg“. Bitcoin hätte „noch immer mit dem Ruf als Währung der zwielichtigen Gesellen, der Hacker und Drogendealer, zu kämpfen“. Für viele Banken und Finanzinvestoren ist die Währung ein rotes Tuch; Ethereum könnte zur „weißen“, unbefleckten Alternative werden.

Allerdings befindet sich Ethereum noch in einem früheren Entwicklungsstadium. Die sogenannte Difficulty-Bombe beginnt gerade erst zu wirken. Für Miner wird es nun immer schwieriger, neue Währungsblöcke herzustellen. Das ist beabsichtigt: Je mehr Rechenkraft in das Netzwerk gepumpt wird, desto schwieriger werden die kryptographischen Rätsel, die die „Miner“ zu lösen haben. So wird Inflation verhindert. Bei Ethereum scheint das Gleichgewicht jedoch langsam ins Wanken zu geraten: Die Produktion verlangsamt sich, es droht eine Währungsverknappung. Die Entwickler wollen so die Nutzer dazu zwingen können, Reformen mitzutragen. Das scheint besser zu funktionieren als bei den Bitcoins, dessen Gemeinde seit rund zwei Jahren über Änderungen am Programmcode streitet.

Die Deflation macht Ethereum reizvoll für Spekulanten. Aber auch für einen weiteren Siegeszug des Bitcoins spricht viel. Inzwischen gibt es Bitcoin-Geldautomaten, -börsen für Smartphones, professionelle Tauschhändler und sogar erste Geschäfte, die die Währung akzeptieren, darunter eine Airline aus Japan. Ethereum ist noch längst nicht so weit. „Die Geldwerdung passiert nicht über Nacht, sondern ist ein langer und steiniger Weg“, bilanziert Christoph Bergmann.

Neben Bitcoin und Ethereum gibt es zahlreiche andere Netzwährungen, darunter Ripple mit einem Marktwert von knapp 11 Milliarden Dollar, NEM (2 Milliarden Dollar) oder Litecoin (rund 1,5 Milliarden Dollar). Es spricht jedoch einiges dafür, dass sich im globalen Internet, in dem Größe alles schlägt – wie der Siegeszug von Facebook zeigt –, eine Leitwährung herauskristallisieren wird. Bitcoin und Ethereum haben dafür aktuell die besten Chancen.

Wie der Fall der offenbar betrügerischen Währung Onecoin zeigt – laut Ermittlern ein Schneeballsystem statt einer echten Kryptowährung –, sollten Privatanleger von Währungen die Finger lassen, die nur über eine zentrale Plattform zu beziehen und dort auch gespeichert sind, Nutzer somit voll dem Betreiber ausliefern. In der Krypto-Gemeinde gilt das als klares Anzeichen für ein betrügerisches System.


Gefangen im Börsendschungel

Ist die Wahl auf eine Digitalwährung gefallen, stellt sich die Frage, wie man an diese herankommt. Im Grundsatz gibt es drei Wege: Man stellt die Währung selbst her, über das „Mining“. Man bekommt Krypto-Geld von anderen Nutzern, die man direkt bezahlt: ein unsicherer Weg. Für Privatanleger empfiehlt sich viel mehr der Gang zu einem professionellen Handelsplatz im Internet. Deren Grundlagen findet man im Netz: Für Bitcoins gibt es zahlreiche Übersichten für Neueinsteiger. Wer des Englischen mächtig ist, kann auch die Community um Rat fragen, die sich in Online-Foren wie Reddit austauscht. Es gibt aber auch deutschsprachige Einführungen, etwa die Seite Bitcoin.org, unterstützt von der gemeinnützigen US-Bitcoin-Foundation.

Ist man informiert, wird es knifflig: Am Beginn des Bitcoin-Kaufs steht die Suche nach dem richtigen Handelsplatz. Eine Übersicht über die Möglichkeiten, an Bitcoins zu gelangen, bietet die Seite Buy Bitcoin Worldwide, die von dem Washingtoner Programmierer und Bitcoin-Pionier Jordan Tuwiner betrieben wird. Hier können Interessierte ihr Herkunftsland und die gewünschte Zahlungsart (etwa Kreditkarte, Paypal oder Überweisung) auswählen und bekommen dann eine Reihe von Handelsplätzen samt Vor- und Nachteilen aufgelistet. Die Seite bewertet die Portale unter anderem nach den Kriterien Bedienbarkeit, Schutz der Privatsphäre, Geschwindigkeit, Reputation und – ganz wichtig – den Gebühren.

