Kurzfristiger Wertverlust Haben Bundesanleihen als sicherer Hafen ausgedient?

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Amerikaner wehren sich gegen neue Richtlinien


Der Tausendsassa feiert 70. Geburtstag
Wolfgang Schäuble anno 1973 Quelle: dpa
Wolfgang Schäuble anno 1983 Quelle: dpa
Helmut Kohl und Wolfgang Schäuble Quelle: dpa
Wolfgang Schäuble und Günther Krause (rechts) unterschreiben den Einigungsvertrag Quelle: dpa
Tatort des Attentats auf Wolfgang Schäuble am 12. Oktober 1990 Quelle: dpa
Helmut Kohl und Wolfgang Schäuble im Jahr 1997 Quelle: dpa
Wolfgang Schäuble bei der Bundestagswahl 1998 Quelle: dpa

Genau aus diesem Grund wehren sich vor allem US-Großbanken vehement gegen Basel III. Derzeit ist ungewiss, ob und wann das Regelwerk in den USA in Kraft tritt. Auch in der EU haben die Banken mit massiver Lobbyarbeit erreicht, dass die Vorschriften aufgeweicht und verschoben wurden. Die Institute haben nun bis Ende 2018 Zeit, um ihre flüssigen Mittel schrittweise aufzustocken. Obendrein müssen sie diese nicht mehr ausschließlich mit hochliquiden, also sehr schnell zu veräußernden Aktiva erfüllen. Auch Unternehmensanleihen und Aktien sind zum Teil erlaubt.

Dennoch wird Basel III die Nachfrage nach sicheren und liquiden Staatspapieren kräftig antreiben – wenn auch vielleicht nicht ganz so stark wie ursprünglich prognostiziert. In einer Untersuchung vom April 2012 kam der Weltwährungsfonds (IWF) zu dem Ergebnis, dass der Bedarf an risikoarmen Wertpapieren zur Erfüllung von Basel III weltweit zwei bis vier Billionen Dollar beträgt. Von der Größenordnung her dürfte die Vorhersage auch nach dem erfolgreichen Sperrfeuer der Banken gegen Basel III zutreffen. „Es wird einen sehr hohen Bedarf an geeigneten Vermögenswerten wie Staatsanleihen und anderen entsprechend liquiden Wertpapieren geben“, sagt Michael Kemmer, Chef des deutschen Bankenverbandes.

„Der zusätzliche Bedarf an Sicherheiten, die die Finanzinstitute zur Abdeckung ihrer geschäftlichen Risiken benötigen, könnte weltweit insgesamt bis zu fünf Billionen Dollar betragen“, schätzt Xaia-Chef Felsenheimer – mehr als fünfmal so viel wie die Bilanzsumme der Commerzbank.

Hohe Kurse, niedrige Zinsen

Angesichts der weltweiten Schuldenorgien sollte es eigentlich genügend sichere Staatsanleihen geben, um die Anforderungen der neuen Finanzmarkt-Gesetze zu erfüllen: Die Länder in Europa, Asien und Nordamerika, deren Bonität mindestens mit AA (der zweitbesten Ratingklasse) bewertet wird, haben Anleihen über insgesamt 33 Billionen Dollar begeben. Doch ein Großteil dieser Bonds liegt in den Tresoren von Zentralbanken. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) etwa, die seit knapp einem Jahr den Wechselkurs von 1,20 Franken je Euro verteidigt, kauft gegen neu geschaffene Franken massenhaft Euro-Papiere. Rund 170 Milliarden Franken setzte die SNB bisher dazu ein. Einen Großteil der so eingenommenen Euro investierte sie in deutsche Staatsanleihen.

Auch risikoscheue Staatsfonds aus China und dem Nahen Osten schleusen immense Summen in sichere Wertpapiere. Die vermeintlich reichlich vorhandene Ware „hochliquide Staatsanleihen“ könnte deshalb arg knapp werden.

Die Folge: Die Kurse sind hoch, die Zinsen niedrig. Bereits heute reichen die Renditen von Bunds nicht mehr aus, um die Kaufkraft des angelegten Vermögens zu erhalten. „An dieser Situation wird sich unserer Einschätzung nach auch in den kommenden ein bis zwei Jahren nichts wesentlich ändern“, sagt Purps von UniCredit.

Auf kurze Sicht dürften die Renditen von Bundesanleihen noch leicht anziehen: Neben der Beruhigung der Euro-Krise spielt auch ein leicht verbesserter Ausblick auf die Konjunktur eine Rolle, nicht mehr ganz so düster. Eine Verbesserung der Wirtschaftsprognosen drückt auf die Kurse von Anleihen. Denn dann sind Zinserhöhungen zu erwarten, und Emittenten müssen höhere Renditen bieten. Doch der Anstieg wird moderat sein.

„Private Anleger müssen sich fragen, welchen Nutzen ein Investment in Bundesanleihen noch hat. Sparbücher und Termingelder bringen ebenso hohe Zinsen, bergen aber keine Kursrisiken“, sagt Analyst Gernot Griebling von der LBBW.

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