Bei den Bitcoin-Plattformen gibt es einige Platzhirsche, die den größten Anteil des weltweiten Handels auf sich vereinen. Einen Handel in Dollar ermöglichen: Coinbase aus den USA, Bitfinex aus Hong-Kong, Bitstamp aus Großbritannien und Okcoin aus China. In Euro gehandelt wird unter anderem an der US-Börse Kraken, bei Anxpro aus Hong-Kong und Bitcoin.de aus Deutschland. Die Anmeldung funktioniert bei fast allen großen Anbietern gleich: Nach einer Verifizierung, die aufgrund des großen Andrangs aktuell sehr lang dauern kann, überweisen Kunden den Anbietern Geld, das diese auf ein Guthabenkonto einzahlen. Der Zugriff erfolgt über das Nutzerprofil, der Handel mit anderen Bitcoin-Besitzern an der Börse funktioniert dann in Echtzeit.

Anders funktioniert allerdings der hiesige Marktführer, Bitcoin.de von der Herforder Bitcoin Deutschland AG. Streng genommen ist Bitcoin.de keine Börse, sondern ähnelt einem Internet-Marktplatz à la Ebay: Die Käufer und Verkäufer haben hier kein Verrechnungskonto beim Anbieter, sondern überweisen sich das Geld für die Bitcoins direkt über die jeweilige Hausbank – Bitcoin.de überwacht die Transaktion und nimmt dafür eine im Vergleich mit den Börsen geringe Gebühr von rund 0,5 Prozent. Dazu arbeitet die Firma mit der Münchner Direktbank Fidor-Bank zusammen. Wer dort ein Konto hat, kann direkt loslegen mit dem Bitcoin-Kauf.

Alle anderen Kunden müssen nach der Registrierung bei Bitcoin.de ihr Bankkonto verifizieren, was 9,90 Euro kostet. Hat die Anmeldung geklappt, können auf dem Marktplatz jene Mengen gekauft werden, die die Verkäufer gerade anbieten. Ein typisches Angebot lautet etwa: „0,2 Bitcoin zum Preis von 553,48 Euro“. Stimmt der Käufer der Transaktion zu, überweist er das Geld an den Verkäufer. Erst wenn dieser den Betrag erhalten hat, werden die Bitcoins auf das eigene Konto bei Bitcoin.de transferiert. Der Vorteil: Privatanleger müssen nicht in Vorleistung gehen und Geld an den Börsenbetreiber mit Sitz in China oder den USA überweisen.

Der Handel von Ethereum funktioniert grundsätzlich gleich, auch wenn nicht alle Bitcoin-Börsen auch Ethers anbieten. Bei Coinbase, Kraken, Bitfinex und Okcain ist die Alternativwährung aber zu haben, andere Anbieter wollen nachziehen. Wichtig ist: Alle bisher genannten Börsen und Marktplätze besitzen keine eigene „Kryptowährungs-Ausgabestelle“, stattdessen treffen Verkäufer und Käufer aufeinander. Eine Ausnahme stellt nur das niederländische Portal Anycoin Direct dar: Hier kauft man die Digitalwährungen direkt vom Anbieter.

Wichtiges Thema im Anschluss an den Handel ist die Aufbewahrung. Erfahrene Krypto-Anleger wie Darius Karampoor aus Kiel, der einen der ersten deutschen Onlinehändler mit Bitcoin-Bezahlmöglichkeit aufgebaut hat, haben eine klare Empfehlung: „Die Münzen sollten niemals auf Dauer innerhalb der Onlinebörse gelagert werden. In zahlreichen Fällen sind Hacker hier in der Vergangenheit in bekannte Börsen eingebrochen, haben Millionenwerte gestohlen.“ Auch der heimische PC ist demnach keine gute Wahl zur Aufbewahrung: Die digitalen Münzen könnten aus der sogenannten Software-Wallet (einem Aufbewahrungsprogramm auf der Festplatte) mithilfe eines Trojaners gestohlen werden.

Experten empfehlen stattdessen den Griff zur sogenannten Hardware-Wallet. Das ist ein spezieller Tresor für Kryptowährungen in der Form einer intelligenten externe Festplatte. Diese schützt die Bitcoins, Ethers und Co. (und den eigenen Schlüssel für den Zugriff) sowohl vor einem Diebstahl durch Hacker, als auch vor der möglichen Pleite einer Börsenplattform. Nichts wäre schließlich ärgerlicher, als das frisch gewonnene Krypto-Vermögen im digitalen Nirwana zu verlieren.

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